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Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Titel: Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Wachs die Finger versengte. Vannor sah, wie sie zusammenzuckte und die hart gewordenen Wachströpfchen abzog, aber sie biß sich auf die Lippen und sagte kein Wort. Bis dahin hatten ihn ihre erfolglosen Bemühungen um eine gemäßigte Ausdrucksweise halb belustigt und halb schockiert, aber jetzt bereitete es ihm noch größere Sorgen, daß sie zu müde war, um auch nur die Energie zum Fluchen aufzubringen.
    »Nur einen Augenblick, Vater.« Sie setzte ihren Korb ab, der mittlerweile unheilvoll leicht geworden war, und suchte hastig in dem schwächer werdenden Schein des Kerzenstummels nach einer neuen Kerze. Dann drehte sie sich mit weit aufgerissenen Augen zu ihm um.
    »Wir haben nur noch eine einzige übrig.«
    Plötzlich hatte Vannor die schreckliche Vision von sich und seiner Tochter, wie sie einsam durch die Dunkelheit irrten, bis diese verfluchten Tunnel schließlich ihr Grab wurden. Zanna hatte eindeutig denselben Gedanken. Ihre Stimme brach, und sie schluchzte: »O ihr Götter, wir werden nie hier herausfinden.«
    »Komm, Zanna – gib mir die Kerze.« Hastig nahm Vannor den Stummel aus ihren ruhelosen Fingern, bevor er vollends verlöschen konnte. »So, Kleines, jetzt hol die neue Kerze aus dem Korb – ich schaffe das nicht mit einer Hand.« Bisher hatte Zanna eine Zähigkeit an den Tag gelegt, die Vannor ungeheuer erstaunt hatte. Er wußte, daß es ihr helfen würde, ihre wachsende Panik in den Griff zu bekommen, wenn sie etwas zu tun hatte. Und er hatte sich nicht geirrt. Bis es Vannor gelungen war, den neuen Docht zu entzünden, hatte sie sich wieder gefaßt und ihre Tränen hinuntergeschluckt, obwohl sie noch immer vor Angst zitterte.
    Vannor befestigte die Kerze auf einem schmalen Vorsprung in der rauh behauenen Wand des Korridors und legte seine Arme um Zanna. »Du darfst nicht den Mut verlieren, Kleines. Sieh nur, wie ungleichmäßig diese Tunnel sind. Wir sind jetzt stundenlang nach unten gegangen – wir müssen uns mittlerweile im ältesten Teil der Katakomben befinden. Komm jetzt; laß es uns noch einmal versuchen. Wir sind bestimmt bald am Ziel.«
    Seufzend und unbeholfen erhob sich Zanna, aber ihre müden Beine versagten ihr fast den Dienst, und sie stolperte, wobei sie gegen einen Mauervorsprung in der Tunnelwand taumelte, der sie vor einem Sturz bewahrte. Dort blieb sie stehen, um wieder Atem zu schöpfen. Plötzlich drang aus einem schmalen Riß im Schatten des Vorsprungs ein Schwall kalter, übelriechender Luft.
    »Vater?« Zannas Stimme zitterte vor Aufregung. »Vater – komm her und sieh dir das an!« Nach stundenlangem Suchen hatten sie endlich die schmale Spalte in der Mauer der Katakomben gefunden, die in die Abwasserkanäle hinunterführte.
    Diese Entdeckung gab ihnen neuen Mut. Sie ließen den mittlerweile nutzlos gewordenen Korb zurück und nahmen nur die Kerze, die Schachtel mit den Zündhölzern und die Flasche mit ihrem immer geringer werdenden Wasservorrat mit. Die Felsspalte war so schmal, daß Zanna sich nur seitlich hindurchquetschen konnte, und nach allem, was ihr Vater erzählt hatte, war der Kanal dahinter noch schmaler. Obwohl sie dagegen protestierte, bestand Vannor darauf, daß sie als erste ging, und mit einem flauen Gefühl der Angst wußte sie, daß er befürchtete, steckenzubleiben und ihr auf diese Weise den Weg nach draußen zu versperren.
    »Sieh mal, Mädchen, du mußt vernünftig sein«, sagte er, als sie versuchte, ihn von seinem Entschluß abzubringen. »Wenn es zum Schlimmsten kommt, kannst du wenigstens Hilfe holen.«
    Zanna konnte ihn daraufhin nur unglücklich und sprachlos ansehen. Falls er ihr nicht zu folgen vermochte, wie sollte sie da den Weg durch die Abwasserkanäle finden? Und wen kannte sie schon in der Stadt, der ihrem Vater helfen konnte oder wollte, selbst wenn sie, Zanna, in der Lage wäre, ihn wiederzufinden? Vannor ließ jedoch keine Einwände gelten. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als sich durch die schmale Öffnung zu zwängen und, soweit es ging, den Atem anzuhalten, um sich gegen den Gestank zu wappnen, der von den Kanälen unter ihr aufstieg.
    Der Weg durch das Abwasserrohr wurde zu einem Alptraum, wie Zanna ihn sich nicht schlimmer hätte ausmalen können. Das Rohr war so eng, daß der namenlose Schleim, der seine Innenseite überzog, ein Segen war, da er ihr half, sich hindurchzuzwängen. Um die Dinge noch zu verschlimmern, war es im Innern des Rohrs pechschwarz. Eine Kerze wäre in der feuchten, zugigen Luft sofort erloschen.

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