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Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda N. McIntyre
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angegriffen worden.«
    Ermattet und hohlwangig trafen einige von Subeins' Leuten im Lager ein. Sie führten zwei Tragbahren mit sich. Eine war ganz zugedeckt, auf der anderen lag Subeins in blutiger Kleidung, Subzwei ging der kleinen Gruppe entgegen und beugte sich über, seinen Partner. Der lag blaß und atmete mit kurzen, schnellen Stößen.
    »Was ist geschehen?«
    Subeins stöhnte und tastete nach seiner Hand. Subzwei hätte sich der schmierigen Berührung am liebsten entzogen, verharrte aber ohne Bewegung. »Sie griffen uns an«, wisperte Subeins. »Diese Monster ... sie töteten Nicola ...« Er schüttelte den Kopf und schloß die Augen. »Sie waren schrecklich, ganz und gar unmenschlich.«
    »Wo ist der Rest deiner Leute? Tot?«
    »Vielleicht ... wir konnten nicht warten und sie alle zusammensuchen.«
    Der Arzt kam herbeigeeilt, gefolgt von Draco. Er legte die Wunde frei und machte sich an ihre Reinigung. Subzwei schaute weg.
    »Sie versuchten mich abzuschneiden.., und Hikaru und das einheimische Mädchen führten sie an ... ah, Vorsicht!« Er zuckte zusammen, als der kalte Sprühnebel des Desinfektionsmittels rohes Fleisch traf.
    »Du hättest bei mir bleiben sollen«, sagte Subzwei. »Dann wäre es nie geschehen.«
    »Ich fürchtete, du würdest nicht helfen, fürchtete, du würdest mich behindern.« Er ergriff Subzweis Hand und zog ihn näher. »Vielleicht hattest du recht, vielleicht sind die Bande zwischen uns aufgelöst ... Ich kann nicht mehr ausmachen, was du denkst.«
    »Ich habe nichts gespürt, als diese Sache passierte«, sagte Subzwei verwundert. Hoffnung überwand seinen Zweifel. »Sind wir endlich getrennt?«
    »Vielleicht verstehst du jetzt, warum wir dies zu Ende bringen müssen. Du siehst jetzt, was sie anrichten können, wenn sie Anführer haben, die uns kennen.«
    »Jedenfalls ist es noch einmal glimpflich abgegangen. Du bist zurückgekehrt und in Sicherheit.«
    »Sie werden wiederkommen. Ich schlug sie zurück, aber sie werden kommen. Sie haben es auf uns abgesehen, Bruder.«
    Subzwei trat von der Bahre zurück. Er konnte nicht antworten. »Wir sind Brüder«, bekräftigte Subeins. »In diesem Unternehmen.«
    Subzwei blickte auf ihn hinab, auf die lange diagonale Wunde neben seinem Schlüsselbein, auf die frische Narbe der Stichverletzung, die Mischa ihm beigebracht hatte, und zuletzt ließ er seinen Blick auf dem kraftvollen, aber von Ausschweifungen gezeichneten Gesicht ruhen. »Ja«, sagte er. »In diesem Unternehmen sind wir Brüder.«
     
    Verärgert nahm Subzwei den Unterführer beiseite. »Ich würde gern deine Eindrücke von dem Zwischenfall erfahren.«
    »Die würde ich gern geben«, sagte Draco, »bloß war ich nicht dabei.«
    Subzwei hatte nicht gedacht, daß Draco anderswo als an der vordersten Front einer Auseinandersetzung sein könnte; er fragte sich, ob er ihn falsch beurteilt hatte. »Wo dann?«
    »Wir hatten nicht genug mechanische Späher für alle Verzweigungen der Höhlengänge. Subeins wollte nicht warten, also trennten wir uns an den Gabelungen. Er war mit Nicola allein.«
    »Das war sehr unklug.«
    Draco zog vielsagend die Brauen hoch und zuckte die Achseln.
    »Ich bin überrascht ...« Aber Subzwei beendete den Satz nicht; es war nicht seine und Subeins' Gewohnheit, einander öffentlich herabzusetzen.
    »Wir waren es auch.«
    Subzwei schickte Suchtrupps aus, um die restlichen Leute seines Partners zusammenzuholen; unterdessen machte man sich im Hauptlager bereit, die Jagd wiederaufzunehmen.
     

14
    Metallisches Knirschen und Klappern, das Kollern von Geröll, das Schnurren mangelhaft geschmierter Zahnräder: Jan schlug die Augen auf und tastete instinktiv nach der Lampe.
    »Augenblick«, flüsterte Mischa. »Noch kein Licht.«
    »Ist es so nahe?«
    »Vielleicht. Bleiben Sie hier. Ich komme gleich wieder.« Er hörte sie aufstehen, und im selben Moment machte der Späher halt, als wollte er Witterung aufnehmen.
    »Wenn du das Ding zerstörst«, sagte er, »und es sendet nicht mehr, werden sie wissen, wo wir sind.«
    Er starrte in die Schwärze, ebenso angestrengt wie vergeblich bemüht, etwas zu sehen. Wie ein Blinder wandte er den Kopf von Seite zu Seite, lauschte nach Mischa, besorgt, sie könnte sich zu weit entfernen und nicht zurückfinden.
    Endlich kehrte sie zurück. »Sie haben recht«, flüsterte sie. »Wir sollten von hier verschwinden, und ohne Licht.«
    Er tastete umher, bis seine Finger die Wand hinter ihm streiften. Dann fühlte er die kühle,

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