Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara
in diesen Wald gekommen waren – und mit dem Traum, in Freiheit und fern von Tyrannen und Zauberern zu leben.
Eliizar war sehr stolz auf die Gemeinschaft, die er gegründet hatte, und das mit Recht. Von ihren ärmlichen Anfängen in einigen wenigen Holzbaracken, die sich wie ängstliche Kinder zwischen den düsteren Bäumen zusammenscharten, war die Siedlung immer weiter gewachsen. Ihre Gründer, die Soldaten und Hausdiener des unglücklichen Prinzen Harihn, hatten eine Gruppe erfahrener Soldaten damit beauftragt, heimlich nach Taibeth zu gehen. In der Hauptstadt der Khazalim hatten sie dann nach Freunden und Verwandten gesucht, die sich schließlich den Siedlern angeschlossen hatten. Und als sich dann die Nachricht von der Existenz einer neuen Kolonie verbreitete, hatten auch andere die Chance auf ein neues Leben genutzt. Menschen, die es müde waren, unter dem Joch der Khazalim zu leben, hatten der todbringenden Juwelenwüste getrotzt, um sich der unabhängigen Waldgemeinschaft beizugesellen. Sogar ein paar entlaufene Sklaven hatten den gefährlichen Marsch durch die Wüste gemacht, und Eliizar hatte sie, in Erinnerung an Anvar, willkommen geheißen und sie offiziell zu Freien erklärt, die dieselben Rechte hatten wie die übrigen.
Heute zählte die Waldkolonie dreihundertneunundzwanzig Seelen, und ihr Wachstum vollzog sich langsam, aber stetig. Eine Wende ihres Geschicks, so überlegte Eliizar, war die lange zurückliegende Schlacht im Wald gewesen. Die Bedrohung, die der Tyrann Xiang für sie alle darstellte, war von der Klinge seines ehemaligen Schwertmeisters ein für allemal aus der Welt geschafft worden. In der verständlichen Verwirrung nach der Ermordung des Khisus war noch einmal eine beträchtliche Anzahl von Leuten aus Taibeth geflohen und zu den Abtrünnigen übergelaufen – bis die Ereignisse sich mit der Geburt von Xiangs Sohn, Quechuan, ein wenig beruhigt hatten. Seine Mutter, die Khisihn, und Aman, Xiangs ehemaliger Wesir, hatten sich gemeinsam zu Regenten erklärt und die Herrschaft an sich gerissen, indem sie einfach jeden ermordeten, der sich ihnen in den Weg stellte. Taibeth war unter Kriegsrecht gestellt worden, und die Bevölkerung wurde mittlerweile so scharf kontrolliert, daß das dünne Rinnsal der Flüchtlinge fast vollkommen abgestorben war. Auf der anderen Seite hatten die neuen Herrscher von Taibeth viel zuviel mit der Festigung ihrer eigenen Position zu tun, um sich wegen einer kleinen, unabhängigen Kolonie an ihrer Grenze den Kopf zu zerbrechen. Außerdem hatten sie Xiangs abschreckendes Beispiel vor Augen – und da keiner der beiden Regenten das Dahinscheiden des ehemaligen Khisus bedauerte, verfolgten sie die Siedler, die sie schließlich von Xiang befreit hatten, wohl auch nur halbherzig.
Der andere Wendepunkt in der Geschichte der Siedlung war ebenfalls, wenn auch indirekt, eine Folge der Schlacht, denn damals hatten Fink und Sturmvogel, die geflügelten Kuriere, beschlossen, sich Eliizar und seinen Leuten anzuschließen und im Geiste der Freundschaft und der Nachbarschaftshilfe in den nahe gelegenen Bergen eine Kolonie des Himmelvolkes zu gegründet. Die beiden Kolonien waren nicht nur mit der Zeit immer weiter aufgeblüht, sondern hatten gemeinsam Fortschritte erzielt, die jeder Gruppe allein verwehrt gewesen wären.
Eyrie, die Gemeinschaft der Geflügelten, bewohnte nun den Gipfel, der Eliizars bewaldetem Tal am nächsten war. Im Gegensatz zu den Erdlingen hatten sie von Anfang an ihre Häuser aus Stein gebaut, denn wenn es auch auf den niedrigeren Hängen mehr als genug Holz gab, war im Winter das Wetter in solcher Höhe im Winter für bloße Holzhäuser einfach zu grimmig. Eliizar hatte Steinmetze und Zimmerleute zu den Geflügelten geschickt, damit sie ihnen beim Bau halfen, genauso wie die Geflügelten ihre Leute in den Wald beordert hatten, um ihren erdgebundenen Freunden zu helfen, die Bäume zu fällen, die sie für ihre Holzhäuser brauchten.
Die Khazalim hatten den Himmelsleuten bei der Anlage und Kultivierung ihrer Weingärten auf den niedrigen Berghängen geholfen, und geflügelte Späher hatten ihre Runden über dem Wald gezogen, um für Eliizars Jäger das Wild auszumachen. Während die Siedlung der Erdlinge – mit Namen Zithra, was in der Sprache der Khazalim »Freiheit« bedeutete – sich immer weiter ausdehnte, wurden weitere Abschnitte des dichten Waldlands gerodet und schließlich die ersten Felder bestellt. Nereni durchkämmte mit ihren Frauen den
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