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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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die einzigen, die todmüde waren. Mit einem Achselzucken zog er die Ruder wieder an Bord und versuchte, sie irgendwo unterzubringen, wo die Wassertropfen sie am wenigsten stören würden. Dann kletterte er über die Bank und rollte sich neben Frost und Wolf, die im Bug schliefen, zusammen. Das Wetter schien ihnen keine Schwierigkeiten zu machen, und das Boot konnte gewiß ein oder zwei Stunden für sich selbst sorgen … Das war Grinces letzter benommener Gedanke, bevor auch er einschlief.

 
24
Zithra und Eyrie
     
     
    Eliizar ging auf der überdachten Veranda des großen, einstöckigen Holzhauses auf der Lichtung unruhig auf und ab, und seine Stiefel schlugen auf dem Bretterboden einen hohlen Trommelwirbel. Obwohl es noch immer ziemlich früh am Morgen war, hielt er es für angebracht, seine Frau ein wenig zur Eile zu treiben. Ich werde nie begreifen, dachte er, warum Frauen so lange brauchen, um sich für einen großen Anlaß anzukleiden. »Nereni, bist du immer noch nicht fertig?« rief er ihr durch das geschlossene Fenster zu. »Die Zeremonie soll gegen Mittag beginnen – wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    Er bekam keine Antwort. Eliizar lief noch ein paar Minuten länger auf und ab und blieb dann mit einem Seufzer stehen. »Was in Teufels Namen tut sie bloß da drin?« murmelte er gereizt.
    »Schwertmeister – wird es nicht langsam Zeit, daß du aufbrichst? Die anderen warten sicher schon alle.« Jharav kam eilig durch Nerenis Garten gelaufen und stieg lautstark die Verandatreppe hinauf, bevor er sich das Gesicht abwischte; er keuchte vor Erschöpfung. Seit seiner beinahe tödlichen Verwundung in der Schlacht im Wald, bei der der Tyrann Xiang sein Ende gefunden hatte, hatte Jharav sich aus dem aktiven Soldatendienst zurückgezogen und die letzten zehn Jahre damit zugebracht, Zufriedenheit und gute Laune zu verbreiten – und sich einen beachtlichen Bauch wachsen zu lassen. »Es ist noch ein ganz schönes Stück bis zu dem neuen Palast und …«
    »Wie oft soll ich es dir noch sagen – es ist kein Palast«, brauste Eliizar auf.
    »Na, wie soll ich das Ding denn sonst nennen?« gab der ergraute Krieger mit derselben Gereiztheit zurück. »Du bist der Herrscher der Waldländer, auch wenn wir dich Schwertmeister und nicht König nennen sollen. Dein neues Heim ist das große Steingebäude, wo der Herrscher leben wird – mit anderen Worten der Palast. Das heißt, falls du je dort einziehen wirst. Bist du immer noch nicht fertig?«
    »Ich bin fertig.« Eliizar zeigte angewidert auf seine neue Prachtuniform. »Und weil du und Nereni darauf bestehen, daß ich diesen verfluchten, lächerlichen Flitterkram trage, wage ich es nicht mal, mich hinzusetzen, damit ich nur ja nichts schmutzig mache oder zerknittere. Ich sehe aus wie das Schmuckkästchen einer billigen Hure …«
    »Du siehst prächtig aus«, versuchte Jharav ihn zu beschwichtigen. »Genau wie ein Kö …«
    »Wenn du dieses Wort noch einmal aussprichst, werde ich dich mit dem juwelenbesetzten Butterverstreicher durchbohren, den Nereni und die Himmelsleute so gern ein Schwert nennen.« Eliizar funkelte Jharav zornig an und betrachtete dann mit seinem einen gesunden Auge den anstößigen Gegenstand, der über und über mit Juwelen geschmückt und mit Gold beschlagen, in der glitzernden Scheide an seiner Hüfte hing. »Und ich verspreche dir, es wird ein langer, qualvoller Tod sein«, fügte er säuerlich hinzu.
    »Nur gut, daß du ihr die bestickte Augenklappe ausreden konntest.« Der grauhaarige, ehemalige Soldat kicherte. »Zusätzlich zu dem Schwert wäre das doch ein bißchen viel gewesen. Du bist nervös, Eliizar, das ist alles, was dir zu schaffen macht. Hier …« Er nahm eine Silberflasche von seinem Gürtel. »Das müßte dich eigentlich heilen – Ustilas frisch gebrauter Met. Trink einen Schluck davon, und die Welt wird freundlicher aussehen. In der Zwischenzeit gehe ich besser und hole Nereni …«
    »Nein, ich gehe.« Nachdem er noch einen letzten, tiefen Zug aus der Flasche genommen hatte, gab Eliizar sie seinem Freund zurück. »Du gehst besser rauf zum Pa … zu dem neuen Haus und sagst Amahli Bescheid, daß wir kommen.«
    Jharav ging mit einem fröhlichen Winken davon, nahm ebenfalls einen Schluck aus seiner Flasche und überließ den Schwertmeister seinen verdrossenen Gedanken. Er blieb auf der Veranda eben jenes Hauses zurück, in dem er und Nereni ihr ganzes neues Leben verbracht hatten, seit sie damals mit nichts als ihren Gefolgsleuten

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