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Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Titel: Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank McCourt
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nachdem er sich Jahr um Jahr abgemüht hatte, wie ein Engländer zu sprechen, damit er bei der BBC unterkommt, was ohnehin nicht der rechte Platz für einen Iren ist.
    Peter spricht mit den Männern und mit Mikey, der an seiner Pint nippt und mir zuflüstert, ich glaub, ich mag das nicht, aber sag das nicht meinem Vater. Dann erzählt er mir, wie er heimlich den englischen Akzent übt, damit er BBC-Ansager werden kann, was Quasimodos Traum gewesen war. Er sagt, ich kann meinen Cuchulain zurückhaben, wenn man bei der BBC Nachrichten
verliest, kann man den sowieso nicht gebrauchen. Jetzt, wo er sechzehn ist, will er nach England, und wenn ich mir je ein Radio anschaffe: Der im BBC Home Service, das ist dann er.
    Ich berichte ihm von dem Trauschein, daß Billy Campbell gesagt hat, es müßten neun Monate sein, ich wurde aber in der Hälfte der Zeit geboren, und weiß er vielleicht, ob ich möglicherweise eine Art Wunder bin.
    Nö, sagt er, nö. Du bist ein Bastard. Du bist verdammt.
    Du brauchst mich nicht zu beschimpfen, Mikey.
    Ich beschimpf dich gar nicht. So nennt man Menschen, die nicht innerhalb dieser ehelichen neun Monate geboren wurden, Menschen, die außerhalb des ehelichen Alkovens gezeugt wurden.
    Was ist das?
    Was ist was?
    Gezeugt.
    Das ist, wenn das Sperma das Ei trifft, und es wächst, und da bist du dann neun Monate später.
    Ich weiß nicht, wovon du sprichst.
    Er flüstert, das Ding zwischen deinen Beinen ist die Aufregung. Die anderen Namen mag ich nicht, Pimmel, Altvater, Schnibbeldilderich, Nille. Also schiebt dein Vater seine Aufregung in deine Mutter, und es macht Spritz, und diese kleinen Bazillen gehen rauf in deine Mutter, wo ein Ei ist, und das wächst und bist dann du.

    Ich bin kein Ei.
    Doch, du bist ein Ei. Jeder war mal ein Ei.
    Warum bin ich aber verdammt? Ist doch nicht meine Schuld, daß ich ein Bastard bin.
    Alle Bastarde sind verdammt. Sie sind wie Babys, die nicht getauft sind. Sie werden in alle Ewigkeit in die Vorhölle geschickt und können nicht wieder raus, und es ist nicht ihre Schuld. Da fragt man sich doch, was das soll mit Gott da oben auf Seinem Thron und ohne Erbarmen mit den kleinen ungetauften Babys. Deshalb mache ich ja auch einen Bogen um die Kirche. Auf jeden Fall bist du verdammt. Dein Vater und deine Mutter hatten die Aufregung, und sie waren nicht verheiratet, und deshalb bist du nicht im Stand der Gnade.
    Was soll ich machen?
    Nichts. Du bist verdammt.
    Kann ich nicht eine Kerze anzünden oder so was.
    Du könntest es bei der Gebenedeiten Jungfrau versuchen. Die ist für Verdammnis zuständig.
    Aber ich habe keinen Penny für die Kerze.
    Schon gut, schon gut, hier hast du einen Penny. Kannst ihn zurückzahlen, wenn du in einer Million Jahre einen Job hast. Kostet mich ein Vermögen, der Experte für Mädchenkörper-und-Säuisches-im-allgemeinen zu sein.
    Der Wirt löst gerade ein Kreuzworträtsel, und
er sagt zu Peter, was ist das Gegenteil von Vormarsch?
    Rückzug, sagt Peter.
    Genau, sagt der Wirt. Alles hat ein Gegenteil.
    Heilige Muttergottes, sagt Peter.
    Was hast du denn, Peter? sagt der Wirt.
    Was hast du gerade gesagt, Tommy?
    Alles hat ein Gegenteil. Heilige Muttergottes.
    Fehlt dir was, Peter? Stimmt was nicht mit der Pint?
    Die Pint ist großartig, Tommy, und ich bin der Weltmeister im Pintstrinken, stimmt’s?
    Das bist du bei Gott, Peter. Das wird dir keiner bestreiten.
    Das bedeutet, daß ich auch Weltmeister vom Gegenteil sein könnte.
    Wovon redest du eigentlich, Peter?
    Ich könnte Weltmeister im Keinerleipintstrinken sein.
    Na na, Peter, da gehst du, glaube ich, ein bißchen weit. Mit der Frau zu Hause alles klar?
    Tommy räum diese Pint ab. Ich bin Weltmeister aller Klassen im Stehenlassen von Pints.
    Peter dreht sich um und nimmt Mikey das Glas weg. Wir gehen nach Hause zu deiner Mutter, Mikey.
    Du hast ja gar nicht Zyklop zu mir gesagt, Dad.
    Du bist Mikey. Du bist Michael. Wir gehen nach England. Keine Pints mehr für mich, keine
Pints für dich, kein Brotbacken mehr für deine Mutter. Komm.
    Wir verlassen die Kneipe, und Tommy, der Wirt, ruft uns nach, weißt du, woran es liegt, Peter. An den ganzen verdammten Büchern, die du liest. Die haben deinen Kopf zerstört.
    Peter und Mikey gehen nach Hause. Ich muß in die Josephskirche, um die Kerze anzuzünden, die mich vor der Verdammnis erretten wird, aber ich sehe ins Schaufenster von Counihans Laden, und mittendrin ist eine große Tafel Cleeves’ Karamel und ein Schild, Zwei Stück für

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