Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara
dran als die Menschen, die Katzen und Wolf, denn sie konnten zumindest grasen, aber für die anderen hatte Zanna nur sehr wenige Vorräte abzweigen können.
Genau wie Aurian es sich erhofft hatte, kamen sie in der Nacht des dritten Tages direkt vor Sonnenaufgang auf den oberen Hängen des Windschleiers an. Obwohl sie fast sicher waren, daß man sie von der Festung aus nicht erspäht hatte, hielt Chiamh es für das Klügste, sie alle schnellstens vom Himmel herunter und in ein sicheres Versteck zu bringen, bevor die Sonne aufging. Daher suchte er sofort nach einem Strom funkelnder Luft, der steil zu Boden führte, und einen Augenblick später schossen Pferde und Reiter wie Falken im Angesicht ihrer Beute in das Tal des Todes herab, von wo aus die Kammer der Winde in den Himmel ragte.
Obwohl Chiamh sich vor langer Zeit eingeredet hatte, daß er und die Xandim endgültig fertig miteinander waren, erstaunte es ihn, wie tief ihn dieser erste, wenn auch noch verschwommene Blick auf sein früheres Heim berührte. Als seine Hufe leichtfüßig auf dem kurzgeschnittenen, weichen Rasen vor dem hohen Felsturm aufsetzten, konnte er es kaum erwarten, daß Aurian und Grince endlich abstiegen, damit er wieder seine Menschengestalt annehmen konnte. Ohne auf die anderen zu warten, rannte er in die Höhle am Fuß des Turms.
In ihrem Innern fand er die Zerstörung einer zehnjährigen Vernachlässigung vor. Seine Decken und Pelze waren vom Moder zerfressen, seine spärlichen Besitztümer verstreut und von wilden Tieren angenagt, die den Boden wie zum Beweis ihrer Inbesitznahme des Turms mit ungezählten Kothaufen verziert hatten. Plötzlich war Chiamh dankbar, daß Parric ihm während ihres gemeinsamen Aufenthalts in den Höhlen der Nachtfahrer einige neue Rüche beigebracht hatte.
»Windauge! Solche Ausdrücke habe ich ja noch nie gehört! Weißt du nicht, daß alle wilden Geschöpfe die kleinen Kinder der Göttin sind?«
»Dann sollte Iriana ihnen bessere Manieren beibringen …«, begann Chiamh – bis er plötzlich die Stimme erkannte. »Basileus!«
»In der Tat – wen hast du denn erwartet? Sei mir gegrüßt, kleines Windauge. Ich war noch nie in all den endlosen Äonen meiner Existenz so froh, ein lebendiges Wesen zu sehen. Aber wo bist du gewesen? Warum warst du so lange fort?« Abrupt wich alle Freude aus der Stimme des Moldan. »Es gibt viel, was du wissen solltest, mein Freund. In diesen letzten fahren haben sich hier Dinge von großer Bedeutung zugetragen …«
Nicht schon wieder, dachte Chiamh. In letzter Zeit schien das Leben aus nichts als bösen Nachrichten und schwerwiegenden Ereignissen zu bestehen. In diesem Augenblick wurde ihm bewußt, daß er einen gewaltigen Hunger verspürte, daß er fror und schmutzig war – und so müde, als wäre er tausend Jahre alt.
»Dann ruh dich erst mal aus«, sagte der Moldan freundlich. »Ich vergesse immer wieder, wie zerbrechlich ihr Leute aus Fleisch und Blut seid. Meine Neuigkeiten haben jetzt fast zehn Jahre gewartet – sie werden es wohl noch ein wenig länger aushalten.«
Gerade in diesem Augenblick trat Aurian ein und quittierte den Anblick, der sich ihr bot, mit einem leisen, beklommenen Pfiff. »Sieben verfluchte Dämonen!«
»Sei mir gegrüßt, Zauberin.«
»Oh – ich grüße dich, Basileus.« Die Magusch neigte respektvoll den Kopf, obwohl es sinnlos war, in irgendeine bestimmte Richtung zu blicken – schließlich war der Moldan der ganze Berg. »Es tut gut, wieder hier zu sein. Wir haben dir viel zu erzählen.«
»Und ich euch. Aber richtet euch erst einmal hier ein. Ich kann warten.«
Shia betrat die Höhle und schnupperte. »Eichhörnchen«, sagte sie entschieden und zog die Nase kraus. »Ratten und ein ganzes Rudel von Füchsen.«
Chiamh sah sich grimmig in dem von Zerstörung gezeichneten Raum um. »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.«
»Aber ich.« Aurian spähte aus dem Höhleneingang. »Grince?« zwitscherte sie honigsüß. »Erinnerst du dich daran, daß du dich nützlich machen wolltest? Nun, wie kommst mit einem Besen zurecht?«
»Khanu und ich werden auf die Jagd gehen«, erbot sich Shia. »Vielleicht gibt es auf den Hängen von Stahlklaue immer noch ein paar wilde Ziegen …«
»WARTET!« rief Basileus hastig. »Ihr dürft keinen Fuß auf Stahlklaue setzen – er ist wieder zu einem Ort des Bösen geworden! In den Wäldern unten in diesem Tal gibt es Kaninchen und Hirsche – dort könnt ihr euch jagen, was ihr braucht.«
Shia, die im
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