Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
Klärung eures Konflikts verschieben. Ich kann hierüber kein Recht sprechen, solange ich mir kein eigenes Bild von der Landschaft und den Grenzverläufen gemacht habe. Von heute an gerechnet in einer Woche werde ich eure beiden Höfe besuchen. Ich erwarte, dass eure Grundstückspläne zu dem Zeitpunkt zur Inspektion für mich bereit liegen. Bis dahin lange werdet ihr euch gedulden müssen. Ihr dürft gehen."
Die beiden Bauern schauten sich einen Augenblick lang verdutzt an. Als ihnen jedoch bewusst wurde, wen sie da jeweils ansahen, änderten sich ihre Gesichtsausdrücke unmittelbar zu streitsüchtigen Blicken. Ihrer Fürstin widersprachen sie allerdings trotzdem nicht. Stattdessen verbeugten sie sich tief vor ihr und verließen den Saal mit Wünschen für ihre Gesundheit, die genauso aufgesetzt klangen, wie sie höchstwahrscheinlich auch gemeint waren.
Ich kann es nun einmal nicht allen gleichzeitig recht machen
, sagte Altyra wortlos, kopfschüttelnd und während eines tiefen Atemzugs zu sich selbst.
An ihren Sekretär Elordin gewandt sprach sie anschließend: "Sagt für heute sämtliche weiteren Gesuche meiner Untertanen ab und sorgt dafür, dass sich meine Eskorte auf der Stelle vorbereitet. Ich möchte schnellstmöglich nach Dangverun aufbrechen."
"Ganz wie Ihr wünscht, Herrin", erwiderte der alte Mann während einer tiefen Verbeugung.
Dabei blickte er die Fürstin zwar überrascht und neugierig an, stellte die Frage jedoch nicht, die ihm so offensichtlich auf der Zunge lag. Stattdessen wandte er sich rasch ab und machte sich daran, Altyras Befehle in die Tat umzusetzen. Die Fürstin selbst erhob sich von ihrem Thron und begab sich auf direktem Weg zu den fürstlichen Stallungen.
Dort angekommen ging sie auf den ersten Stall auf der linken Seite zu, wo sie sofort von ihrem freudig wiehernden Pferd begrüßt wurde.
"Ja, Schneeflocke", erwiderte sie die Begrüßung ihrer schneeweißen Stute, deren Fell einzig am Hals eine schwarze Stelle in Form eines Dolches aufwies, "ich freue mich auch, dich zu sehen."
Dabei fuhr Altyra über eben diese schwarze Stelle im Fell ihres Pferdes und dachte sich wie jedes Mal, wenn sie das Tier sah:
Ein passendes Mal für das Pferd einer Assassine.
Und wie immer, wenn sie den Namen ihres Pferdes aussprach, musste die junge Fürstin an ihren Vater denken. Sie selbst hatte noch niemals in ihrem Leben Schnee zu Gesicht bekommen – in Palderan war es angeblich zu jeder Jahreszeit zu warm für eine solche Naturerscheinung. Doch Alderun hatte ihr kurz vor seinem Tod erzählt, dass es Orte auf der Welt gab, an denen es im Winter so kalt war, dass kleine weiße Kristalle vom Himmel fielen, die er als Schneeflocken bezeichnet hatte. Und auch wenn seine Tochter ihm das niemals ganz geglaubt hatte, trug ihr Pferd dennoch den Namen dieser Himmelskristalle.
"Bist du bereit, mit mir nach Hohenwacht zu reiten?", wollte Altyra als nächstes von ihrer Stute wissen, was diese mit einem Schnauben bejahte. "Sehr gut. Wir werden gleich aufbrechen und sehr schnell reiten, da ich bis jetzt keine andere Möglichkeit gefunden habe, um mich abzureagieren. Dieser Trottel Pirag hat es wieder einmal geschafft, mich einzig und allein durch einen Brief wütend zu machen."
Nach diesen Worten scharrte Schneeflocke kräftig mit einem Vorderhuf im Stroh, um ihrer Besitzerin anzuzeigen, dass sie laufen würde wie der Wind. Die junge Fürstin quittierte dies mit einem zufriedenen Lächeln und öffnete das Tor des Stalls. Anschließend sattelte sie ihre Stute, legte ihr Zaumzeug an und führte sie nach draußen. In ihrer überschwänglichen Vorfreude auf den bevorstehenden Ritt vergaß sie sogar vollkommen, sich darüber zu wundern, dass sie keinem einzigen Stallburschen begegnet war. Stattdessen saß sie auf ihrem Pferd auf und ritt in Richtung der Stallungen der Krieger los, um den Männern ihrer Eskorte beizubringen, was sie unter
auf der Stelle
verstand, falls jene noch nicht abreisebereit waren.
Dazu sollte es jedoch nicht kommen. Denn als sie wenig später an ihren vorläufigen Zielort gelangte, wurde sie bereits von zwanzig berittenen und voll bewaffneten Kriegern erwartet.
Der Hauptmann des Trupps ritt unmittelbar auf sie zu und begrüßte sie während eines ergebenen Nickens: "Guten Morgen, Herrin. Wir sind bereit zum Aufbruch, ganz wie es Euer Wunsch war. Und ich habe es mir erlaubt, Eure Waffen für den ersten Abschnitt der Reise bringen zu lassen."
Der Krieger griff an die Seite seines
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