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Die Asozialen: Wie Ober- und Unterschicht unser Land ruinieren - und wer davon profitiert (German Edition)

Die Asozialen: Wie Ober- und Unterschicht unser Land ruinieren - und wer davon profitiert (German Edition)

Titel: Die Asozialen: Wie Ober- und Unterschicht unser Land ruinieren - und wer davon profitiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Wüllenweber
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Der höchste und auffälligste Frankfurter Turm ist der Commerzbank-Tower. Ohne das Geld der Steuerzahler hätte die Commerzbank die Bankenkrise nicht überlebt. Das »Geschäft« der Banken in den Türmen ist das Massengeschäft mit den 99 Prozent.
    Am Fuß des beeindruckenden Commerzbank-Towers weht ein stetiger Wind. Unscheinbare Bürogebäude ducken sich im Schatten des Riesen. Die feinsten Adressen werben nicht mit Leuchtreklamen. Die Eingänge sind nicht repräsentativ. Mitunter gibt es nicht einmal ein Firmenschild. Die Eingeweihten kennen die Adressen. Es sind die Banken für das eine Prozent.
    Zwischen dem Badezimmer-Ausstatter Boffi und dem Schlafzimmer-Ausstatter Samina kann man den Eingang zu Hauck & Aufhäuser leicht verfehlen. »Unsere Kunden wollen in der Bank nicht neben ihrem Chauffeur am Schalter stehen«, sagt Michael Schramm. In seinem Geldhaus gibt es zwar noch einen Schalter, doch der gehört eher zur Dekoration. An den Wänden hängen Ölgemälde von Schramms Vorgängern. Sie reichen zurück bis ins Jahr 1796. Seit dieser Zeit stiegen Weltreiche auf und fielen, Griechenland ging fünf Mal Pleite. Hauck & Aufhäuser blieb und vermehrte die Einlagen der Vermögenden. »Ich träume davon, dass mein Porträt auch eines Tages in Öl dort auf dem Flur hängt«, sagt Schramm. Er trifft seine erlesene Kundschaft in deren Villa, gerne auch mal in einem ihrer Ferienhäuser. Oder im Empfangssaal des Bankhauses.
    Wir sitzen in schweren, englischen Clubsesseln, serviert wird Tee und Gebäck. Schramm ist Anfang 40, ein Kind der Mittelschicht. Er wurde nicht reich geboren, sondern hat es durch Arbeit zu Reichtum gebracht. Ein echter Selfmade-Millionär. Das macht ihn zu einer Ausnahmeerscheinung. Ein Bürgerlicher im deutschen Geldadel. Nur in der Finanzbranche ist ein solcher Aufstieg noch hin und wieder möglich. Seine Herkunft aus der Mittelschicht ist Michael Schramm noch immer anzumerken: Er zeigt sich. Regelmäßig ist er Gast in den Börsensendungen der Nachrichtensender n-tv und N24. Schramm will sich noch offensichtlich beweisen.
    Schramms Kunden sind in der Regel viel reicher als er selbst. Wer nicht zu den HNWI s gehört, wer nicht mindestens eine Million Dollar anlegen kann, ist bei Banken wie Hauck & Aufhäuser an der falschen Adresse. Nur die Premiumkunden bekommen von den Banken genau den Service, der normalen Sparern lediglich versprochen wird. »Wealth Manager« der Privatbanken arbeiten individuelle Strategien für das gesamte Vermögen eines wohlhabenden Kunden aus. Sie schicken Analysten um den Globus, die erfolgversprechende Anlagetipps vor Ort selbst unter die Lupe nehmen. Das Risiko der wohlhabenden Kunden wird gestreut zwischen sämtlichen Anlageformen: Aktien, Beteiligungen an Startups in Asien oder Südamerika, Anleihen, Fonds oder Immobilien. Die langjährigen Renditen und die Sicherheit sind mit denen der normalen Sparer nicht vergleichbar.
    Einkommen ist Reichtum für Anfänger
    Die Verwaltung von großen Vermögen ist eine schnell wachsende Disziplin der Finanzindustrie, mit jährlichen Wachstumsraten von rund sieben Prozent. 17 Die immense Geldvermehrung, über die sich die Habenden in den vergangenen zwei Jahrzehnten freuen durften, ist häufig ein Werk der cleveren »Wealth Manager«. Die Profis aus der feinen Privatbank erfüllen den Reichen den Traum, den viele träumen: Sie lassen das Geld für seine Besitzer arbeiten. So wuchs das Vermögen der Vermögenden in neue Dimensionen.
    Die Reichen blicken zurück auf eine wahrhaft goldene Zeit. Trotz Finanzkrise hat die Oberklasse ihren Vorsprung zum Rest der Gesellschaft rasant ausgebaut. Beginnen wir mit der Bestandsaufnahme auf der untersten Stufe der Ungleichheit: dem Einkommen.
    Nach Berechnungen der OECD hat sich die Einkommensungleichheit in Deutschland seit 1990 stark vergrößert. Und sie ist »erheblich stärker gewachsen als in den meisten anderen OECD -Ländern«. 18 Während die realen Einkommen der ärmeren 90 Prozent seit der Jahrtausendwende leicht schrumpften, konnten die oberen fünf Prozent ihre Einkünfte fast um ein Viertel steigern.
    Wenn in Deutschland über Ungleichheit diskutiert wird, stehen sofort »die Manager« im Zentrum. Insbesondere Unternehmen, die an der Börse gehandelt werden, brauchen ein Gesicht, eine Identifikationsfigur, die in den Medien, in der Hauptversammlung und bei Investoren vorgezeigt werden kann. Manager gehören darum von Berufs wegen zu den wenigen sichtbaren Reichen. So ist der

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