Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Titel: Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
Vom Netzwerk:
haltbar, so daß sie für Notfälle wie Belagerungen oder Dürrezeiten gerüstet waren.
    Die alten Leute waren auch die Bierbrauer des Stamms und tauschten die Ergebnisse ihrer Mühen gegen andere Dinge, die die Jäger und Handwerker besaßen. Ihre Vorräte an berauschenden Getränken waren zwar für gewöhnlich unbewacht, wurden aber nach einem fairen Tauschsystem verteilt, das die meisten Xandim von sich aus zu achten bereit waren. Trotzdem hatte Schiannath, nachdem er die ganze Nacht über mit Yazour Kriegergarn gesponnen hatte und ihnen das Bier ausgegangen war, keinen Augenblick gezögert, eine Expedition in diese Gewölbe zu unternehmen, um sich noch etwas zu trinken zu ›organisieren‹. Yazour wußte nicht, daß das genau die Art von schlechtem Benehmen war, die seinen Freund schon früher mit den Älteren und dem Rudelfürsten in Schwierigkeiten gebracht hatte.
    Trotz der vollmundigen Versicherungen des jungen Xandims, daß sie nichts zu befürchten hätten, beschlich Yazour ein Gefühl des Unbehagens, während er sich durch die große Falltür in den hinteren Teil des Lagerraums geleiten ließ, von dem aus man über eine steinerne Treppe hinunter in die Kellergewölbe gelangte. Zuerst hatte er einfach angenommen, das bereits getrunkene Bier habe seine Phantasie über Gebühr entflammt. Es war sehr kalt hier unten, und die Luft fühlte sich trocken, tot und drückend an. Während sie durch den niedrigen, überwölbten Gang wanderten, hallte das verstohlene Echo ihrer Schritte von den abgerundeten Wänden schaurig wider, bis sie schließlich von einem Geräusch umgeben waren, das wie das Schlagen Hunderter kleiner Flügel klang. Die bernsteinfarbene Flamme der Fackel flackerte in Schiannaths erhobenen Händen und ließ die Schatten der Männer an den Wänden auf und nieder hüpfen, als hätten sie ein eigenes Leben. Yazour fühlte sich auf höchst unangenehme Weise an Aurians grauenerregende Geschichte von den Todesgeistern erinnert.
    Mit jedem Schritt, den er tat, wuchs das Gefühl des Unbehagens in dem jungen Hauptmann. Zuerst schob er das lediglich auf die Tatsache, daß er in einem unterirdischen Gang eingeschlossen war und beständig an die gewaltige Steinmasse über seinem Kopf denken mußte. Aber als er und sein Kamerad den Ort erreichten, an dem sich die Gewölbe öffneten und einem Labyrinth miteinander verbundener Keller Platz machten, witterten seine Kriegersinne eine unsichtbare Gefahr. Irgend jemand – oder irgend etwas, dachte er unbehaglich, konnte sich in diesem Labyrinth von winzigen Räumen verstecken und sich, ohne selbst gesehen zu werden, jederzeit an sein Opfer heranschleichen.
    »Zuerst kommen die eßbaren Sachen.« Schiannaths Flüstern ließ Yazour zusammenfahren wie ein erschrockenes Kaninchen. »Das Bier wird weiter hinten aufbewahrt«, fuhr der Xandim fort, ohne zu ahnen, welche Wirkung seine Worte auf die angespannten Nerven seines Freundes hatten. »Sie hoffen, daß wir Außenseiter uns verirren, bevor wir die Vorräte finden«, meinte er kichernd.
    Während sie weiter durch die spinnwebigen, höhlenartigen Räume liefen, in denen sich wahllos Fässer, Kisten und Säcke stapelten, verhöhnte sich Yazour innerlich. Was für eine alte Memme er doch war! Sieh dir nur Schiannath an, dachte er bei sich. Er hat keine Angst vor der Dunkelheit! Aber wenn er gehofft hatte, auf diese Weise neuen Mut fassen zu können, mußte er feststellen, daß dieser Versuch ein absoluter Fehlschlag war. Sosehr er sich auch bemühte, er konnte das unangenehme Kribbeln zwischen seinen Schulterblättern nicht abschütteln, dieses Gefühl, das ihm sagte, daß er das Ziel unsichtbarer Augen war. Aber nachdem er seinem Freund schon so weit gefolgt war, konnte er jetzt unmöglich den Rückzug antreten, ohne als feiger Dummkopf dazustehen – und er würde lieber sterben, als vor Schiannath das Gesicht zu verlieren oder – was noch schlimmer gewesen wäre – vor Schiannaths Schwester, falls sie später von diesem Abenteuer erfahren sollte. Je früher sie das verflixte Bier fanden, um so schneller würden sie wieder hier herauskommen – also biß Yazour die Zähne zusammen, lockerte sein Schwert in der Scheide und ging weiter hinter dem Xandim her.
    Da plötzlich fauchte aus dem Nichts ein Windstoß, und die Fackel erlosch. Tiefe Dunkelheit senkte sich über sie herab, eine Dunkelheit, die so undurchdringlich war, daß es den Anschein hatte, als hätte irgendein Gott einen Samtumhang über die Welt

Weitere Kostenlose Bücher