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Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Titel: Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Als das schmale Rohr plötzlich eine Biegung vollführte, hätte Zanna am liebsten ihren Kopf auf die schmerzenden Arme gelegt und vor Verzweiflung geweint. Aber sie biß die Zähne zusammen und rief sich in Erinnerung, daß der Kavalleriehauptmann Parric diesen Weg regelmäßig benutzt hatte, als sich ihr Vater zusammen mit den anderen Rebellen hier unten versteckt hatte. Nun, wenn Parric es schaffen konnte, konnte sie es auch. Sie holte einmal tief Luft und verbog ihr gequältes Rückgrat, bis sie glaubte, es würde brechen, und dann zwängte sie sich hindurch …
    Plötzlich rutschte sie, schneller und immer schneller, und schoß schließlich aus der Öffnung des Rohres heraus, wobei sie sich Ellbogen und Schienbeine aufschürfte. Einen Augenblick lang lag sie atemlos da, bevor sie in ein Schluchzen der Erleichterung ausbrach, das genauso schnell endete, wie es begonnen hatte, als sie sich an ihren Vater erinnerte. Jetzt, nachdem sie diesen schrecklichen Weg zurückgelegt hatte, wurde ihr erst richtig klar, wie furchtbar es für ihren Vater werden würde. Nur die Tatsache, daß der stämmige Vannor während seiner Gefangenschaft bei den Magusch viel Gewicht verloren hatte, ließ sie hoffen, daß er zumindest eine Chance hatte, sich ebenfalls durch das Rohr zu quetschen. Aber er hatte nur eine gesunde Hand, um sich vorwärtszuziehen. Er würde es niemals schaffen … Es war unmöglich. Mit vor Angst hämmerndem Herzen und nach einer kurzen Zeit fieberhaften Suchens in der Dunkelheit fand Zanna endlich die Öffnung des Rohrs wieder. Sie legte ihr Ohr daran und horchte. Gefolgt von hohlen Echos, drang der Klang gedämpften Ächzens und Fluchens zu ihr heraus. Eine Weile hörte Zanna in unglücklichem Schweigen zu, da sie begriff, welche Schwierigkeiten ihr Vater hatte, und ihn nicht ablenken wollte. Schließlich konnte sie es jedoch nicht länger ertragen. Er müßte längst da sein! Irgend etwas mußte schiefgegangen sein. Als das Fluchen plötzlich ein Ende nahm, konnte sie nicht länger an sich halten. »Vater?« fragte sie zögernd, und die wachsende Panik ließ ihre Stimme zittern. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Das ist es natürlich nicht, verdammt!« Dann schien sich Vannor wieder unter Kontrolle zu haben. »Tut mir leid, Mädchen. Ich habe hier ein kleines Problem, an der Stelle, wo das Rohr eine Biegung macht …«
    Obwohl er versuchte, optimistisch zu klingen, konnte Zanna die gequälte Anstrengung in seiner Stimme hören. Trotzdem fand sie seine Antwort nicht völlig entmutigend. Solange er die Energie hatte, zu fluchen, war noch nicht alles verloren. »Hör zu, Vater«, sagte sie. »Du bist jetzt an der schlimmsten Stelle. Danach ist es ganz leicht. Wenn du dich nur um diese Ecke schlängeln kannst …«
    »Wenn Wünsche Diamanten wären«, fuhr Vannor sie an, »wärst du die reichste Erbin in Nexis. Ich finde auf diesem verfluchten Schleim irgendwie keinen Halt.«
    Nicht einmal alle Diamanten von Nexis – um genau zu sein: überhaupt nichts auf der ganzen Welt – hätten Zanna bewegen können, in das Abflußrohr zurückzuklettern. Nichts außer ihrer Liebe zu ihrem Vater. »Halt durch, Vater. Ich komme.« Ohne zu zögern zwängte sich Zanna wieder in das Rohr hinein.
    »Untersteh dich, Mädchen! Verdammt, sei nicht so verflucht dumm! Du mußt hier raus. Bring dich in Sicherheit.«
    Zanna ließ ihn schimpfen. Allerdings blieb ihr auch nicht genug Luft für eine Antwort. Diesen letzten steilen Teil des Rohrs hinaufzuklettern, war viel schwieriger, als ihn hinunterzurutschen. Wieder und wieder verlor sie, erschöpft wie sie war, ihren Halt und rutschte zurück. Wieder und wieder raffte sie sich auf, fluchte herzhaft und begann die Kletterpartie von neuem. Und schließlich wurde das Wunder wahr. Ihre tastenden Finger berührten das kalte, feuchte Fleisch einer ausgestreckten Hand, die schwach in ihren Fingern zitterte.
    Vannors Protest hatte schon vor langem ein Ende gefunden. Zanna hatte die ganze Zeit darum gebetet, daß es ihm gut ging, hatte aber nicht genug Luft übrig, um zu reden. »Wenn ich das Signal gebe«, stieß sie hervor, »versuch, dich um die Ecke zu zwängen.«
    »Was …? Was zum …«
    »Jetzt!« rief Zanna. Sie hielt den Unterarm ihres Vaters mit beiden Händen umklammert und gab jetzt mit Bedacht den Halt preis, den ihre Beine und Füße in dem Rohr gefunden hatten, so daß sie mit ihrem ganzen Gewicht am Arm ihres Vaters hing. Sie hörte einen erschrockenen Aufschrei von Vannor,

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