Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen
Unruhestifterin, aber diesmal schreibt er wegen der allgemein herrschenden Kälte am Morgen ihren Namen nicht auf, aber wenn er noch ein Wort hört, wird sie eine Frau sein, die etwas zu bereuen hat.
Mr. Coffey und Mr. Kane steigen auf die Plattform und beachten die Leute nicht weiter.
Mr. Kane setzt sich die Brille auf, nimmt sie wieder ab, poliert sie, setzt sie auf, blickt zur Dekke hoch.
Mr. Coffey liest Papiere, schreibt etwas, gibt Papiere an Mr. Kane weiter. Sie tuscheln. Sie nehmen sich Zeit. Sie sehen uns nicht an.
Dann ruft Mr. Kane den ersten alten Mann zur Plattform. Wie heißen Sie?
Timothy Creagh, Sir.
Creagh, soso. Da haben Sie ja einen schönen alten Limericker Namen.
Ja, Sir. Allerdings.
Und was wollen Sie, Creagh?
Ach ja, ich habe wieder diese Schmerzen im Bauch, und ich würde gern zu Dr. Feeley.
Soso, Creagh, sind Sie sicher, daß es nicht die Pints sind vom Porter, gegen die Ihr Magen rebelliert.
Ach nein, bestimmt nicht, Sir. Bei den Schmerzen
rühre ich die Pint schon lange kaum noch an. Meine Frau liegt zu Hause im Bett, und um die muß ich mich auch kümmern.
Es herrscht große Trägheit auf der Welt, Creagh. Und Mr. Kane sagt zu den Leuten in der Schlange, haben Sie das gehört, meine Damen? Große Trägheit, stimmt’s?
Und die Frauen sagen, o ja, das stimmt, Mr. Kane, große Trägheit.
Mr. Creagh kriegt seine Überweisung für den Arzt, die Schlange bewegt sich weiter, und Mr. Kane ist bereit für Mam.
Die staatliche Unterstützung, ist es das, was Sie wollen, Frau, die Fürsorge?
Ja, Mr. Kane.
Und wo ist Ihr Mann?
Oh, der ist in England, aber
England, soso. Und wo bleibt das wöchentliche Telegramm, die dicken fünf Pfund?
Er schickt uns schon seit Monaten keinen Penny, Mr. Kane.
Tatsache? Nun, wir wissen ja, warum, stimmt’s? Wir wissen, was die Männer von Irland in England vorhaben. Wir wissen, daß man den einen oder anderen Mann aus Limerick sehen kann, wie er mit einem Flittchen vom Piccadilly herumtrabt, stimmt’s?
Er sieht die Leute in der Schlange an, und sie wissen, daß sie jetzt, stimmt, Mr. Kane, sagen sollen,
und sie wissen, daß sie jetzt lächeln und lachen sollen, weil es sonst für sie hart wird, wenn sie bis zur Plattform vorgedrungen sind. Sie wissen, daß er sie an Mr. Coffey weiterleiten könnte, und der ist berüchtigt dafür, daß er zu allem nein sagt.
Mam sagt Mr. Kane, daß Dad in Coventry und alles andere als in der Nähe von Piccadilly ist, und Mr. Kane nimmt die Brille ab und starrt sie an. Was war das? War das eben ein kleiner Widerspruch ?
O nein, Mr. Kane, um Gottes willen, nein.
Ich möchte, daß Sie eins wissen, Frau. Unsere Politik hier besteht darin, Frauen, deren Männer in England sind, keine Fürsorge zu zahlen. Ich möchte, daß Sie noch eins wissen. Sie nehmen Menschen, welche unsere Zuwendungen viel eher verdienen als Sie, Menschen, die im Lande bleiben und ihren Beitrag geleistet haben, das Brot aus dem Munde.
O ja, Mr. Kane.
Und wie heißen Sie?
McCourt, Sir.
Das ist kein Name aus Limerick. Wo haben Sie denn so einen Namen abgekriegt?
Mein Mann, Sir. Er ist aus dem Norden.
Er ist aus dem Norden, und er läßt Sie hier sitzen, damit Sie vom Freistaat Irland Unterstützung beziehen. Dafür haben wir also gekämpft, was?
Ich weiß nicht, Sir.
Sie wissen es nicht. Natürlich wissen Sie es nicht. Es herrscht große Unwissenheit auf der Welt.
Er sieht die Leute an, ich habe gesagt, es herrscht große Unwissenheit auf der Welt, und die Leute nicken und stimmen ihm zu, daß große Unwissenheit auf der Welt herrscht.
Er flüstert Mr. Coffey etwas zu, und sie sehen Mam an, sie sehen uns an. Schließlich sagt er Mam, sie kann staatliche Unterstützung haben, aber wenn sie auch nur einen einzigen Penny von ihrem Mann kriegt, darf sie keinerlei Ansprüche mehr geltend machen und muß das Geld an die Armenapotheke zurückzahlen. Das verspricht sie, und wir gehen.
Wir folgen ihr in Kathleen O’Connells Laden, um Tee und Brot und ein paar Torfsoden für das Feuer zu holen. Wir gehen die Treppe nach Italien hinauf und machen Feuer an und trinken gemütlich Tee. Wir sind alle sehr still, sogar das Baby Alphie, weil wir wissen, was Mr. Kane unserer Mutter angetan hat.
10
Unten in Irland ist es kalt und naß, aber wir sind oben in Italien. Mam sagt, wir sollten den armen Papst hochbringen und an der Wand gegenüber dem Fenster aufhängen. Schließlich ist er ein Freund des Arbeiters, er ist Italiener, und dieses Volk ist
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