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Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda N. McIntyre
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auf seiner Decke und hatte die Augen geschlossen. Traurigkeit ging über seine Züge und verließ sie, und er schien zufrieden. Val legte sich nieder, den Kopf in Simons Schoß gebettet, und streckte sich behaglich. Mischa hatte sie nie zuvor so gelöst und glücklich gesehen. Simon strich über Vals Haar, sie hob die Hände zu ihm, zog ihn herab und küßte ihn. Als sie sich voneinander lösten, strich sie über seinen Arm. »Du bist so schön«, sagte sie. »Sie waren dumm, dich zu vertreiben.«
    Seine Stimme war so leise, und Mischa war so wenig gewohnt, sie zu hören, daß ihr seine Erwiderung erst bewußt wurde, als er geendet hatte. »Wir sind Menschen.«
    »Genauso menschlich wie die anderen.«
    Krabbe erschien im Höhleneingang und kam in seiner hüpfenden Gangart näher. Mischa fühlte, daß er aufgeregt war, durchdrungen von Triumph und etwas Furcht. Er schleppte etwas hinter sich her.
    »Was hast du da, Krabbe?« fragte Val in ihrer aufmerksamen, mütterlichen Art. Krabbe legte seine Trophäe vor sie hin und trat zurück. Seine vorquellenden grünen Augen blickten sie stolz und erwartungsvoll an.
    Mischa wußte nicht genau, von welcher Art die zerschlagene Maschine war, aber sie hatte keinen Zweifel daran, woher sie gekommen war. Als sie sie mit dem Fuß anstieß, fielen kleine Metallteile aus dem Inneren auf den Höhlenboden. Mischa und Jan tauschten einen Blick aus: Auch er wußte, wer das Ding geschickt hatte, und er kannte auch den Zweck. »Hat Krabbe es erbeutet?« Er stand auf, trat von rückwärts an das Gerät heran und schraubte ein Objektiv heraus. Val starrte neugierig den metallenen Käfer an, als Jan ihn aufhob und umdrehte, und Mischa fühlte, wie ihre Zufriedenheit sich auflöste.
    Krabbe kam zu ihr, und Mischa tätschelte ihn und ließ sich in einer dramatischen Vorführung voller Sprünge und wild zustoßender Gesten von ihm zeigen, wie er den Späher bekämpft und überwältigt hatte. Er konnte sich nicht entsinnen, am Schauplatz des Kampfes andere Lebewesen bemerkt zu haben; weder Subeins noch jemanden vom Zentrum, nicht einmal andere Bewohner des Untergrundes. Mischa hatte nicht gewußt, welche Ge wandtheit und Kraft Krabbe entwickeln konnte. Der Späher war nicht für den Kampf gebaut, aber stabil und für die Verteidigung gut armiert. Krabbe hatte ihn aufgehalten, beschädigt, auf den Rücken geworfen und genug von seinen Bestandteilen zerschlagen, daß er sich nicht länger bewegen noch sehen konnte.
    »Das Ding ist vom Zentrum«, sagte Val, und sie war plötzlich sehr nüchtern.
    »Aber es kann keine Wahrnehmungen mehr machen und aussenden«, versuchte Jan sie zu beruhigen. »Krabbe hat gute Arbeit geleistet.«
    »Trotzdem, es ist vom Zentrum. Es hält Ausschau nach Menschen.«
    »Ich bin sicher, daß Subeins diesen Metallkäfer auf den Weg gebracht hat«, sagte Mischa. »Und er wird euch nicht behelligen, er will nur mich.«
    »Sie würden jeden, den sie sehen, töten oder einfangen. So ist es immer gewesen.«
    Simon stand im Höhleneingang und lauschte. Val blickte zu ihm auf, und er nickte. Sie erhob sich. »Wir müssen weiter.«
     
    Dringlichkeit und Angst lösten geräuschlose Aktivität aus. Krabbe kauerte an Mischa geschmiegt, verwirrt von den sich abzeichnenden Veränderungen des gewohnten Lebens und wissend, daß er irgendwie den Anlaß dazu gegeben hatte. Mischa streichelte ihn beschwichtigend, während sie wartete, daß Jan sich ankleidete. Nur eine kleine, trübe Ansammlung von Lichtzellen blieb in der Höhle zurück, deren matter Schein kaum imstande war, die Ausmaße der Höhle sichtbar zu machen. Jan zog seine Stiefel an, fuhr in die geflickte Jacke und nahm die ausgeschaltete Karbidlampe an sich.
    »Wir sollten mit Val und Simon gehen.«
    »Ja, in Anbetracht unserer Lage wird es das beste sein.«
    Mischa weigerte sich, Überraschung oder Enttäuschung zu zeigen. Sie wußte, daß er bleiben würde, wenn sie ihn darum bäte, aber daran dachte sie nicht, wenn es auch besser für ihn wäre. Er war noch nicht kräftig genug, um ein anstrengendes Nomadenleben im Labyrinth des Untergrundes zu führen.
    »Natürlich bedeutet das«, sagte er, »daß Val und Simon und wer sonst noch in der Nähe sein mag, mit uns gefährdet sein werden, wenn die Verfolger uns stellen.«
    »Können Sie ...«
    »Auf alle Fälle sollten wir einstweilen mit ihnen gehen und uns später den Weiterweg erklären lassen.«
    »Sie meinen nicht, daß wir kämpfen sollten?«
    »Ich weiß nicht, Mischa«,

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