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Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Titel: Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank McCourt
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zwei Jahren, die wir hier arbeiten. Wenn wir pro Woche einhundertzwanzig Meilen per Fahrrad zurücklegen, macht das dreizehntausend Meilen in zwei Jahren, und das ist einmal halb um die Welt, Frankie, und kein Wunder, daß wir kein Gramm Fett auf dem Arsch haben.
    Toby sagt, niemand kennt Limerick so gut wie der Telegrammjunge. Wir kennen jede Avenue, Allee, Landstraße, Straße, Gasse, Siedlung, jeden Platz, Hof, Gang. Jesus, sagt Toby, es gibt in ganz Limerick keine Tür, die wir nicht kennen. Wir klopfen an alle Arten von Türen, Eisen, Eiche, Sperrholz. Zwanzigtausend Türen, Frankie. Wir klopfen, treten, stoßen. Wir drücken auf Knöpfe, und es klingelt oder summt. Wir pfeifen, und wir rufen, Telegrammjunge, Telegrammjunge. Wir werfen Telegramme in Briefkästen, schieben sie unter Türen durch, schmeißen sie oben durchs Oberlicht. Wir klettern zum Fenster hinein, wo die Menschen bettlägerig sind. Wir wehren jeden Hund ab, auf dessen Speisezettel wir stehen. Man weiß nie, was geschehen wird, wenn man Menschen ihre Telegramme aushändigt. Sie lachen und singen und tanzen und weinen und schreien und kriegen einen Schwächeanfall und brechen
zusammen, und man weiß nicht, ob sie überhaupt wieder aufwachen werden und einem das Trinkgeld geben. Es ist kein bißchen wie die Telegrammzustellung in Amerika, wo Mickey Rooney in dem Film Menschliche Komödie herumsaust, und die Leute sind angenehm und fallen sich gegenseitig über die Beine, um einem ein Trinkgeld zu geben, und bitten einen herein und geben einem eine Tasse Tee und ein Rosinenbrötchen.
    Toby Mackey sagt, er hat in seinem Notizbuch jede Menge Fakten, und nichts schert ihn auch nur einen Fiedlerfurz, und so wäre ich auch gern.
    Mrs. O’Connell weiß, daß ich Zustellungen für auswärts mag, und wenn die Sonne scheint, gibt sie mir einen Packen von zehn Stück, mit dem ich den ganzen Vormittag unterwegs bin, und ich brauche erst nach der Mittagspause um zwölf wieder zurück zu sein. Es gibt schöne Herbsttage, an denen der Shannon funkelt, und die Felder sind grün und glitzern vom silbernen Morgentau. Rauch weht über Weiden, und süß ist der Geruch von Torffeuern. Kühe und Schafe grasen auf den Feldern, und ich frage mich, ob dies die Nicht-Menschenwesen sind, von denen der Priester gesprochen hat. Es würde mich nicht überraschen, denn ohne Ende klettern die Stiere auf Kühe, Hengste auf Stuten, und sie haben alle so große Dinger, daß ich vom Zukucken in Schweiß ausbreche, und alle weiblichen Geschöpfe auf der
Welt tun mir leid, die derlei zu erdulden haben, obwohl ich persönlich nichts dagegen hätte, ein Stier zu sein, weil die tun können, was sie wollen, und für ein Tier ist es nie eine Sünde. Ich hätte auch nichts dagegen, hier Hand an mich zu legen, aber man weiß ja nie, wann vielleicht ein Bauer die Straße entlangkommt, der Kühe und Schafe auf einen Jahrmarkt oder ein anderes Feld treibt, seinen Stock hebt und einem ein herzliches Guten Tag, junger Bursch, herrlicher Morgen, Gott und Seiner Gebenedeiten Mutter sei Dank! entbietet. Ein so frommer Bauer würde es vielleicht übelnehmen, wenn er einen sähe, wie man im Gehege seines Feldes das sechste Gebot bricht. Pferde stecken gern den Kopf über Zäune und Hecken, um zu sehen, was so alles vorbeikommt, und ich halte an und rede mit ihnen, weil sie große Augen und eine lange Nase haben, woran man sieht, wie intelligent sie sind. Manchmal zwitschern zwei Vögel sich über ein Feld hinweg etwas zu, und ich muß anhalten und ihnen zuhören, und wenn ich lange genug bleibe, werden andere Vögel einstimmen, bis jeder Baum und Busch lebendig ist von Vogelgezwitscher. Wenn ein Bächlein unter einer Brücke rauscht und Vögel zwitschern und Kühe muhen und Lämmer mähen, dann ist das besser als jede Band in einem Film. Der Geruch von Speck und Kohl, der von einem Bauernhaus herüberzieht, macht mich vor Hunger so schwach,
daß ich über den Knick klettere und mich auf einem Feld eine halbe Stunde lang mit Brombeeren vollstopfe. Ich tunke mein Gesicht in den Bach und trinke eisiges Wasser, und das schmeckt besser als die Limonade in jedem Fisch-mit-Fritten-Laden.
    Wenn ich die Telegramme fertig zugestellt habe, ist noch genug Zeit, um zum alten Klosterfriedhof zu fahren, wo die Verwandtschaft meiner Mutter beerdigt ist, die Guilfoyles und die Sheehans, wo meine Mutter sich auch beerdigen lassen will. Von dort kann ich die ragenden Ruinen von Carrigogunnell Castle sehen, und es ist

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