Die Asche der Erde
Menschen den Vorzug geben, aber er bringt sie nicht durcheinander.«
»Niemand hat hier unten jemanden angegriffen«, rief Mischa. »Du lügst.«
Aber Mischa fühlte eine Ungewißheit. »Vielleicht lügt jemand anderes«, erwiderte sie, um seine Reaktion zu sehen.
»Halt den Mund! Bringt eure Mißgeburten von Freunden her-aus. Ich bin bereit, ihnen gegenüberzutreten.«
»Nennen Sie sie nicht so!«
»Wie sollte ich sie sonst nennen?« fragte Subzwei in aufrichti-ger Verwunderung.
»Sie sind Menschen wie wir. Außerdem sind sie nicht hier bei uns. Sie verstecken sich, wenn jemand aus dem Zentrum in ihre Gegend kommt. Sie waren schon fort, bevor Sie mit Ihren Leuten in die Nähe kamen.«
»Sie verwundeten Subeins, und sie töteten einen unserer Leute.«
»Zweifeln Sie nie an ihm? Sind Sie ihm so eng verbunden, daß Sie alles wissen, was er die ganze Zeit denkt?«
»Ich pflegte darüber im Bilde zu sein ....«
»Er hat Sie belogen.«
»Wenn er gelogen hätte, dann hätte er sich nicht selbst ver-letzt. Und ohne Grund einen der Leute ermordet. Du bist eine Närrin, wenn du meinst, du könntest mir einen solchen Bären aufbinden.«
»Subeins hat sich verändert«, sagte Hikaru. »Er ist ein anderer geworden, und Sie wissen es selbst.«
»Kommen Sie heraus, Hikaru! Ich diskutiere nicht mit Leuten, die aus einem Rattenloch heraus pfeifen.«
Mischa trat aus dem Alkoven. Hikaru wollte sie zurückhalten, dann ließ er sie gehen, zögerte und folgte ihr. Sie ging auf Sub-zwei zu, machte einige Schritte vor ihm halt und blickte zu ihm auf. »Dann sprechen Sie zu mir. Sagen Sie mir, daß er nie gelo-gen hat. Sagen Sie mir, daß ich Sie je belogen habe.«
Subzwei schlug den Blick nieder, dann blickte er Mischa for-schend in die Augen. »Ich will nicht sagen, daß ich dir glaube, aber auch nicht behaupten, daß du lügst«, sagte er. »Ich werde euch mit Subeins zusammenbringen und garantiere freies Geleit für diese Gegenüberstellung. Stellt sich heraus, daß du die Wahrheit gesagt hast, so werde ich mit euch zusammenarbeiten, und meine Leute werden sich nicht gegen euch stellen.«
Mischa stand mit nachdenklich gesenktem Kopf.
»Noch etwas«, sagte Subzwei. »Sollte sich herausstellen, daß deine Anschuldigung auf Wahrheit beruht, so wird Subeins zur Rechenschaft gezogen werden. Aber du mußt mir versprechen, keinen Anschlag gegen sein Leben zu versuchen.«
Mischa starrte finster auf ihre Hände. »Warum müssen Sie ihn immer noch schützen?«
»Du kamst zu mir, weil du die Erde verlassen wolltest. Ich bin bereit, dich mitzunehmen. Kein anderer kann dich durch die Stürme fliegen. Ohne unser Schiff wird Subeins als ein Gestran-deter hier zurückbleiben. Das ist, sollte er schuldig sein, eine sehr harte Strafe.«
Hikaru legte Mischa die Hand auf die Schulter. »Ich denke«, sagte er leise, »das ist ein vernünftiges Angebot. Er bemüht sich, großzügig und gerecht zu urteilen.«
Gleichzeitig dient es seinen eigenen Wünschen, dachte sie. »Einverstanden«, sagte sie laut. »Ich werde nichts gegen ihn unternehmen, es sei denn, er würde mich dazu zwingen.«
Subzwei ließ die Waffe sinken, nahm den Tragriemen und hängte sie über die Schulter.
Subzwei weigerte sich, auf dem Weg zum Zentrum zurückzukehren, den sie gekommen waren. Auch Mischa und Hikaru zogen einen anderen Weg vor, und da Mischa die Raketenbasis auf der anderen Seite des Zentrums erkundet hatte, benötigte sie nicht lange, um andere Ausgänge zu finden. Sie entschied sich für einen, auf dem sie, wie sie hoffte, Subzweis Leute unbemerkt würden umgehen können. Auf der anderen Seite war sie nicht sehr besorgt über eine mögliche Begegnung mit ihnen; sie vertraute Subzweis Versprechung und glaubte, daß sie sich seinen Anordnungen fügen würden. Jan bereitete ihr größere Sorgen, denn er hatte seinen erschöpften Körper viel zu lange überfordert. Als sie abermals in die Höhlengänge eindrangen und ihre Lampen einschalteten, kam Mischa an seine Seite. »Sollen wir eine Weile rasten?«
Er lächelte. »Gern. Aber wenn ich mich jetzt niederlege, rühre ich mich zwei Tage nicht mehr vom Fleck. So lange können wir nicht warten.«
»Stimmt.«
»Du leuchtest.«
»Sie auch«, sagte sie. Die Lichtzellen verbreiteten selbst in ihrer getrockneten Form noch ein mattes Glimmen. Mischa blickte zu Subzwei, der frierend hinter ihnen stand, die nackten Schultern eingezogen, die Arme um den Oberkörper geschlungen. Seine Haut schimmerte weich im
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