Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
ließ.
Dass ihr Falke diesen Kerl aus der Luft nicht hatte sehen können, war aufgrund des vorstehenden Daches nur logisch. Aber dass sie selbst ihn übersehen hatte, verwirrte die junge Fürstin. Normalerweise unterliefen ihr solche Fehler nicht.
Nachdem sie ihr Gleichgewicht zurückerlangt hatte, sprang sie geistesgegenwärtig auf den Balkon, schlug dem Mann mit der Handkante gegen die Schläfe und fing ihn anschließend auf, um ihn geräuschlos auf dem Boden abzulegen. Der Atem des Mannes stank so stark nach Alkohol, dass ihr selbst beinahe die Luft wegblieb, und sein Körper war so schwer, dass sie beinahe mit ihm zu Boden gerissen wurde. Zu allem Überfluss hatte sie auch bei dieser Aktion eine Kleinigkeit übersehen. Der Betrunkene hielt eine Flasche in der Hand, die laut klirrend zersprang, als sie dessen kraftlosen Fingern entglitt und auf dem steinernen Balkon aufprallte.
Altyra hielt den Atem an und blickte angestrengt in sämtliche Richtungen gleichzeitig in die Nacht hinaus. Glücklicherweise schien das in der vorherrschenden Stille ohrenbetäubend laut klingende Geräusch niemanden geweckt zu haben.
"Verdammter Idiot!", zischte sie den Trunkenbold neben sich an, während sie sich erhob und ihm einen schmerzhaften Tritt in die Rippen verpasste, von dem der Mann allerdings nicht das Geringste mitbekam.
Die Schmerzen, die er morgen beim Aufwachen spüren wird, hat er sich redlich verdient
, dachte Altyra zufrieden und kletterte endgültig zum Erdboden hinab – ohne weitere Zwischenfälle.
Unten angekommen überquerte sie unverzüglich die Straße, die zwischen ihrem Zielort und dem Gebäude mit dem betrunkenen Mann lag, woraufhin sie nur noch eine einzige Mauer von dem Anwesen des zukünftigen Toten trennte. Diese überkletterte sie rasch an einer schwer einsehbaren Stelle.
Als ihre Füße im Garten des Grundstücks aufsetzten, rief sie sich dessen Grundriss in Erinnerung. Sie befand sich am westlichen Ende des Anwesens und musste in das Schlafzimmer, welches sich im zweiten Stockwerk des Nordflügels befinden sollte. Sie rannte unverzüglich los, wobei sie sich allerdings im Schatten der Bäume hielt, die unweit voneinander entfernt über den gesamten Garten verteilt standen. Offensichtlich war ihre Zielperson kein Dummkopf. Altyra konnte bereits ohne große Anstrengung drei Wachen erkennen, die im Licht von Laternen um das Haus patrouillierten. Und wo drei so leicht sichtbar waren, gab es mit Sicherheit noch mehr.
Bei dem Baum, welcher der Villa des Grundstücks am nächsten stand, machte sie kurz halt und nahm sich Zeit, um sich die Wege der Wächter einzuprägen.
Diese Narren gehen immer auf denselben Wegen
, stellte sie erleichtert fest, wonach sie ihre Aufmerksamkeit dem Haus widmete.
Es verfügte auf der ihr zugewandten Westfront zwar über keine bodennahen Zugänge, allerdings fiel Altyra sofort eine ideale Einstiegsmöglichkeit ins Auge. Von einem riesigen Baum, der nur ein Stück weit von ihrem jetzigen Standpunkt entfernt war, ragten dicke Äste auf einen Balkon, dessen Tür darüber hinaus offenstand.
"Ich habe also doch einmal Glück an diesem heutigen Tag", sprach die junge Frau leise mit sich selbst, während sie zu dem Baum eilte und rasch an dessen Stamm nach oben kletterte.
Da die Äste ihr Gewicht problemlos trugen, befand sie sich wenige Augenblicke später bereits im Inneren des Gebäudes. Auf den Gängen war weit und breit niemand zu sehen. Daher eilte sie schnell und zielstrebig vorwärts, ohne dabei ihre Vorsicht zu vernachlässigen, bis sie schließlich unentdeckt vor einer großen, verzierten Holztür im Nordflügel angelangt war. Sie testete kurz den Griff, kam aber zu dem Ergebnis, dass die Tür abgeschlossen war. Sie hatte auch nichts Anderes erwartet. Sie holte also ein Etui mit Dietrichen aus der Innentasche ihres Oberteils heraus und widmete sich anschließend dem Schloss.
Es dauerte nicht besonders lange, bis ein leises Klicken ertönte und die Tür sich öffnen ließ. In dem Augenblick wurde Altyra zusätzlich zu ihrem Äußeren auch in ihrem Denken vollständig zu der Assassine Todesklinge. Nachdem sie ihre Dietriche wieder weggepackt hatte, betrat sie den Raum und bewegte sich schleichend auf das Bett zu. Dort entdeckte sie allerdings zu ihrem Erstaunen neben dem massigen Körper des Geschäftsmannes den zierlichen Körper einer Frau.
Verdammt!
, fluchte sie innerlich.
Mir wurde gesagt, er hätte weder eine Gemahlin noch Gespielinnen. Was mache ich jetzt
Weitere Kostenlose Bücher