Die Asche der Erde
Widerschein der Lampen, als hätte er sich eingeölt. Sein leidender Blick ließ erkennen, daß er sich nach seinen voreilig weggeworfenen schmutzigen Kleidern sehnte. Mit einer Kopfbewegung bedeutete er ihnen, weiterzugehen.
Mischa und Jan gingen nebeneinander und stützten sich gegenseitig, wo die Breite der Höhlengänge es gestattete. Subzwei trottete mechanisch hinterdrein, abgestumpft von Müdigkeit und Kälte, den Blick am Boden und nur auflebend, wenn schwierige Kletterstellen, Abgründe und schmale Felsleisten zu überwinden waren.
Sie machten nur halt, wenn sie nicht mehr gehen konnten, und auch dann nicht lange, obwohl sie sich Zeit zum Baden nahmen, als sie einen klaren Wasserlauf fanden. Selbst Subzwei, der unter der Kälte litt, gesellte sich zu Mischa, Jan und den Fischen, um seinen Körper vom Schmutz und Staub der letzten Tage zu reinigen. Während der ganzen Wanderung lauschte Mischa nach Geräuschen und streckte ihre telepathischen Fühler aus, um einen Hinweis auf Subzweis Leute zu erhalten, aber Müdigkeit und Erschöpfung machten auch vor ihr nicht halt und beeinträchtigten zunehmend das Wahrnehmungsvermögen. Der Weg war weit und anstrengend, und keiner von ihnen wußte, wieviel Zeit vergangen war, als sie endlich jene unmarkierte Übergangsregion erreichten, wo der Untergrund mit den äußeren Stollen zu verschmelzen begann.
»Dort, sehen Sie ....«
Hikaru hob den Kopf, strich sich müde das Haar aus der Stirn. »Was?«
»Dort!« Sie streckte die Hand aus.
Er zwinkerte, deckte die Karbidlampe mit einer Hand zu, spähte in die angezeigte Richtung, bis ein ungläubiges Lächeln sein hageres Gesicht erhellte. »Lichtröhren?«
Sie nickte. Offenbar war es Abend, und man bereitete sich auf die Nacht vor, denn die Röhren flackerten und verloren zusehends an Helligkeit. Für die Wanderer aber war das nicht mehr wichtig; für sie zählte nur, daß die Lampen das Ende des Marsches und seiner Strapazen signalisierten.
Sie gingen weiter, doch nach kurzer Zeit glaubte Mischa hinter ihnen schwache Geräusche zu hören und blieb stehen. Auch die anderen hatten etwas gehört und standen lauschend.
Zuerst war es nur wie ein fernes Klopfen oder Klappern, doch bald leuchteten Mischas vor Erschöpfung stumpfe Augen auf. »Krabbe?« Ohne sich um Subzwei und seine Waffe zu kümmern, lief sie zurück in die Dunkelheit. Der Lichtkegel der Karbidlampe fingerte an ihr vorbei und schälte Krabbes niedrige, mit den krummen Armen fuchtelnde Gestalt aus der Dunkelheit, wie sie in humpelndem, groteskem Galopp näher kam und mit den vorquellenden grünen Augen ins Licht zwinkerte. Mischa fiel auf die Knie und umarmte ihn. »Krabbe, woher kommst du? Bist du fortgelaufen? Wo ist Val?« Aber Krabbe war so aufgeregt, daß seine Gedanken völlig durcheinander waren; sie konnte keine Auskunft von ihm erhalten. Er faßte nach ihrer Hand und zog sie den Weg zurück, den er gekommen war.
»Nein, Krabbe, wir können nicht zurück ...«
Dann sah sie in der Tiefe des Höhlenganges eine Anzahl von Lichtern, die langsam näher kamen. Nicht lange, und sie konnte ihre Träger ausmachen: eine hilflose Gruppe von Subzweis Leuten, einige auf Tragbahren, andere von ihren Kameraden gestützt, ihrer Maschinen und Ausrüstungen beraubt. Und hinter ihnen kamen die Bewohner des Untergrunds.
Val ging an ihrer Spitze. In Leder und Seide, mit ihrem dichten roten Haarkleid und einer Laserlanze in der Hand, sah sie feurig und wild und schön aus. Die anderen Bewohner des Untergrunds, die die mitgenommenen und erschöpften Eindringlinge bewachten, blickten stolz und verlegen.
»Hallo, Mischa.«
Die Gruppe hinter ihr hielt an; Subzweis Leute stellten ihre Tragbahren ab und sanken zu Boden.
»Hallo, Val. Hallo, Simon.«
Simon nickte bloß.
»Krabbe war besorgt um dich«, sagte Val. »Er wollte nicht essen noch schlafen und versuchte dir zu folgen, aber er kam mit dem Floß nicht zurecht.«
»Ich bin froh, daß ihr gekommen seid«, sagte Mischa. »Warum? Du brauchtest unsere Hilfe nicht.«
»Weil ihr jetzt wißt, daß ihr nicht wegzulaufen braucht, sollte man jemals wieder versuchen, euch zu vertreiben.«
»Daß wir die mitgebracht haben«, sagte Val und deutete spöttisch auf die Eindringlinge, »beweist nichts. Wir kämpften nicht gegen sie. Wir sammelten sie auf, wie wir sie fanden, einzeln oder zu zweit, wie Pilze. Sie sind völlig demoralisiert.«
»Aber das Zentrum könnte niemanden schicken, der besser sein würde.«
Val
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