Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen
Milch, und du trinkst die Pint.
In South’s Pub ist er nicht mehr. Malachy will sich trotzdem aufstellen und seine Rede halten, aber ich sage ihm, wir müssen uns beeilen und in anderen Kneipen nachsehen, bevor Dad die ganzen fünf Pfund vertrunken hat. In den anderen Kneipen können wir ihn auch nicht finden. Er weiß, daß Mam ihn suchen kommt oder uns schickt, und an diesem Ende von Limerick und in der ganzen Gegend gibt es so viele Kneipen, daß wir einen Monat lang suchen könnten. Wir müssen Mam sagen, daß wir keine Spur von ihm gesehen haben, und sie sagt uns, wir sind zu rein gar nichts zu gebrauchen. Ach Gott, hätte ich doch meine Kraft, dann würde ich jede Kneipe in Limerick absuchen. Ich würde ihm den Mund aus dem Kopf reißen, aber ja. Los, geht wieder hin und sucht alle Kneipen um den Bahnhof herum
ab, und versucht es auch in Naughton’s Fisch-mit-Fritten-Bude.
Ich muß alleine gehen, weil Malachy Dünnpfiff hat und sich nicht weit genug vom Eimer entfernen kann. Ich suche alle Kneipen in der Parnell Street und Umgebung ab. Ich kucke sogar in den kleinen Abteilen, wo die Frauen trinken, und in den Männerklos nach. Ich habe Hunger, aber ich habe Angst, nach Hause zu gehen, bevor ich meinen Vater gefunden habe. Er ist nicht in Naughton’s Fisch-mit-Fritten-Bude, aber an einem Tisch in der Ecke schläft ein betrunkener Mann, und sein Fisch und seine Fritten liegen, in ihren Limerick Leader gewickelt, auf dem Fußboden, und wenn ich sie mir nicht hole, holt sie sich die Katze, also stecke ich sie mir unter den Pullover, und schon bin ich wieder zur Tür hinaus und schnell die Straße hoch und setze mich auf die Treppe beim Bahnhof und beobachte die betrunkenen Soldaten, die mit kichernden Mädchen vorübergehen, und danke im Geiste dem betrunkenen Mann, weil er den Fisch und die Fritten in Essig ertränkt und mit Salz beschichtet hat, und dann fällt mir ein, daß ich, wenn ich heute abend sterbe, im Stand der Sünde bin, weil ich gestohlen habe, und mit Fisch und Fritten vollgestopft direkt zur Hölle fahren könnte, aber es ist Samstag, und falls die Priester noch in den Beichtstühlen sitzen, kann ich gleich nach dem Essen meine Seele reinwaschen.
Die Dominikanerkirche ist gleich hier ein Stück weiter in der Glentworth Street.
Segnen Sie mich, Vater, denn ich habe gesündigt, meine letzte Beichte liegt vierzehn Tage zurück. Ich sage ihm die üblichen Sünden und dann, ich habe einem betrunkenen Mann Fisch mit Fritten gestohlen.
Warum, mein Kind?
Ich hatte Hunger, Herr Pfarrer.
Und warum hattest du Hunger?
Ich hatte nichts im Bauch, Herr Pfarrer.
Er sagt nichts, und obwohl es dunkel ist, weiß ich, daß er den Kopf schüttelt. Mein liebes Kind, warum kannst du nicht nach Hause gehen und deine Mutter um etwas zu essen bitten?
Weil sie mich losgeschickt hat, damit ich meinen Vater in den Kneipen suche, Herr Pfarrer, und ich konnte ihn nicht finden, und sie hat keinen Bissen im Hause, weil er die fünf Pfund vertrinkt, die Opa aus dem Norden für das neue Baby geschickt hat, und jetzt tobt sie vor dem Kamin, weil ich meinen Vater nicht finden kann.
Ich frage mich, ob dieser Priester schläft, weil er so still ist, aber dann sagt er, mein Kind, ich sitze hier. Ich höre die Sünden der Armen. Ich beschließe die Buße, ich gebe Absolution. Ich sollte niederknien und ihnen die Füße waschen. Verstehst du mich, mein Kind?
Ich sage, ich verstehe ihn, aber ich verstehe ihn gar nicht.
Geh nach Hause, Kind. Bete für mich.
Keine Buße, Herr Pfarrer?
Nein, mein Kind.
Ich habe Fisch mit Fritten gestohlen. Ich bin verloren.
Dir ist vergeben. Geh. Bete für mich.
Er segnet mich in Latein, spricht mit sich selbst auf englisch, und ich frage mich, was ich ihm angetan habe.
Wenn ich nur meinen Vater finden könnte, damit ich zu Mam sagen könnte, hier ist er, und er hat noch drei Pfund in der Tasche. Weil ich jetzt keinen Hunger mehr habe, kann ich die O’Connell Street auf der einen Seite hoch- und auf der anderen Seite wieder runtergehen und auch die Kneipen in den Seitenstraßen absuchen, und da ist er, bei Gleeson’s, eigentlich gar nicht zu überhören:
Nur mich geht’s was an, und niemand soll lachen,
Wenn die Mädchen mir schöne Augen machen,
Und nur mir soll es nutzen, nur mir soll es frommen,
Wenn grü-hün die Täler von Antrim mich heißen willkommen. Ref 23
Das Herz hämmert mir in der Brust, und ich weiß nicht, was ich machen soll, denn ich weiß, daß ich innerlich
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