Die Asche der Erde
Freund der alten Navigatorin. Alle Instrumente meldeten sich auditiv, jedes auf einer anderen Frequenz: Subzwei konnte Veränderungen rascher wahrnehmen, als seine Assistenten sie melden konnten. Aber in besonderen Situationen war die Mannschaft gelegentlich von Nutzen, und Subzwei ließ sie ausführen, was sie für ihre Aufgaben hielten. Subzwei duldete die Attribute der Führerschaft. Oft hatte er das Gefühl, daß Subeins an ihnen Gefallen fand.
Seine Hände und Füße bedienten Steuerungsinstrumente, seine Zunge und Zähne betätigten druckempfindliche Schalter, seine Augen lenkten das Funktionieren fotoelektrischer Zellen, als das Schiff durch die äußere Atmosphäre sank und verlangsamte. Umgeben vom Kokon der technischen Funktionen, fühlte Subzwei sich beinahe glücklich. All seine Sinne waren in Gebrauch; keine unnütze Wahrnehmung lenkte seine Sinnesfunktionen ab. Er war ausgefüllt.
Die Stimmen hinter ihm sprachen im Flüsterton miteinander; seine Piraten lagen in ihren Beschleunigungssitzen und starrten zu den kleinen runden Aussichtsfenstern, an denen Wolkenfetzen vorbeijagten. Die Wolken verdichteten sich mit der Verlangsamung des Schiffes und wurden dunkler, bis sie kaum noch Sonnenlicht durchließen und die einzige Beleuchtung aus dem Inneren des Schiffes kam und in sturmgepeitschte Wirbel von irisierenden Körnern hinausschien. Sie konnten die winzigen Partikel auf dem Metallrumpf hören; das Geräusch ähnelte dem von tausend winzigen Fingernägeln an trockenem Schiefer. Subzwei brachte die Stimmen zum Schweigen, indem er das Schiff ein einziges Mal von den Windböen des Sandsturms beuteln ließ, doch bedauerte er es sofort, denn er konnte das Schiff in schlimmeren Verhältnissen als diesen sicher unter Kontrolle halten; er wollte nicht, daß auch nur der unerfahrenste von seinen Leuten an seinen Fähigkeiten zweifelte. Dennoch führte sein Tun zu der gewünschten Reaktion, und im Brückenraum blieb es still, während Subzwei die Wiedergabe des Schiffs auf dem Bildschirm auf die Wiedergabe des Landeplatzes nahe dem Blockhaus niedersinken ließ. Seine Instrumente hielten ihn über die Bewegungen des Schiffs und seine jeweilige Position zur Erdoberfläche auf dem laufenden, maßen kontinuierlich die Wind- und Sinkgeschwindigkeit, die Geschwindigkeit über Grund, die Triebwerksleistungen und den Treibstoffverbrauch. Es war eine gesteuerte, bewußte Harmonie von Erde, Luft, Feuer und Wasser.
Das Schiff setzte auf und kam zur Ruhe, die Triebwerke schalteten sich aus und vibrierten in einer Frequenz, die außerhalb des Wahrnehmungsbereichs der meisten menschlichen Ohren war. Aber Subzwei hörte sie.
Ein kurzes Zögern, wie eine den Göttern gewidmete Gedenkminute: dann ein schnelles Lachen und wieder die Stimmen und verstreuter Applaus. Dieser, nicht das Zögern, galt Subzwei. Er hielt alle seine Gefolgsleute für mehr oder weniger verrückt.
»Eine feine Landung«, sagte Subeins. Subzwei sah, daß er überhaupt nicht in das sekundäre Steuersystem integriert gewesen war, so rasch befreite er sich daraus.
»Dein Vertrauen ist schmeichelhaft.«
»Ich hatte den Eindruck, du wolltest das Schiff allein herunter-bringen«, sagte Subeins. »Also ließ ich dir das Vergnügen.«
Subzweis Konzentration auf die Landung hatte ihn gegen die Verdrießlichkeit seines Partners geschützt, aber nun spürte er sie. Sie erzeugte reuige Schuldgefühle in ihm. »Wolltest du es tun? Ich hatte nicht gemerkt ...«
»Laß gut sein. Machen wir uns fertig.«
Nun, da er sich entschuldigt hatte, begriff Subzwei, daß eine Entschuldigung unnötig gewesen war. Immer wieder hatte er Subeins aufgefordert, seine Wünsche verbal mitzuteilen, statt sich auf die künstliche biomechanische Verbindung zwischen ihnen zu verlassen. Diese Verbindung war nicht mehr verläßlich, was Subzwei nicht ungern sah: Er wünschte sogar, daß sie möglichst bald völlig absterben und sich auflösen würde. Etwas war da nicht in Ordnung; er und Subeins hätten längst voneinander frei sein sollen. Doch solange die Verbindung bestehen blieb, würden sie notgedrungen intensiv miteinander beschäftigt sein; und sie würden weiterhin Schwierigkeiten im Umgang mit den meisten Menschen haben, die nicht wie sie automatisch wußten, was ein anderer fühlte und dachte. Etwas stimmte nicht: Manchmal meinte Subzwei beinahe die Verbindung fühlen zu können, eingepflanzt in den primitiven Teil seines Stammhirns, wo sie wuchs, statt sich aufzulösen, und ihn
Weitere Kostenlose Bücher