Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert
Pflegeeltern übergeben und war aus dem Zimmer gestürzt, Anvar nur um den Bruchteil einer Sekunde hinter sich. Chiamh stolperte, so schnell er konnte, hinter den beiden her – aber er hatte mehr Verstand, als ihnen nachzurufen, daß sie auf ihn warten sollten. Statt dessen hämmerte er auf die Türen von Parrics Kammer, um den Rudelfürsten vor den bevorstehenden Schwierigkeiten zu warnen. Parric und Sangra, die glücklicherweise noch nicht völlig betrunken waren, kamen sofort heraus, gefolgt von einer zerzausten Iscalda, die sich ihre verschlafenen Augen rieb. Schiannath und Yazour jedoch waren nirgendwo zu finden.
Die Magusch waren kaum am Fuß der Treppe angelangt, als sie von einer dringenden Warnung des Moldans aufgehalten wurden: »Zauberer – seid auf der Hut. Die Xandim haben gegen euch und den Rudelfürsten die Waffen ergriffen. Sie sind schon bis zu den äußeren Türen vorgedrungen und rücken gerade in diesem Augenblick auf euch zu.«
Anvar murmelte einen zornigen Fluch. Dann, wie auf ein unsichtbares Signal hin, stürzten die beiden Magusch gleichzeitig die Treppe hinauf und verriegelten die Tür hinter sich. Aurian hatte jetzt auch wieder Kontakt mit Shia: Die Katzen, die sich auf ihre Nachtsicht verlassen konnten, hatten es bisher geschafft, den Pfeilen auszuweichen und sich auf den Berg zu flüchten. Anscheinend versuchten die Bogenschützen der Xandim gerade, genug Mut zusammenzuraffen, um die Verfolgung aufzunehmen – ein törichtes Unterfangen schon bei Tageslicht, bei Dunkelheit jedoch reiner Wahnsinn. Aurian berichtete Shia mit knappen Worten, was sich innerhalb der Festung ereignet hatte, und warnte ihre Freundin, nur ja nicht zurückzukehren. »Wenn sie euch weiter auf den Fersen bleiben, lauft zu Chiamhs Tal – sobald ihr an den hohen stehenden Steinen vorbei seid, werden sie es nicht wagen, euch weiter zu verfolgen.«
»Nur, wenn uns keine andere Wahl bleibt«, beharrte Shia. »Ich möchte wenigstens so weit in eurer Nähe bleiben, daß ich euch, wenn nötig, helfen kann.«
Auf dem ersten Treppenabsatz trafen sie auf Chiamh und die anderen. »Schiannath und Yazour sind irgendwo in der Festung«, erklärte das Windauge den beiden Magusch mit grimmigem Gesichtsausdruck. »Wir müssen sie finden und warnen, wenn es nicht schon zu spät ist.«
»Das ist es nicht«, sagte der Moldan zu jenen, die ihn hören konnten. »Sie sind über einen Seitengang zu den Lagerräumen gegangen. Bisher hat man sie noch nicht entdeckt.«
Als Chiamh die Nachricht weitergab, drängte sich Iscalda zwischen den anderen hindurch. »Ich werde gehen. Schiannath ist mein Bruder.«
»Warte.« Anvar legte ihr eine Hand auf den Arm, um sie aufzuhalten. »Ich gehe. Basileus kann mich zu ihnen führen.« Als er sah, daß Aurian den Mund öffnete, um sich ebenfalls für diese Aufgabe anzubieten, zögerte er nicht lange, ihr zuvorzukommen. »Nein, meine Liebste. Ich bin ganz offensichtlich der Richtige für diese Unternehmung – du hast dich noch immer nicht ganz von deiner Verwundung und dem Kampf auf Stahlklaue erholt. Ich bin viel schneller, wenn ich allein gehe.«
Aurian sah ihn finster an. »Verwünscht!« murmelte sie. »Ich hasse es, wenn du recht hast. Also gut. Aber paß auf dich auf – und komm schnell zurück.« Sie begleitete ihn bis zum Fuß der Treppe und preßte ihn fest an sich, bevor sie ihn endlich gehen ließ. Anvar hörte das Krachen des Riegels, der hinter ihm wieder vorgeschoben wurde, und erschauerte. Plötzlich fühlte er sich sehr unsicher – und furchtbar allein. »Du und deine blöden Heldentaten«, murmelte er bei sich. Dann wandte er sich nach links und lief flugs den Korridor hinunter. Je eher er wieder hinter der zweifelhaften Sicherheit dieser dicken Eichentür verschwinden konnte, um so besser würde er sich fühlen.
Schiannath hatte Yazour durch die Gewölbe unter den Lagerräumen geführt – vor allem durch den Teil der Keller, in dem die Xandim ihre Vorräte an Bier und Met aufbewahrten. Die eigentlichen Küchen in dem gewaltigen Bau waren eher primitiv, denn das Pferdevolk zog es vor, den größten Teil des Kochens – und übrigens auch des Essens – im Freien vorzunehmen, wobei aber von jeder einzelnen umherwandernden Schar erwartet wurde, daß sie einen Teil ihrer Beute in die Festung brachte, damit auch die Alten und Kranken, die dort lebten, zu essen hatten. Diese Bewohner, die für gewöhnlich nicht selbst auf die Jagd gehen konnten, machten das Essen dann
Weitere Kostenlose Bücher