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Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Titel: Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank McCourt
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nicht, wie das mit dem Rest der Welt ist, aber ich habe das ganze Jahr auf Franks Firmungsanzug gespart, und ich geh doch jetzt nicht zum Priester, um mir erzählen zu lassen, daß mein Sohn noch nicht reif für die Firmung ist, damit ich noch ein Jahr warten kann, und dann ist er aus dem Anzug rausgewachsen, und das alles nur, weil er eine Regenröhre hochgeklettert ist, um einen unschuldigen Blick auf den hageren Arsch von Mona Dolley zu werfen.
    Sie zerrt mich am Ohr nach Hause, und ich muß vor dem Papst niederknien. Schwöre, sagt sie, schwöre beim Papst, daß du Mona Dooleys hageren Arsch nie gesehen hast.
    Ich schwöre.
    Wenn du lügst, bist du morgen bei deiner Firmung nicht im Stande der Gnade, und das ist das schlimmste Sakrileg.
    Ich schwöre.
    Nur der Bischof höchstpersönlich kann dich von einem solchen Sakrileg lossprechen.
    Ich schwöre.

    Na gut. Geh jetzt ins Bett, und vom heutigen Tage an machst du einen großen Bogen um diesen Unglücksraben Quasimodo Dooley.
    Am nächsten Tag werden wir alle gefirmt. Der Bischof stellt mir eine Frage aus dem Katechismus, wie lautet das fünfte Gebot? und ich sage, du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren. Er klopft mir auf die Backe, und jetzt bin ich ein Soldat der wahren Kirche. Ich knie da und denke an Quasimodo, der im Kohlenkasten unter der Treppe schmachtet, und ich frage mich, sollte ich ihm den Shilling für seine Karriere bei der BBC nicht doch geben?
     
     
    Aber ich vergesse Quasimodo völlig, weil ich Nasenbluten kriege und mir schwindlig wird. Die Firmlinge, Knaben und Mädchen, stehen mit ihren Eltern vor der Josephskirche, überall wird geherzt und geküßt, die Sonne scheint, und mir ist es egal. Meine Mutter küßt mich, und mir ist es egal. Die Jungens sprechen über die Kollekte, und mir ist es egal. Meine Nase hört nicht auf zu bluten, und Mam macht sich Sorgen, daß ich mir den Anzug ruiniere. Sie rennt in die Kirche, um Stephen Carey, den Sakristan, zu fragen, ob er ihr einen Lumpen oder irgendein Stück Leinewand borgen kann, wovon ich dann eine wunde Nase kriege. Sie sagt, willst du jetzt deine Kollekte
machen? und ich sage ihr, daß es mir egal ist. Malachy sagt, mach doch, mach doch, Frankie, und er ist traurig, weil ich ihm versprochen habe, daß ich ihn ins Lyric Cinema mitnehme, damit wir uns den Film ansehen und uns mit Süßigkeiten vollstopfen. Ich möchte mich hinlegen. Ich könnte mich hier auf den Stufen der Josephskirche hinlegen und immer nur schlafen. Mam sagt, Oma macht ein schönes Frühstück, und von dem Wort Frühstück wird mir so übel, daß ich an den Kantstein renne und mich übergebe, und die ganze Welt starrt mich an, und mir ist es egal. Mam sagt, sie bringt mich lieber ins Bett, und meine Kumpels staunen, wie jemand ins Bett gehen kann, wenn eine Kollekte winkt.
    Sie hilft mir aus meinem Firmungsanzug und bringt mich ins Bett. Sie macht ein Tuch naß und legt es mir unter den Nacken, und irgendwann hört das Bluten auch tatsächlich auf. Sie bringt mir Tee, aber von dem Anblick wird mir schlecht, und ich muß mich in den Eimer übergeben. Mrs. Hannon kommt von nebenan, und ich kann hören, wie sie sagt, das ist ein sehr krankes Kind, und es braucht einen Arzt. Mam sagt, es ist Samstag, die Armenapotheke ist zu, und woher wollen wir jetzt einen Arzt kriegen?
    Dad kommt von der Arbeit in Rank’s Getreidemühle nach Hause und sagt Mam, ich bin jetzt in dem Alter, das sind Wachstumsschmerzen.
Oma kommt an und sagt dasselbe. Wenn Jungs vom einstelligen Jahr, das ist neun, zum zweistelligen Jahr, das ist zehn, überwechseln, verändern sie sich und neigen zum Nasenbluten. Sie sagt, vielleicht habe ich sowieso zuviel Blut in mir, und so was putzt mal aus und schadet mir nicht den allerkleinsten Fitz.
    Der Tag vergeht, mal schlafe ich ein, mal wache ich wieder auf. Malachy und Michael kommen am Abend ins Bett, und ich kann hören, wie Malachy sagt, Frankie ist sehr heiß. Michael sagt, er blutet mir aufs Bein. Mam legt mir das nasse Tuch auf die Nase und einen Schlüssel auf den Hals, aber davon hört das Bluten nicht auf. Am Sonntag morgen habe ich Blut auf der Brust und überall. Mam sagt Dad, ich blute auch aus dem Po, und er sagt, vielleicht habe ich Dünnpfiff, und das ist bei Wachstumsschmerzen normal.
    Dr. Troy ist unser Arzt, aber er ist in Urlaub und verreist, und der Mann, der mich am Montag untersuchen kommt, riecht nach Whiskey Er untersucht mich und sagt, ich habe eine schwere Erkältung und soll im

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