Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert
habe ihn wie gewöhnlich bewachen lassen, Herr«, fügte der Hauptmann hastig hinzu, nachdem er beschlossen hatte, Eliseths Beispiel zu folgen. »Sowohl das obere Tor als auch das untere waren besetzt, und auch die Straße, die hier heraufführt, wurde bewacht. Es ist mir schleierhaft, wie irgend jemand an meinen Männern vorbeikommen konnte.« Er drehte sich um und warf dem verängstigten, narbengesichtigen Wachposten einen zornigen Blick zu. »Er war da. Warum fragen wir ihn nicht, wie diese beiden nichtsnutzigen Einfaltspinsel es geschafft haben, in einen Hinterhalt zu geraten.«
»Laß es uns herausfinden.« Miathans Stimme war in Seide gehüllter Stahl. Er richtete den finsteren Blick seiner gefühllosen Spinnenaugen auf den unglückseligen Wachmann.
Der Hauptmann, der nur allzu froh darüber war, gehen zu dürfen, eilte die Turmtreppe hinunter. Er war jedoch nicht schnell genug, um die lauten Schreie entsetzlicher Qual nicht mehr zu hören, die aus dem oberen Raum schrillten. Er preßte sich die Hände auf die Ohren, um das grauenerregende Heulen zu dämpfen, verzichtete auch noch auf den Rest seiner Würde und floh.
»Es war meine Magd?« Ausnahmsweise einmal war Eliseth der Schreck, der ihr in die Glieder gefahren war, anzusehen.
»Nach dem, was ich aus den Gedanken des Wachpostens herausgepreßt habe«, der Erzmagusch blickte verächtlich auf den verzerrten Leib auf dem Fußboden, »scheint es da keinen Zweifel zu geben.«
»Aber sie war nur eine Küchenmagd – kaum mehr als ein Kind, und sie hatte gewiß nicht genug Verstand, um …«
»Sie hatte Verstand genug, um die Flucht des meistgesuchten Mannes in Nexis zu planen und in die Tat umzusetzen – dank deiner Hilfe!« fauchte Miathan. Trotz der unangenehmen Situation genoß er die Fassungslosigkeit der sonst so eiskalten Magusch.
»Und wer, bitteschön, hat ihr aufgetragen, sich um Vannor zu kümmern?« erwiderte Eliseth höhnisch. »Ich jedenfalls nicht. Das war deine Idee, Miathan. Du hast dem kleinen Miststück den Weg geebnet.«
Die ohnehin nicht allzu große Freude, die der Erzmagusch an dieser Situation empfunden hatte, löste sich jäh auf. Eine Vision von seinen Händen, die sich um Eliseths Kehle legten, blitzte kurz in seinen Gedanken auf, dann riß er sich zusammen. »Das reicht!« befahl er barsch. »Ich gestehe, sie hat uns beide übertölpelt. Aber die Frage bleibt – wer ist sie? Einer von Vannors Rebellen? Hat er noch andere Spione in der Akademie?« Es war ein unerfreulicher Gedanke, daß die Magusch vielleicht nicht länger unverletzlich waren. Er erinnerte sich an den Verräter Elewin und ballte die Fäuste.
»Ich werde das bald herausfinden«, versprach Eliseth grimmig, »selbst wenn ich dafür den Geist jedes einzelnen Dieners im Haus in Stücke reißen müßte. Irgend jemand muß ihr geholfen haben, Miathan. Wie konnte so eine halbe Portion von einem Mädchen sowohl Janok als auch einen voll ausgebildeten Krieger umbringen, der dreimal so groß war wie sie?«
»Das ist nicht das einzige Rätsel, das wir lösen müssen.« Der Erzmagusch runzelte die Stirn. »Wie hat sie Vannor aus der Akademie geschafft, ohne gesehen zu werden? Und wo sind sie jetzt? Wenn du Vannor wirklich so schwer verletzt hättest, wie du behauptest, hätte er nicht weit kommen können.« Er sah sie mit wütendem Stirnrunzeln an.
»Glaubst du, sie verstecken sich immer noch irgendwo in der Akademie?« fragte Eliseth.
»Das scheint mir die plausibelste Erklärung zu sein. Und wenn sie noch hier sind, dann werden nicht mal die Götter selbst ihnen helfen können. Wir werden das unterste zu oberst kehren – niemand kommt rein oder raus, egal aus welchem Grund –, und wir werden jede Kammer der Akademie durchsuchen.«
»Und was ist, wenn sie nicht hier sind?« wollte die Wettermagusch wissen. »Wir können unmöglich die ganze Stadt durchsuchen, dafür haben wir nicht genug Leute. Und wir können auch keine Belohnung für die Ergreifung Vannors aussetzen, weil wir damit den Sterblichen gegenüber zugeben würden, daß er noch lebt.«
»Nein – aber wir können eine Belohnung für das Mädchen aussetzen.«
Miathans Augen funkelten. »Wir behaupten, sie hätte den Magusch etwas Wertvolles gestohlen – was ja auch der Wahrheit entspricht«, fügte er trocken hinzu. »Die Tatsache, daß ich gestern diese Vorräte freigegeben habe, hat sich mit Sicherheit zu unserem Vorteil ausgewirkt – zumindest gibt es jetzt wieder ein paar Leute in Nexis, die mir
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