Die Asche der Erde
Alkovens, den sie als Versteck gewählt hatten, weil er freien Blick zur Aufzugtür gewährte. Auch Hikaru hatte das Geräusch vernommen und kam an ihre Seite. Schweigend sahen sie die Tür zurückrollen und einen nackten Mann heraustreten. Der Mann trug eine Laserlanze in der Hand und einen Steinschlaghelm mit Stirnlampe auf dem Kopf. Während Helm und Lampe mit Schmutz verklebt waren, zeigte sein Körper keine anhaftenden Spuren vom organischen Morast. »Ist das ....?« fragte Mischa.
»Es ist Subzwei«, flüsterte Jan. »Er muß in den ... ah ... Sumpf gefallen sein. Hat seine Kleidung wahrscheinlich weggeworfen.«
»Er ist allein«, sagte Mischa. »Seine Leute sind nicht mitgekommen.«
Oder lagen sie in der Nähe in einem Versteck und warteten? Aber Mischa konnte keine Spur von Täuschung an Subzwei wahrnehmen, nur mühsam beherrschte Nervosität.
Subzwei bewegte sich langsam, sicherte in alle Richtungen. Zwischen den gewaltigen Rümpfen der Raketen blieb er stehen und ließ seinen Blick langsam daran hinauf- und hinuntergehen, versuchte die aufgemalten Zahlen und Symbole zu entziffern, um sich schließlich mit aufwärts gewandtem Blick zwischen den mächtigen Metallkörpern im Kreis zu drehen, als gelte es zu sehen, ob er schwindlig würde.
»Er wird doch nicht daran denken, sie zu verwenden ...« Jans leise Stimme war angespannt und gepreßt von Widerwillen.
Subzwei ging zu einem der Riesengeschosse, streckte zögernd die Hand aus und berührte die metallene Flanke.
»Subzwei!«
Hikaru schrak zusammen und packte ihren Arm. Ihre heisere Stimme hallte durch den Raum, gefolgt von verzerrten Echos. Hikaru schüttelte sie zornig. »Bist du verrückt?« zischte er.
Subzwei hatte sich herumgeworfen, die Laserlanze im Anschlag, konnte aber seine Beute nicht finden. »Wer ist da?«
Mischa stieß Hikarus Hand zurück. »Ich und Jan Hikaru natürlich«, rief sie. »An wen dachten Sie?«
»Ach«, seufzte er, und Mischa dachte, aber konnte nicht sicher sein, daß das Seufzen ein momentanes Bedauern signalisierte. Wenn das der Fall war, so ging der Moment rasch vorüber, und das Bedauern mit ihm, und zurück blieb nur erstarrter Zorn. Die Mündung der Waffe schwenkte suchend hin und her.
»Ich will Sie nicht töten«, sagte Mischa. »Mein einziger Wunsch war, von hier fortzukommen. Das war alles, was ich jemals wollte. Bevor Subeins ...«
»Es gibt nur ihn und mich«, sagte Subzwei.
»Aber es ist alles einseitig. Immer sind Sie es, der tut, was er will.«
Subzwei zögerte, doch als er sprach, war sein Tonfall kriegerisch und unnachgiebig. »Kommt heraus! Ich weigere mich, mit Leuten zu sprechen, die ich nicht sehen kann.«
»Werfen Sie Ihre Waffe fort.«
Subzwei lachte.
»Sie ist nutzlos«, sagte Hikaru. »Sie können das Risiko, sie hier einzusetzen, nicht auf sich nehmen.«
Subzweis unvermittelt hervorgebrochene Heiterkeit dauerte an. »Ach, diese Halbgebildeten!« erwiderte er. »Ihr wißt ein wenig von allem, aber nicht genug von irgend etwas. Meinen Sie, ich könnte mit einem Taschenlaser eine Kernfusion in Gang setzen?«
»Sie könnten den Raketentreibstoff in Brand setzen«, sagte Hikaru ruhig. »Wer weiß, womit man die Raketen damals gefüllt hat, vielleicht mit flüssigem Wasserstoff. Außerdem tragen die Raketen Bomben, deren Fusion durch Kernspaltung gezündet wird. Alte, schmutzige Bomben mit einer Menge Radioaktivität.«
Subzwei ließ die Waffe ein wenig sinken, schien aber kaum beeindruckt. Da er ungefähr wissen mußte, wie die Sprengköpfe gebaut waren, sah er wahrscheinlich, daß die als Zünder verwendeten Atombomben mehr als genug von ihrer Halbwertszeit hinter sich hatten, um noch zu explodieren.
Mischa unternahm einen neuen Versuch. »Ich habe keinen Streit mit Ihnen«, sagte sie. »Warum müssen Sie immer für Subeins kämpfen? Wo ist er?«
»Du solltest es wissen. Du hast ihn angegriffen.«
»Ich habe ihm nicht viel mehr als einen Kratzer zugefügt, und das war vor Wochen.«
Subzweis Ausdruck blieb hart und unerschütterlich. »Dein Erinnerungsvermögen scheint gestört«, sagte er. »Ihr habt ihn vor zwei Tagen angegriffen und verwundet. Und gemeinsam mit euren Freunden aus dem Untergrund einen von unseren Leuten ge-tötet.«
Mischa und Jan tauschten verdutzte Blicke aus. »Wovon redet er?« sagte sie. »Er kann nicht den mechanischen Späher meinen, den Krabbe zerschlagen hat.«
»Das kann ich mir nicht denken«, pflichtete er ihr bei. »Sub-zwei mag Maschinen gegenüber
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