Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
für deinen Bruder sorgen wirst!"
"In Ordnung", gab sich Altyra geschlagen. "Ich verspreche es dir, Mutter – aber bezüglich Pirag nicht weiter und länger als unbedingt nötig."
"Das reicht mir vollkommen. Doch genug davon! Es gibt noch zwei weitere Dinge, über die ich mit dir sprechen muss. Was unsere Finanzen und Geschäfte angeht, kannst du dich vertrauensvoll an Elordin wenden. Er hat einen vollständigen Überblick darüber und verwaltet alles sehr zuverlässig. Alles, was mit Burg Falkenau und den Gütern unseres Fürstentums zu tun hat, regelst du mit Valira. Und wenn du …"
An dieser Stelle versagte die Stimme der Fürstin.
"Ich fühle mich … schwach, meine Tochter", brachte sie schließlich unter Aufwendung ihrer letzten Kräfte heraus. "Ich … liebe …"
Bevor sie diesen Satz vollenden konnte, hauchte sie endgültig ihr Lebenslicht aus.
"Nein, Mutter!", schrie Altyra verzweifelt. "Lass mich nicht alleine! Ich brauche dich!"
Zu allem Überfluss stiegen in eben diesem Moment sämtliche Dinge in ihr auf, die sie ihrer Mutter immer hatte sagen wollen, aber niemals gesagt hatte, und machten es ihr unmöglich, einen klaren Gedanken zu fassen.
"Ich liebe dich auch, Mutter!", schluchzte sie schließlich, nachdem sie ihre wirren Gedanken gewaltsam unterdrückt hatte, und warf sich zusammen mit ihrem kleinen Bruder zu ihrer toten Mutter auf das Bett.
Dort ließ sie ihren Tränen endgültig freien Lauf. Das Neugeborene, das während der gesamten Zeit ungewöhnlich ruhig gewesen war, schien die Stimmung seiner Schwester aufzugreifen und fing an zu schreien.
Altyras Welt
Altyra stand auf dem Dach eines mehrstöckigen Gebäudes und überblickte das nächtliche Falkenstadt. Sie genoss die frische Brise, die ihren schlanken, geschmeidigen Körper in dieser Höhe umspielte. Sie konnte deren Kälte allerdings auch nicht wirklich spüren, da ihre Haut nahezu vollständig mit eng anliegender, vollkommen schwarzer Kleidung bedeckt war. Ihre Kleidung bestand aus kniehohen Wildlederstiefeln, einer maßgeschneiderten Hose aus einem lederähnlichen Stoff, der ihre Bewegungsfreiheit nicht im Geringsten einschränkte, einem schmalen Ledergürtel sowie einem Oberteil aus demselben Material wie die Hose. Unter dem Oberteil trug sie noch eine schlichte Seidenbluse. Ihre Hände versteckte die junge Frau unter Lederhandschuhen und ihr Gesicht war vollständig von einem Stofftuch verdeckt, sodass man lediglich ihre smaragdgrünen Augen durch zwei kleine, kreisrunde Löcher erkennen konnte. Selbst ihre langen braunen Haare waren komplett unter diesem Tuch verborgen.
Natürlich diente ihre gesamte Montur dazu, weitestgehend ungesehen zu bleiben. Doch für die eigentliche Aufgabe, die sie in der heutigen Nacht zu erledigen hatte, besaß sie eine andere Ausrüstung: je einen Dolch in den Schäften ihrer Stiefel, je einen weiteren, auf den ersten Blick unsichtbaren Dolch an ihren Unterarmen – diese konnte sie über einen ausgeklügelten Mechanismus problemlos in ihre Hände springen lassen – und einen nachtschwarzen Dolch mit aufwendig gravierter Schlangenklinge und gezackter Klingenrückseite, den sie als einzige sichtbare Stichwaffe in einer Scheide am Gürtel trug. Auf der Oberseite ihrer beiden Unterarme trug sie weiterhin insgesamt sechs vierzackige Wurfsterne, welche in schwarzen Lederarmbändern steckten. Auf ihrem Rücken trug sie abschließend in einem unauffälligen Köcher einen Teleskopkampfstab aus einer nahezu gewichtslosen, aber unglaublich stabilen Metalllegierung, welcher ihr in Notfällen als effektive Hiebwaffe diente. Insgesamt führte die junge Frau somit ein beachtliches Waffenarsenal bei sich. Unter normalen Umständen benötigte sie aber eigentlich nur den Dolch an ihrem Gürtel. Denn wenn sie tötete, tötete sie lautlos und ungesehen.
Altyra war Assassine – eine professionelle Auftragsmörderin – und genoss selbst unter Ihresgleichen einen außergewöhnlichen Ruf. Ihr Gildenname, den sie bereits seit vielen Jahren trug, war Todesklinge, weil sie den Dolch an ihrem Gürtel ausschließlich zum Töten zog und aus keinem anderen Grund. Wenn sie ihn zog, war es absolut sicher, dass jemand sterben würde, bevor die wertvolle Waffe in ihre Scheide zurückgesteckt wurde. Daher wagte es niemand, der die Bedeutung ihres Gildennamens kannte, sie so weit zu reizen, dass sie nach ihrem Dolch griff. Eigentlich wagte es bei den seltenen Zusammentreffen der gesamten Assassinengilde – auf solchen Treffen
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