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Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Titel: Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank McCourt
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Luxus leben. Sie übersetzt immer irisches Geld in amerikanisches, um es nicht zu vergessen, und versucht alle zu überzeugen, daß das Leben drüben besser war. Manchmal darf ich zwei Shilling von meinem Wochenlohn behalten, aber wenn ich ins Kino gehe oder mir ein gebrauchtes Buch kaufe, ist nichts mehr übrig, ich kann nicht für meine Überfahrt sparen und werde in Limerick hängenbleiben, bis ich ein alter Mann von fünfundzwanzig bin.
    Malachy schreibt aus Dublin, er hat es satt und will nicht sein ganzes Leben damit verbringen, in der Militärkapelle Trompete zu spielen. Eine Woche später ist er zu Hause und beschwert sich, als er das große Bett mit Michael, Alphie und mir
teilen soll. Oben in Dublin hatte er sein eigenes Feldbett mit Laken und Decken und einem Kissen. Jetzt sind es wieder Mäntel und eine Nackenstütze, aus der sich eine Wolke aus Federn erhebt, wenn man sie anfaßt. Mam sagt, du bist ja richtig arm dran, du tust mir ja richtig leid. Der Abt hat sein eigenes Bett, und meine Mutter hat das kleine Zimmer. Wir sind wieder alle zusammen, kein Laman peinigt uns. Wir machen Tee und gebratenes Brot und sitzen auf dem Küchenfußboden. Der Abt sagt, man sitzt nicht auf Küchenfußböden, wozu gibt es Tische und Stühle? Er sagt Mam, daß Frankie nicht ganz richtig im Kopf ist, und Mam sagt, vom feuchten Fußboden werden wir uns noch den Tod holen. Wir sitzen auf dem Fußboden und singen, und Mam und der Abt sitzen auf Stühlen. Mam singt, und der Abt singt Die Straße nach Rasheen, und wir wissen immer noch nicht, worum es in dem Lied geht. Wir sitzen auf dem Fußboden und erzählen Geschichten über Dinge, die geschehen sind, über Dinge, die nie geschehen sind, und über Dinge, die geschehen werden, wenn wir alle nach Amerika gehen.
     
     
    Auf dem Postamt gibt es Tage mit wenig zu tun, und wir sitzen auf der Bank und reden. Wir dürfen reden, aber wir dürfen nicht lachen. Miss Barry sagt, wir sollen dankbar sein, daß wir dafür bezahlt
werden, hier herumzusitzen, Bande von Müßiggängern und Gassenjungen, die wir sind, und sie bittet sich aus, daß das Lachen unterbleibt. Fürs Sitzen und Schwatzen bezahlt zu werden ist nämlich nichts zum Lachen, und beim allerersten Gekicher von einem von uns, egal, von wem, heißt es, nichts wie raus, bis wir wieder bei Sinnen sind, und wenn das Gekicher nicht aufhört, werden wir bei den zuständigen Stellen gemeldet.
    Die Jungens flüstern über sie. Toby Mackey sagt, was die alte Ziege braucht, ist, daß sie mal ordentlich durchgerubbelt wird, ordentlich mit der harten Bürste, von allen Seiten. Ihre Mutter ist noch aus Liebe zum Beruf auf den Strich gegangen, und ihr Vater ist aus der Klapsmühle ausgebrochen, mit Klumpen an den Klöten und Pusteln am Pimmel.
    Auf der Bank wird gelacht, und Miss Barry ruft zu uns herüber, ihr seids gewarnt, es wird nicht gelacht. Mackey, wovon faselst du da?
    Ich habe gesagt, bei diesem schönen Wetter wäre es für uns viel besser, draußen an der frischen Luft zu sein und Telegramme zuzustellen, Miss Barry.
    So siehst du aus, Mackey. Dein Mund ist ein Abort. Hast du mich verstanden?
    Hab ich, Miss Barry.
    Ich habe genug gehört, was du gesagt hast, Mackey.

    Wie schön, Miss Barry.
    Halts Maul, Mackey.
    Gern, Miss Barry.
    Kein Wort mehr, Mackey.
    Nein, Miss Barry.
    Halts Maul, hab ich gesagt, Mackey.
    In Ordnung, Miss Barry.
    Schluß jetzt, Mackey. Stell mich nicht auf die Probe.
    Würde ich nie tun, Miss Barry.
    Muttergottes, gib mir Geduld.
    Bestimmt, Miss Barry.
    Jajaja, behalte ruhig das letzte Wort, Mackey. Behalt es ruhig, behalt es ruhig, behalt es ruhig.
    Mach ich, Miss Barry.
    Toby Mackey ist ein befristeter Telegrammjunge wie ich. Er hat den Film Extrablatt gesehen, und jetzt will er irgendwann nach Amerika und ein knallharter Zeitungsreporter werden, mit Hut und Zigarette. Er hat ein Notizbuch in der Tasche, weil ein guter Reporter aufschreiben muß, was passiert. Fakten. Fakten muß er aufschreiben, nicht jede Menge gottverdammte Lyrik, und was anderes kriegt man ja von den Männern in den Kneipen hier in Limerick nicht zu hören, wenn sie sich über unser großes Leid und die Engländer auslassen. Fakten, Frankie. Er schreibt auf, wie viele Telegramme er zustellt und wie weit er fährt. Wir sitzen auf der Bank, passen auf, daß
wir nicht lachen, und er sagt mir, wenn wir vierzig Telegramme pro Tag zustellen, sind das zweihundert pro Woche, und das mache zehntausend pro Jahr und somit zwanzigtausend in

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