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Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Titel: Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank McCourt
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großzügig ist. Michael
sagt, gehen wir jetzt wieder in unser eigenes Haus, Dad?
    Ja, mein Sohn.
    Alphie ist wieder im Kinderwagen, mit den drei alten Mänteln und Kohle und Holz für das Feuer. Tante Aggie steht vor ihrer Tür und sagt uns, seids schön brav, kommts zum Tee, wann ihr wollts, und in meinem Kopf ist ein böses Wort für sie, olle Zicke. Es ist in meinem Kopf, und ich kann nichts dagegen machen, und ich werde es dem Priester beichten müssen.
    Malachy ist in keinem Graben, er ist bei uns zu Hause und ißt Fisch mit Fritten, die ein betrunkener Soldat vor dem Tor der Sarsfield-Kaserne fallen gelassen hat.
    Zwei Tage später kommt Mam nach Hause. Sie ist schwach und weiß und geht langsam. Sie sagt, der Arzt hat mir befohlen, ich soll mich warm halten, mir viel Ruhe und nahrhaftes Essen gönnen, dreimal die Woche Fleisch und Eier. Gott helfe uns, diese armen Ärzte haben keine Ahnung. Dad macht Tee und toastet Brot für sie auf dem Feuer. Für uns brät er Brot, und wir verbringen einen wunderschönen Abend oben in Italien, wo es warm ist. Er sagt, er kann nicht ewig bleiben, er muß wieder nach Coventry zur Arbeit. Mam fragt sich, wie er ohne einen Penny in der Tasche nach Coventry kommen will. Er steht ganz früh am Karsamstag auf, und ich trinke vor
dem Feuer Tee mit ihm. Er brät vier Stück Brot und wickelt sie in Seiten aus dem Limerick Chronicle, zwei Stück in jede Manteltasche. Mam liegt noch im Bett, und er ruft ihr von unten zu, ich gehe jetzt. Sie sagt, ja, gut. Schreib, wenn du gelandet bist. Mein Vater geht nach England, und sie steht nicht mal aus dem Bett auf. Ich frage, ob ich mit ihm zum Bahnhof gehen darf. Nein, da geht er nicht hin. Er geht zur Straße nach Dublin, um zu sehen, ob ihn jemand mitnimmt. Er tätschelt mir den Kopf, sagt, ich soll mich gut um meine Mutter und meine Brüder kümmern, und geht zur Tür hinaus. Ich sehe ihm nach, wie er die Gasse entlanggeht, bis er um die Ecke biegt. Ich laufe ihm nach, um zu sehen, wie er den Barrack Hill und die St. Joseph’s Street hinuntergeht. Ich laufe den Hügel hinunter und folge ihm, so weit ich kann. Er weiß offenbar, daß ich ihm folge, denn er dreht sich um und ruft mir zu, geh nach Hause, Francis. Geh nach Hause zu deiner Mutter.
    Eine Woche später kommt ein Brief, in dem steht, daß er sicher angekommen ist, daß wir brave Jungs sein sollen, daß wir unseren religiösen Pflichten nachkommen und, vor allen Dingen, unserer Mutter gehorchen sollen. Nach einer weiteren Woche kommt ein Geldtelegramm mit drei Pfund, und wir sind im Himmel. Wir werden reich sein, es wird Fisch mit Fritten geben,
Götterspeise mit Vanillesauce, jeden Samstag Filme im Lyric, im Coliseum, im Carlton, im Atheneum, im Central und im schicksten von allen, im Savoy. Vielleicht enden wir sogar bei Keksen und Tee mit den besseren Leuten von Limerick im Savoy Café. Da wird dann aber der kleine Finger abgespreizt, daß es nur so rauscht.
    Am nächsten Samstag kommt kein Telegramm und am übernächsten Samstag auch nicht und an allen folgenden Samstagen bis in alle Ewigkeit auch nicht. Mam bettelt wieder bei der Gesellschaft vom Hl. Vincent de Paul und lächelt in der Armenapotheke, wenn Mr. Coffey und Mr. Kane ein Witzchen darüber reißen, daß Dad ein Törtchen in Piccadilly hat. Michael will wissen, was ein Törtchen ist, und sie sagt ihm, das ist was, das man zum Tee ißt. Sie verbringt die meiste Zeit des Tages mit Bridey Hannon vor dem Feuer, pafft ihre Woodbines und trinkt schwachen Tee. Die Brotkrumen vom Morgen sind immer noch auf dem Tisch, wenn wir aus der Schule kommen. Nie wäscht sie die Marmeladengläser oder die Tassen, und im Zucker und überall, wo was Süßes ist, sind Fliegen.
    Sie sagt, Malachy und ich müssen uns abwechselnd um Alphie kümmern und ihn im Kinderwagen mitnehmen, damit er mal an die frische Luft kommt. Das Kind kann sich nicht von Oktober
bis April in Italien aufhalten. Wenn wir ihr sagen, wir möchten mit unseren Kumpels spielen, kann es passieren, daß sie einem einen rechten Haken an den Kopf verpaßt, von dem einem die Ohren brennen.
    Wir spielen statt dessen mit Alphie und dem Kinderwagen. Ich stehe oben auf dem Barrack Hill, und Malachy steht unten. Wenn ich dem Kinderwagen einen Schubs gebe, soll er den Hügel hinunterrollen, und Malachy soll ihn einfangen, aber er beobachtet gerade einen Kumpel auf Rollschuhen, und der Kinderwagen rast an ihm vorbei über die Straße und durch die Schwingtüren von Leniston’s

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