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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Fall in Sicherheit, wenn sie Vannor den Befehl gab, die Phaerie anzugreifen. Falls diese mit einem Gegenangriff auf die Stadt antworteten – was durchaus der Fall sein konnte –, wollte Eliseth nicht in der Nähe sein. Außerdem hatte die Magusch in Anvars Gedanken die Einzelheiten einer unsichtbaren Festung entdeckt, von der aus sie schließlich ohne Gefahr die Zügel der Welt ergreifen konnte. Nur gut, daß es in Dhiammara keine Drachen mehr gab, denn Eliseth hatte die Absicht, die Stadt für sich selbst zu nutzen.
    In diesem Augenblick machte ein gewaltiger Donnerschlag den selbstgefälligen Gedanken der Magusch ein Ende. Unter ihren Füßen begannen die Grundfesten des Turmes zu zittern. Eliseth spürte, daß eine fremde, ihr unbekannte Spielart der Magie das Erdbeben ausgelöst hatte, aber sie konnte nicht ahnen, daß sie mit ihrer Benutzung der Gralsmacht innerhalb der Akademie in eine Falle getappt war, die man ihr schon vor langer Zeit gestellt hatte. Während der Turm vibrierend hin und her schwankte, wurde ihr Geist leer vor Panik. Sie konnte nichts tun, als auszuharren – der Turm, den so viele Zauber vor Zerstörung bewahrten, war genauso sicher wie jeder andere Ort auch. Voller Entsetzen sah sie zu, daß die Stadt um sie herum wie ein Kartenhaus zusammenstürzte.
    Ein Teil der Steinbrüstung, die das Dach des Turmes umrandete, barst und stürzte in die Tiefe. Eliseth ging haltsuchend in die Hocke, klammerte sich an den kostbaren Gral und beobachtete durch die Lücke in der Brüstung den Zusammenbruch der Stadt.
    Von irgendwo im Zentrum von Nexis hörte die Magusch das machtvolle Bersten von Stein, als das Garnisonsplateau mit seinem gewaltigen, von Mauern umfaßten Gebäudekomplex in zwei Hälften brach. Die hohen, schützenden Mauern, die Miathan um das Stadtgelände herum errichtet hatte, zerfielen ebenfalls. Nur Sekunden später löste sich von den südlichen Hängen, die von der Stadt aus gesehen stromaufwärts lagen, eine gewaltige Erdwoge, die das Tal unter Schutt und Trümmern begrub. Unterhalb des Felsvorsprungs der Akademie erschien ein langer Riß im Flußbett, und das gesamte Wasser stürzte in einer Wolke aus Staub und Dampf den Gedärmen der Erde entgegen.
    Endlich war es vorbei. Die gequälte Landschaft bebte nicht länger, und der Staub legte sich. Die einzigen Geräusche waren das Stöhnen und Schreien der Verletzten. In der Stadt war an ungezählten Stellen Feuer ausgebrochen, das die Zerstörung noch weiter trieb. Eliseth schauderte, obwohl das Leiden der Sterblichen sie wenig kümmerte. Ihre Gedanken drehten sich ausschließlich um ihre eigene Person. Sie hatte keine Ahnung, was genau geschehen war – aber sie hatte das äußerst unangenehme Gefühl, daß die Katastrophe für sie bestimmt war und daß auf irgendeine Art und Weise der verschwundene Erzmagusch dahinter steckte. Es war höchste Zeit, daß sie von hier weg kam.
     
    Drei Tage später erhielt Yanis zu seiner Überraschung eine Nachricht von Vannor, der ihn um ein schnelles Schiff bat, das eine unbekannte Person mit ihrem Diener in die Südlichen Königreiche bringen sollte. Er fand es sehr merkwürdig, daß Zannas Vater Zeit hatte, sich gerade jetzt um solche Nichtigkeiten zu kümmern. Nach dem mysteriösen Erdbeben hatte der Herr von Nexis, der sich gerade erst von seiner Krankheit erholte, gewiß alle Hände voll zu tun, um mit der Krise fertig zu werden. Aber für Yanis spielte das kaum eine Rolle. Angesichts des vielen Goldes, das Vannor ihm anbot, war der Nachtfahrer nur allzugern bereit, seinen Wunsch höchstpersönlich zu erfüllen – obwohl die geheimnisvolle Reisende, die sich die ganze Seefahrt über in ihrem schweren Kapuzenumhang zu verstecken schien, ihm eine Gänsehaut einjagte. Aber als er seinen Passagier in einer einsamen kleinen Bucht an der südlichen Küste abgesetzt hatte und die Rückfahrt durch den noch immer von schweren Erdbeben aufgewühlten Ozean antrat, hatten sich auch die letzten Spuren seiner anfänglichen Neugier verloren – und mit ihnen alle Erinnerungen an die unbekannte Reisende.
     
    Als Eliseth im Südland ankam, beschränkte ihr Besitz sich mehr oder weniger auf Bern, das nutzlose Flammenschwert, das der Sterbliche in einen alten Umhang eingewickelt über der Schulter trug und Anvars gestohlene Erinnerungen, die sie durch dieses fremde, neue Land führen sollten. Gewiß keine triumphale Ankunft – wenn man bedachte, daß sie die Absicht hatte, sich in Kürze zur Herrscherin

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