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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Leute sahen nicht wie Geflügelte aus, und die flogen des Nachts ohnehin nicht. Aber wer waren sie dann?
     
    Aurian hatte ihre frühere Angst vergessen und kostete den Ritt voll aus. Zu der Erleichterung über ihre unbemerkte Flucht aus der Siedlung der Xandim kam die prickelnde Erregung, im frostigen Mondlicht durch die Luft zu jagen, und die Nacht wob ihren eigenen funkelnden Zauber, mit der die Alte Magie des Amuletts um ihren Hals noch verstärkt wurde. Die Magusch duckte sich tief über Chiamhs Hals, um ihr glühendes Gesicht vor dem eisigen Wind zu schützen. Die Hände hatte sie in der Wärme der im Wind flatternden schwarzen Mähne des Windauges vergraben. Mit der Andersicht, die sich ihr eröffnete, wann immer sie den Talisman trug, konnte sie das Land unter sich sehen: gewaltige, zerklüftete Tafeln in schillernden Topas- und Bernsteintönen lagen übereinandergeschichtet da; die vereinzelten Baumgruppen, die hie und da das Grasland sprenkelten, waren wie Kristallzapfen an einem frostüberhauchten Fenster. Die Winde waren wirbelnde Sturzbäche aus Silber, und die großen Flüsse, die sich durch die Ebenen schlängelten, glichen gewundenen Schlangen, die ein nebelhaft trübes Leuchten verströmten.
    Grince ritt hinter der Magusch und umklammerte ihre Taille mit so festem Griff, daß es beinahe weh tat. Außerdem hielt er ein wachsames Auge auf den Bussard, der sich an Aurians Schulter klammerte und in einer Falte ihres Umhangs Schutz vor dem Wind suchte. Aus den Augenwinkeln konnte Aurian Schiannath und Iscalda neben sich herjagen sehen; ihre Lebenskraft war durch die Macht des Talismans und den Willen der Magusch mit den Pfaden des Windes verbunden. Forral ritt den großen, grauen Schiannath, der wie eine Sturmwolke war, die der wilde Wind vor sich her trieb. Vannor ritt Iscalda, die im Mondlicht wie eine Perle schimmerte. Zwischen den beiden Xandim hing wie ein Fadenspiel ein riesiges Netz – eines der Frachtnetze vom Schiff der Nachtfahrer. Shia, Khanu und Wolf, allesamt unglückliche Passagiere, baumelten in dem Netz hin und her. Aurian hatte Mitleid mit ihnen; sie wußte aus eigener Erfahrung, daß dies nicht gerade die angenehmste Art des Reisens war. Bevor sie ihr Ziel erreichten, mußten die drei vollkommen durchgefroren sein, und jeder einzelne Knochen in ihrem Leib würde ihnen weh tun. Wieviel besser hatte es da Linnet, die an der anderen Seite der Magusch flog und mühelos mit dem von den Xandim vorgegebenen Tempo Schritt hielt.
    Aurian war dankbar für die Schnelligkeit, mit der sie voran kamen. Auch wenn die Xandim zusätzliche Lasten trugen, konnte die Magusch spüren, daß die Alte Magie ihnen auch die notwendige Kraft schenkte. Bisher hatte die Aufrechterhaltung des Flugzaubers Aurian nicht weiter ermüdet. Wenn sie in diesem Tempo weiterritten, konnten sie in drei Tagen Chiamhs Kammer der Winde erreichen. Und dann? Die Magusch wünschte, sie hätte eine Antwort auf diese Frage. Als sie in den Brunnen der Seelen geblickt hatte, hatte sie Eliseth in Aerillia gesehen – aber welche Garantie gab es, daß die Wettermagusch immer noch dort war?
     
    Als sie kurz vor Sonnenuntergang die Drachenstadt erreicht hatte, war Eliseth ziemlich entsetzt über das Ausmaß der Zerstörung dort gewesen. Anvars Erinnerungen an das Erdbeben waren zwangsläufig von Panik und der Notwendigkeit einer schnellen Flucht verzerrt gewesen. Als das Beben endlich aufgehört hatte, war er bereits unter der Erde und außer Gefahr gewesen. Daher hatte er die Stadt nie in dem Zustand gesehen, in dem sie sich nun Eliseth darbot.
    Die geflügelten Träger der Magusch hatten sie auf dem höchsten Turm abgesetzt – genau an der Stelle, von der aus Anvar und Aurian Dhiammara das erste Mal betrachtet hatten. Unter ihnen war der große smaragdfarbene Turm im Herzen der Stadt in der Mitte aufgebrochen, so daß nur zwei geborstene Bolzen übrig waren. Der Boden des Tales war ein einziges Netzwerk tiefer Kluften und Risse, die ebenfalls den Eindruck von Zerstörung und Verfall vermittelten. Als Eliseth jedoch genauer hinsah, stellte sie fest, daß ein Großteil der niedrigen Gebäude, deren jedes aus einem einzigen Edelstein herausgehauen war, die Katastrophe mehr oder weniger unversehrt überstanden hatten. Sie drehte sich zu Sonnenfeder um, der mit angewidertem Gesichtsausdruck neben ihr stand. »Das muß genügen«, sagte sie barsch und forderte ihn mit einem frostigen Blick zum Widerspruch heraus.
    Er zuckte jedoch lediglich

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