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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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spürte eine kalte Nase an ihrem Arm. Sie öffnete die Augen und sah auf Wolf herab. Er schaute sie an, wandte dann aber hastig den Kopf ab. »Du warst sehr tapfer«, sagte er mit gepreßter Stimme. »Ich dachte, ich wäre dir egal – aber das stimmt nicht, oder?« Plötzlich fiel ein unglaubliches Gewicht von Aurians Herzen. »Ja, du hast dich geirrt«, antwortete sie leise, »aber ich war so lange fort, daß es mich nicht wundert, daß du so gedacht hast. Ich hätte dasselbe gedacht.« Sie legte die Arme um Wolfs zotteligen Hals. »Armer Wolf. Du hast bisher nicht viel von mir als Mutter gehabt, nicht wahr? Wenn das hier vorüber ist, hoffe ich, alles wiedergutzumachen.«
    »Glaubst – glaubst du, daß du diesen Fluch von mir nehmen kannst?«
    Obwohl er versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wieviel ihm das bedeutete, konnte Aurian die Verzweiflung hinter seinen Worten spüren. Trotzdem würde sie ihn nicht mit einer Lüge abspeisen – das wenigstens schuldete sie ihm. »Ich weiß es nicht mit Bestimmtheit«, antwortete sie. »Aber glaub mir, wir werden alles versuchen.«
    Der Wolf seufzte und legte den Kopf an ihre Schulter.
    »Bist du verletzt?« fragte Aurian ihn ängstlich.
    »Nein – nur ein paar Prellungen, das ist alles. Der größte Teil des Blutes stammt von dem Mann, der Valand verletzt hat.« Aurian hörte grimmige Befriedigung in Wolfs Stimme und drückte ihn fest an sich. »Das ist mein Sohn«, sagte sie stolz.
    Die Magusch saß reglos neben Wolf, bis der Junge im Bug einschlief. Dann nahm sie alle Kräfte zusammen, um sich für ihren nächsten Kampf zu wappnen: Chiamh lag noch immer eingehüllt in die blaue Matrix des Zeitzaubers da, und Aurian fürchtete sich vor dem, was sie entdecken würde, wenn sie den Zauber entfernte. In ihrem Herzen spürte sie, daß niemand so furchtbare Wunden heilen konnte.
    Sie spürte die harte Silhouette der Harfe der Winde an ihrem Rücken und wünschte, das Artefakt besäße heilende Magie. Wenn nur der Erdenstab seine Macht wiederhätte, dachte sie und strich über das Holz, das leblos an ihrem Gürtel hing. Mit ihm hätte ich zumindest eine Chance gehabt, etwas zu tun! Aber vielleicht war dies ja die Strafe dafür, daß sie den Stab mißbraucht hatte, dachte sie. Wenn ja, dann trug ihr die übereilte Ermordung der Soldaten unter der Akademie eine weit schlimmere Strafe ein, als sie es sich in ihren kühnsten Träumen hätte vorstellen können.
    Ihre Qual mußte auf ihrem Gesicht deutlich geworden sein, denn Grince streckte die Hand aus und berührte sanft ihren Arm. »Wird er sterben?« fragte er leise.
    Aurian nickte und schluckte schwer, um ihre Stimme wiederzufinden. »Ja. Ich glaube, das wird er.«
    Das blutbespritzte Gesicht des Windauges, das unter dem flackernden, blauen Zeitzauber bereits Leichenblässe angenommen hatte, verschwamm im Nebel ihrer Tränen. Aurian erinnerte sich an ihre erste Begegnung, in diesem schmutzigen Zimmer im Turm Incondors, in dem sie vor so langer Zeit gefangen gewesen war. Chiamh war der einzige gewesen, der Wolf als wirklichen Menschen hatte sehen können – und er hatte sie in eben jener Nacht den ganzen Weg bis nach Aerillia mit sich auf dem Wind reiten lassen. Aurian dachte an jenen Tag in der Xandimfeste, als das Windauge ihr sein einsames Heim am Ort der Winde gezeigt und ihr genug Vertrauen entgegenbrachte, um für sie seine Pferdegestalt anzunehmen und sie auf seinem Rücken zurückreiten zu lassen. Sie erinnerte sich daran, wie sie ihm mit einem magischen Schild das Leben gerettet hatte, als die Xandim gegen Parric als Herdenführer rebellierten und ihr Windauge beinahe gesteinigt hätten …
    Nun – sie sollte es besser gleich hinter sich bringen. Mehr als ihr Bestes konnte sie ohnehin nicht geben. O ihr Götter, betete sie, schenkt mir die Kraft, ihm zu helfen. Laßt Chiamh nicht für meine Fehler leiden. Dann holte Aurian tief Luft, nahm ihre Zauberkräfte zusammen – und entfernte den Zauber.
    Chiamh schoß wie eine Schlange hoch und warf die Magusch gegen das Heck des heftig schaukelnden Bootes. »Nicht! Tu nichts! Mir geht es gut! Mir geht es gut!«
    Aurian starrte ihn an. Die furchtbaren Wunden waren verschwunden. Die Blutflecke und die klaffenden Schnitte waren einfach nicht mehr zu sehen, und weder die tödliche Blässe noch die Blutspritzer verunstalteten sein Gesicht. Nach mehreren Sekunden klappte die Magusch endlich den Mund zu. Aber ihre Sprache hatte sie immer noch nicht wiedergefunden. Plötzlich

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