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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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dessen Geist sie beherrschen konnte. Außerdem brauchte sie Bern als Träger für das Schwert der Flammen. Das Artefakt reagierte nach wie vor mit gefährlicher Heftigkeit auf ihre Zauberkräfte, aber in Händen eines magielosen Sterblichen blieb es dunkel und tot.
    Die Magusch zögerte – und seufzte dann, bevor sie ihre schwere Tasche selbst schulterte und Bern nur noch das Schwert tragen ließ. »Komm endlich«, raunzte sie ihn an. »Je eher wir etwas zu essen finden, um so schneller wirst du deine Kraft zurückgewinnen und dich wieder nützlich machen können.«
    Eliseth fühlte sich schrecklich ungeschützt in der endlosen Weite der Küstenebenen, wie eine Fliege, die über einen riesigen Tisch kroch. Als sie die Küste schließlich hinter sich hatte, gab es, soweit das Auge reichte, nichts als eine unendliche Fläche von Gras, das im Wind schwankte – eine bleiche, goldgelbe Ebene unter dem stahlgrauen Herbsthimmel. Da nichts ihn aufhalten konnte, hatte der immerwährende Wind die Schärfe eines gewetzten Messers. Er stöhnte und ächzte wie eine gequälte Seele über das flache Land, und er zischte und pfiff zwischen den trockenen Grasstengeln, bis die Magusch am liebsten laut geschrien hätte.
    Zu Fuß war es eine lange und ermüdende Reise. Eliseth wanderte nachts und befragte regelmäßig den Gral, ob sich irgendwelche Xandim-Patrouillen in der Nähe befanden. Die Wanderung brachte überdies knurrende Mägen mit sich – denn der in der Stadt aufgewachsene Bern erwies sich zur Jagd als absolut unfähig, und so mußte die Magusch den größten Teil ihrer beider Verpflegung selbst herbeischaffen, indem sie ihre Magie benutzte, um Kaninchen zu töten und die kleinen Rehe, die auf der Ebene grasten.
    Schließlich, nach ungefähr acht Tagen – in der unendlichen Monotonie der gewaltigen Prärie verlor man nur allzuleicht das Gefühl für die Zeit –, hatte Eliseth gefunden, wonach sie gesucht hatte: zwei junge Xandimhirten, ein Mann und eine Frau, die ganz allein eine kleine Herde zotteliger, weißer Rinder bewachten. Um sich ihrer Beute zu nähern, benutzte die Magusch ihren speziellen Luftzauber und verschleierte so ihre und Berns Umrisse. Auf diese Weise sahen sie aus der Feme wie ein übers Land gleitender Wolkenschatten aus, wie ein Staubwirbel oder ein Flackern des Sonnenlichtes in dem windgepeitschten Gras.
    Eine Nacht und einen Tag lang folgten sie den Xandim. Während die beiden ahnungslosen Hirten das träge Vieh weitertrieben, prägte Eliseth sich das Muster ihres Tagesablaufs ein. Die beiden waren abwechselnd Reiter und Reittier; alle paar Stunden fand eine Verwandlung statt; der eine nahm dann wieder seine Menschengestalt an, und der andere verwandelte sich in ein Pferd, und so ging es in ständigem Wechsel. Als sich abermals die Nacht aufs Land herabsenkte, trieben die beiden Xandim das Vieh zurück in das tiefe, grasbewachsene Tal, wo sie ihr Lager aufgeschlagen hatten – ein stabiles Zelt aus Tierhäuten und ein Feuer, das sie in einer flachen Grube im Rasen untergebracht hatten, um es vor der schlimmsten Gewalt des allgegenwärtigen Windes zu schützen. Der Platz war gut gewählt – überall im Grasland gab es geschützte Stellen, aber hier lag die Krume nur in einer dünnen Schicht über den Knochen der Erde und entblößte an einer Seite des Tals eine steile Felswand. Aus einem Riß im Felsen sickerte eine Quelle, deren Wasser sich in einem moosigen, schilfigen Teich am Fuß des Steilhangs sammelte.
    Tagsüber graste das Vieh, und die Hirten, ein dunkelhaariger Mann und ein Mädchen mit gebräunter Haut und langen, braunen Zöpfen, hatten bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit Bogen und Schlinge Hasen und wilde Vögel gejagt. Als nun die rote Sonne hinter dem Tal versank, fügten die beiden Hirten sich mühelos in eine scheinbar altvertraute Routine: Der eine häutete die Tiere, weidete sie aus und spickte sie, der andere entzündete das Feuer und holte Wasser aus der Quelle. Als alle Arbeit soweit getan war und das Abendessen überm Feuer brutzelte, stand der Mann auf und hielt der Frau lächelnd die Hand hin. Dann verschwanden sie gemeinsam im Zelt und blieben eine ganze Weile dort, bevor die Frau wieder auftauchte. Noch während sie aus dem Zelt trat, streifte sie sich ihr Hemd über, dann wendete sie das Fleisch und ging zum Teich hinunter, um sich zu waschen. Unterdessen setzte ihr Partner, der pfeifend und sich räkelnd aus dem Zelt gekrochen war, am Rand des Feuers einen Topf

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