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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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wußten, was geschehen würde, wenn der Todesgeist tatsächlich auf freiem Fuß war und unkontrolliert wüten konnte.
    Als der Magusch und die Nachtfahrer sich endlich aus ihrer Kammer wagten, fanden sie den Höhlenkomplex vollkommen verlassen – abgesehen von den Leichen. Die Schmuggler, die ihn begleiteten, weinten und fluchten, als sie Freunde und Verwandte erkannten – aber weit zahlreicher waren die verzerrten Leichen der Feinde. Die meisten von ihnen waren körperlich vollkommen unversehrt gestorben, nur ihre Gesichter zeigten einen Ausdruck tiefsten Entsetzens und grauenhafter Angst. Der Todesgeist hatte heute nacht wahrlich eine üppige Mahlzeit gehabt, dachte D’arvan grimmig.
    Mit fieberhafter Hast betrachteten der Magusch und Hargorn eine Leiche nach der anderen, krank vor Kummer, aber fest entschlossen, die furchtbare Angelegenheit hinter sich zu bringen. Es vergingen furchtbare und erschöpfende Stunden, bevor sie sich mit dem Wissen trösten konnten, daß ihre Freunde dem Gemetzel entronnen sein mußten, obwohl der alte Veteran heiße Tränen über Dulsina und Emmie vergoß, die Seite an Seite im seichten Wasser lagen.
    Für D’arvan war die schlimmste Entdeckung die Leiche Finbarrs, die auf dem Bett in der Kammer lag, in der der Todesgeist sie abgestreift hatte wie einen alten Mantel. Ohne den schauerlichen Gast in seinem Körper, der ihm Atem eingehaucht hatte, hatte der Archivar seine zaghafte Verbindung mit dem Leben eingebüßt. D’arvan saß eine Weile da, hielt die kalte Hand seines alten Freundes und verspürte nichts als Entsetzen angesichts dieser Verschwendung. Wir waren so nahe dran, dachte er. So wenig hatte noch gefehlt, und sie hätten ihn zurückholen können. Er war einer der besten Männer gewesen, die das Volk der Magusch je hervorgebracht hatte. D’arvans Tränen fielen auf Finbarrs kalte, leblose Hand.
    Nach einer Weile trat Hargorn ein. Er hatte zahllose Fragen, blieb aber aus Respekt vor D’arvans Trauer lautlos an der Tür stehen. Der Magusch richtete sich auf; seine Miene war hart und unnachgiebig. »Wir werden uns jetzt um die Toten kümmern, dann kannst du die wenigen überlebenden Nachtfahrer zunächst einmal ins Tal bringen«, sagte er. »Es wird nicht das erste Mal sein, daß die Lady Eilin Flüchtlinge aufnimmt. Was mich betrifft – ich werde dafür sorgen, daß dieser elende Sterbliche, der sogenannte ›Lord‹ Pendral, diesen Tag bitter bereut.«
    »Also einen Augenblick mal – du kannst nicht einfach …«
    Die silberne Flamme des Zorns blitzte in D’arvans Augen auf. »Ich kann nicht, nein?« sagte er grimmig. »Kannst du ehrlich behaupten, Hargorn, daß die Sterblichen in Nexis unter meiner Herrschaft nicht besser dran wären?« Seine Lippen verzogen sich zu einem eiskalten Lächeln. »Nein, ausnahmsweise einmal wird es mir wirklich ein Vergnügen sein, dem Wunsch meines Vaters nachzukommen.«
     
    Der Magusch war nicht der einzige, dessen Pläne eine Heimkehr nach Nexis vorsahen. In eben diesem Augenblick schoß der Todesgeist wie ein schwarzer Komet durch die Sternenlose Nacht, um auf direktem Weg in die Stadt zurückzukehren. Im Laufe der letzten Tage hatte er Finbarrs Gedanken und Gedächtnis nach Möglichkeiten erkundet, den Zeitzauber aufzuheben – und nun, nachdem er sich in solchem Übermaß an dem Leben ungezählter Sterblicher gelabt hatte, war er sicher, über die Macht und die Möglichkeit zu verfügen, seine Brüder endlich zu befreien. Es würde nicht mehr lange dauern, und die Nihilim würden ein weiteres Mal auf eine arglose Welt losgelassen werden.
     
    Als Grince sie an den Schultern schüttelte, tauchte die Magusch aus einem Nebel der Erschöpfung auf. »Hier, Lady – jetzt übernehme ich das Ruder.«
    Aurian straffte ihre schmerzenden Schultern und löste ihren Griff von den Riemen. Es war eine Wohltat, nicht mehr weiterrudern zu müssen. Überrascht stellte sie fest, daß ihre Handflächen brannten und sich die ersten Blasen abzeichneten, obwohl das Land noch ein gutes Stück weit weg war: eine dunklere Linie gegen das Schwarz des sternenlosen Nachthimmels. Wir haben es geschafft, dachte sie mit stumpfem Erstaunen. Wir sind tatsächlich davongekommen. Die Magusch hielt die tropfenden Ruder fest, bis Grince sich neben sie auf die Bank gesetzt hatte und sie ihr abnahm. Dann ließ sie sich müde gegen den hölzernen Rumpf des Bootes sinken.
    »Mutter? Ist alles in Ordnung mit dir?« Die Gedankenstimme war zaghaft und furchtsam. Aurian

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