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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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mit Wasser auf.
    Als die Pferdeleute gegessen und sich für die Nacht fertig gemacht hatten, hielten sie abwechselnd Wache; einer bewachte das Lager, während der andere schlief. Nun endlich war die Magusch soweit, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Obwohl sie in dem frostigen Mondlicht zitterte, wartete sie ein oder zwei Stunden, bis sie sicher sein konnte, daß der Xandim eingeschlafen war. Schließlich, als die Zeit gekommen war, stahl sie sich in Berns Geist und ließ ihn zu der schläfrigen Frau hinüberschleichen, um ihr die Kehle durchzuschneiden. Die Hirtin starb ohne einen Laut, und ihr Partner, der im Zelt in festem Schlaf lag, holte ein letztes Mal Atem, ohne auch nur aufzuwachen.
    Das Vieh witterte Blut, brüllte beklommen und trabte auf die andere Seite des Tals hinüber. Eliseth verließ Berns Körper und sprang aus ihrem Versteck hinter dem Zelt hervor, so daß die zotteligen weißen Tiere zu einer entsetzten Flucht davonstoben, direkt über den Rand des Tals in die grasbewachsene Schlucht darunter. Als die Magusch vor das Zelt trat, wäre sie beinahe über Bern gestolpert, der würgend vorm Feuer kniete. Ohne ihn zu beachten, füllte Eliseth den Gral aus dem Wasserschlauch der Hirten und holte ihr erstes Opfer ins Leben zurück.
    Eliseth übernahm die Kontrolle über die Gedanken der jungen Xandim, bevor diese Zeit hatte, das Bewußtsein wiederzuerlangen. Dann pflanzte sie ihr den Befehl ins Gehirn, daß die beiden Hirten der silberhaarigen Fremdländerin ohne Frage zu gehorchen und ihr auf jede erdenkliche Weise zu dienen hätten. Sobald sie den Geist des Mädchens versklavt hatte, ließ die Magusch es allein und wiederholte das Ganze bei dem männlichen Hirten.
    Sehr zu Eliseths Belustigung waren die beiden Xandim, Saldras und Teixeira, überaus erstaunt, daß die fremde Frau plötzlich in ihrem Lager aufgetaucht war. An das, was ihnen zugestoßen war, hatten sie keinerlei Erinnerung mehr. Plötzlich empfanden sie einen solchen Zwang, sich ganz dieser Fremden zu widmen, daß sie darüber jeden Gedanken an ihr verschwundenes Vieh verloren.
    Zum ersten Mal bemerkte Eliseth nun, wie Aurian und Anvar es vor so langer Zeit getan hatten, daß die Magusch über die angeborene Fähigkeit verfügten, fremde Sprachen zu verstehen. Sobald sie die Hirten nach den Gewohnheiten, der Anzahl und dem Aufenthaltsort der heimischen Xandim befragt hatte, waren sie der Magusch in ihrer menschlichen Gestalt nicht länger von Nutzen. Also bemächtigte sie sich ihres Geistes und zwang sie, ihre Pferdegestalt anzunehmen und in ihr zu verharren. Damit sie ihr des Nachts, wenn sie schlief, nicht entkommen konnten, fesselte sie ihnen die Vorderläufe.
    Die Wettermagusch kehrte allein und von strahlender Zufriedenheit erfüllt in das Xandimzelt zurück. Endlich! Endlich brauchte sie nicht mehr Meile um Meile durch diese verfluchte, endlose Prärie zu stolpern! Sie würde ihre Reise bald fortsetzen, denn sie war der Meinung, daß die Rasse der Pferdeleute ihr bei ihren Eroberungsplänen wenig nutzen konnten – später, wenn sie Zeit dazu hatte, konnte sie immer noch zurückkehren und sie unterwerfen. Nein, das Geheimnis der Macht der Südlichen Königreiche war die Herrschaft über den Himmel – und bei den bruchstückhaften Kenntnissen, die sie Anvars Geist entlockt hatte, hatte sie die Namen von Geflügelten gefunden, die ihr nur allzugern beim Sturz der rechtmäßigen Königin helfen würden. Jetzt, da sie die beiden Xandim als Reittiere hatte, konnte Eliseth sich so schnell wie nur möglich nach Aerillia begeben.

 
7
Die wilde Jagd
     
     
    Aurian stand zitternd auf dem verlassenen Hof, allein – bis auf die Geister. In dem bleichen Mondlicht nahmen die zur Akademie gehörigen Gebäude den elfenbeinernen Schimmer alter Knochen an. Die leeren, schwarzen Öffnungen der Türen und Fenster waren ein Hohn auf früheres Leben, wie die geistlosen Züge eines Schädels, der die halb vertraute Erinnerung an ein geliebtes, nunmehr zu Staub zerfallenes Gesicht enthielt; das verlassene Gefäß eines Bewußtseins, das vor langem schon entflohen war.
    Ein dünner, kalter Wind kroch heulend zwischen den leerstehenden Gebäuden hindurch, schreckte in dunklen Ecken schattenhafte Gestalten auf und füllte die Luft mit wispernden Geisterstimmen. Da waren Miathan und Eliseth, die Erzverschwörer; Davorshan und der Feuermagusch Bragar, deren Ambitionen ihre Fähigkeiten übertroffen hatten; die Heilerin Meiriel, die, verloren in ihrem Wahn,

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