Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert
festigen, den die übrigen Xandim Chiamh in der letzten Zeit entgegengebracht hatten.
»Man hat uns einen neuen Anführer versprochen, Fremdländer!« brüllte Galdrus dem unglücklichen Parric zu. »Und doch sind es nur noch drei Tage bis zum Dunkelwerden des Mondes, und wir haben von dir noch kein einziges Wort gehört. Und wir wollen auch nichts mehr von dir hören!«
Viele Stimmen gesellten sich lautstark zu der seinen:
»Du bringst unsere Feinde, die schwarzen Geister und das Himmelsvolk über uns!«
»Du besudelst unsere Festung mit schmutzigen Wölfen und fremdländischen Magiern!«
»Du steckst unter einer Decke mit Gesetzlosen und Verbannten!«
»Du hast unseren wahren Rudelfürst verflucht!«
»Wir wollen Phalihas!«
Und noch weitere Xandim liehen dem mißmutigen Singsang ihre Stimme. »Wir wollen unseren Rudelfürst!«
»Befreit Phalihas!«
Parric versuchte, ihnen eine Antwort zu geben, aber seine mit lauter Stimme gerufenen Worte gingen in dem Gebrüll unter. Die Stimmung des Pöbels erhitzte sich von Minute zu Minute. Chiamh lief noch schneller – und erst, als plötzlich einer der Aufrührer sich umdrehte und ihn kommen sah, erkannte dieser seinen Fehler.
»Da ist er! Das Windauge!«
»Er ist derjenige, der den Fremdländern all diese Dinge erst ermöglicht hat!«
»Es ist alles seine Schuld!«
Ein Teil der Menge blieb, wo er war, um weiter Parric zu beschimpfen, aber eine große Gruppe, angeführt von Galdrus, löste sich von den übrigen und lief auf das Windauge zu, mit Gesichtern, die von Haß und Zorn verzerrt waren. Ein eisiger Knoten der Angst ballte sich in Chiamhs Magen zusammen. Er blieb stehen und wandte sich halb um; all seine Instinkte schrien ihm eine Warnung zu, rieten ihm, davonzulaufen – und dann änderte er seine Meinung. Sein Gespräch mit Basileus und das Erscheinen der Fremdländer hatten sein Leben verändert: Die Tage des Davonlaufens waren tatsächlich vorüber.
Also griff er nach dem frischen Wind, der um ihn herumwirbelte, nahm eine Handvoll davon heraus und verknüpfte sie zu der Gestalt eines gräßlichen, leuchtenden Dämons. Das war der größte Fehler, den er begehen konnte. Galdrus und mehrere seiner Männer hatten diesen Dämon schon einmal gesehen. Damals hatte er sie in Angst und Schrecken versetzt und zutiefst gedemütigt, und gerade diese Erinnerung gab ihrem Zorn nun neue Nahrung. Und was noch schlimmer war, sie wußten, daß der Dämon trotz seines furchterregenden Aussehens nur eine Erscheinung war und ihnen nichts anhaben konnte.
»Es ist in Ordnung.« Galdrus’ Bellen durchschnitt die ersten entsetzten Schreie der Panik. »Das Ding ist genauso harmlos wie das Windauge. Holt ihn euch!«
Der Mob tobte vorwärts, aber trotz der tapferen Worte ihres Führers waren nur wenige von ihnen bereit, der Dämonengestalt, die vor dem Windauge hockte, in die Nähe zu kommen. Selbst Galdrus verspürte nicht die geringste Lust dazu. Einen Augenblick lang konnte Chiamh vor Erleichterung aufatmen, dann ging plötzlich einer der Männer in die Hocke, griff nach einem Stein und warf diesen. Bevor das Windauge wußte, wie ihm geschah, fand es sich inmitten eines Hagels von Wurfgeschossen wieder. Seine Verfolger schossen sich langsam, aber unerbittlich auf ihn ein, und trotz des zunehmenden Zwielichts wurden ihre Würfe immer genauer. Ein kleiner Stein traf ihn mit unangenehmer Wucht an der Schulter, und er schrie vor Schmerz auf. Sein Dämon flackerte und begann zu verblassen. Er war alles, was die zornigen Männer noch davon abhielt, ihn in Stücke zu reißen, und jetzt verlor er ihn … Während Chiamh sich noch bemühte, die Dämonenerscheinung wieder aufleben zu lassen, schoß ein weiterer Stein direkt an seinem Gesicht vorbei und schlitzte ihm dicht über dem Auge die Haut auf. Fluchend ließ Chiamh seinen Dämon fahren und gab Fersengeld.
Während er zurück zu dem Klippenweg rannte, hörte Chiamh das blutdurstige Geheul des Mobs dicht hinter sich – viel zu dicht. Viele Steine trafen ihn am Rücken, aber trotz der Schmerzen, die sie verursachten, verlieh seine grenzenlose Angst ihm die Kraft, immer weiterzutaumeln, während er zur Göttin flehte, daß er in der zunehmenden Dunkelheit nicht den Halt verlor und ausrutschte. Dann traf ihn ein Stein am Kopf, und während er zu Boden stürzte, wurde die Welt für einen Augenblick in tiefes Schwarz getaucht.
Halb betäubt und aus mehreren Wunden blutend, bemühte er sich nach Kräften, wieder aufzustehen,
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