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Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Titel: Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank McCourt
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genauso tobe wie meine Mutter beim Feuer, und ich kann nur an eins denken: hineinrennen, ihm ordentlich ans Bein treten und wieder rausrennen, aber das tue ich nicht, denn wir haben ja auch die Vormittage am Feuer, wenn er mir von Cuchulain und De Valera und Roosevelt erzählt, und wenn er jetzt betrunken ist und vom Geld des Babys Pints spendiert, hat er die gleichen Augen wie Eugene, als er Oliver suchte, und ich kann auch gleich nach Hause gehen und meine Mutter anlügen, daß ich ihn nicht gesehen habe und ihn nicht finden konnte.
    Sie ist mit dem Baby im Bett. Malachy und Michael schlafen oben in Italien. Ich weiß, ich brauche Mam gar nichts zu sagen, denn bald, wenn die Kneipen schließen, wird er singend nach Hause kommen und uns einen Penny anbieten, wenn wir für Irland sterben, und von jetzt an wird es anders sein, denn es ist schon schlimm genug, wenn ein Mann das Stempelgeld oder den Lohn vertrinkt, aber ein Mann, der das Geld für ein neues Baby vertrinkt, der ist tiefer gesunken als tief, wie meine Mutter sagen würde.

8
    Ich bin zehn Jahre alt und werde bald in der Josephskirche gefirmt. In der Schule bereitet uns der Lehrer, Mr. O’Dea, darauf vor. Wir müssen alles über die alleinheiligmachende Gnade wissen, eine Perle von hohem Preis, für uns durch Jesum in Seinem Sterben erkauft. Mr. O’Dea rollt mit den Augen in seinem Kopf, als er uns sagt, daß wir mit der Firmung teilhaben werden am Göttlichen Wesen. Die sieben Gaben des Heiligen Geistes werden wir haben: die Gabe der Weisheit und des Verstandes, die Gabe des Rates und der Stärke, die Gabe der Wissenschaft und der Frömmigkeit und der Furcht des Herrn. Priester und Lehrer sagen uns, die Firmung bedeutet, daß man ein echter Soldat der Kirche ist, und damit hat man dann das Recht, zu sterben und Märtyrer zu werden, falls wir von Protestanten oder Mohammedanern oder jeder anderen Sorte von Heiden überfallen werden. Noch mehr Gesterbe. Ich möchte ihnen sagen, daß ich für den Glauben nicht werde sterben können, weil ich bereits dafür gebucht bin, daß ich für Irland sterbe.
    Mikey Molloy sagt, machst du Witze? Das mit dem Für-den-Glauben-Sterben ist der reine
Humbug. Das ist nur einer von ihren Sprüchen, damit man Angst kriegt. Und für Irland auch. Niemand stirbt mehr für irgendwas. Ich sterbe bestimmt nicht für Irland oder für den Glauben. Vielleicht sterbe ich für meine Mutter, aber das ist auch schon alles.
    Mikey weiß Bescheid. Er ist vierzehn. Er hat die Anfälle. Er hat Visionen.
    Die Großen sagen uns, es ist herrlich, für seinen Glauben zu sterben, aber dazu sind wir noch nicht bereit, denn am Tage der Firmung macht man wie am Tage der hl. Erstkommunion die Runden in der Nachbarschaft und kriegt Kekse und Süßigkeiten und Geld – die Kollekte.
    Und hier kommt nun der arme Peter Dooley ins Spiel. Wir nennen ihn Quasimodo, weil er so einen Klotz auf dem Rücken hat, genau wie der Glöckner von Notre-Dame, der, wie wir wissen, in Wirklichkeit Charles Laughton heißt.
    Quasimodo hat neun Schwestern, und es wird allgemein gesagt, daß seine Mutter ihn gar nicht wollte, aber der Engel hat ihn nun mal zu ihr gebracht, und es ist eine Sünde, nicht anzunehmen, was einem geschickt wird. Quasimodo ist alt, er ist schon fünfzehn. Seine roten Haare stehen ihm nach allen Seiten vom Kopf ab. Er hat zwei grüne Augen, aber eins rollt so sehr in seinem Kopf herum, daß er sich ständig gegen die Schläfe schlägt, um es unter Kontrolle zu kriegen. Sein rechtes
Bein ist kurz und nach innen gedreht, und wenn er geht, ist das wie ein kleiner Tanz, rundherum mit Wechselschritt, und man weiß nie, wann er hinfallen wird. Und da staunt man dann. Er verflucht sein Bein, er verflucht die Welt, aber er flucht mit einem wunderschönen englischen Akzent, den er aus dem Radio hat, von der BBC. Bevor er das Haus verläßt, steckt er immer den Kopf zur Tür heraus und sagt an, das ist mein Kopf, der Arsch kommt erst noch. Als er zwölf war, beschloß Quasimodo, daß es für ihn, so wie er aussah und so wie die Welt ihn ansah, das beste wäre, sich auf einen Job vorzubereiten, bei dem man ihn hören, aber nicht sehen konnte, und was ist da besser, als hinter einem Mikrofon bei der BBC in London zu sitzen und die Nachrichten zu verlesen?
    Aber ohne Geld schafft man es nicht bis London, und deshalb kommt er an dem Freitag vor unserer Firmung zu uns getanzt. Er hat eine Idee für Billy und mich. Er weiß, daß wir am nächsten Tag Firmungsgeld

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