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Die Assistentin

Die Assistentin

Titel: Die Assistentin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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aussagen sollte.
    Während sie ihn beobachtete, wurde Lane von einer bösen Vorahnung ergriffen. Pures Entsetzen ließ sie Rick mitsamt seiner Waffe zur Seite stoßen, dann baute sie sich direkt vor Blair auf. Sie ging in die Hocke und zwang ihn, sie anzusehen. Ihre Finger bohrten sich in das weiche Fleisch seiner Wange hinein.
    “Wo ist Darwin?”, fragte sie ihn. “Wo ist er?”
    Ein merkwürdiges Funkeln war in Jerrys Augen zu sehen. Seine Trauer und sein Irrsinn riefen Gefühle in Lane hervor, die noch schrecklicher waren als das Entsetzen, das sie zuvor hatte erstarren lassen. Hilflosigkeit. Hoffnungslosigkeit. Lane war so verzweifelt wie seit dem Tod ihres Vaters nicht mehr.
    “Es ist zu spät”, flüsterte Jerry. “Darwin ist tot, genau wie seine Freundin. Die beiden sind tot.”

42. KAPITEL
    P riscillas Zorn war verraucht, noch ehe sie aus dem SUV geklettert war und den unumstößlichen Beweis dafür sah, was sie angerichtet hatte. Die Wirkung des Adrenalins ließ nach, und so wie ein Gewitterregen gurgelnd im Abfluss verschwand, löste sich auch ihre Wut in Luft auf. Sie konnte kaum gehen, und das letzte Stück zu dem auf dem Boden liegenden Mann legte sie auf allen vieren kriechend zurück.
    “Du darfst nicht tot sein”, sagte sie zu ihm. “Tu mir das nicht an.”
    Auf der Suche nach einem Lebenszeichen beugte sie sich über ihn. Sie sah Reifenspuren und Grasbüschel auf seiner Kleidung, aber davon abgesehen entdeckte sie nichts, was darauf hindeutete, dass er tot war. Doch dann machte sie den Fehler, ihn umzudrehen.
    “Oh nein.” Sie fuhr zurück und starrte sein Gesicht an. “Oh
Scheiße!”
    Dann lag sie auf dem Boden, mit dem Rücken zum Körper des Mannes, als könnte sie dadurch das Bild von seinem Gesicht vergessen. Sie hörte jemanden schreien. Es war ein gellendes Flehen um Hilfe, und es waren ihre eigenen Schreie. Ihre Mom hatte immer abends gearbeitet. Sie konnte sich keinen Babysitter leisten, und so überließ sie ihre vierjährige Tochter der Obhut des zwölfjährigen Bruders. Er war der Liebling ihrer Mutter, das kluge, brave, perfekte Kind. Niemand wusste, dass er auch ein Sadist war.
    Einmal hatte er Priscilla ans Garagentor gefesselt und mit Messern auf sie geworfen. Er erzählte ihr, er würde sie an einen Wanderzirkus verkaufen, und sie könne sich ja schon mal an das Leben dort gewöhnen. Später zeigte Priscilla ihrer Mutter die Schnitte an den Armen und Beinen – und wurde der Lüge bezichtigt. Ihr Bruder überzeugte ihre Mutter davon, dass sie sich selbst verstümmelt hatte. Jeden Abend dachte er sich ein neues Horrorszenario aus, und es gab niemanden, der ihn davon abhielt. Niemand glaubte, dass dieser gute Junge zu solchen Dingen fähig sein könnte.
    Priscilla hatte nie verstanden, warum er sie immer wieder quälte oder warum er so ein Vergnügen aus ihren Schreien zog. Sie hatte ihm nie wehgetan. Sie war ein Kind, ein unschuldiges Mädchen. Und unschuldig war auch der Mann, der jetzt hinter ihr lag. Er war ein unschuldiger Zuschauer. Warum hatte sie das dringende Gefühl gehabt, ihn unbedingt verletzen zu müssen? Wer hatte ihren Bruder verletzt? Warum taten Menschen einander weh, ohne den Grund dafür zu kennen?
    Sie hörte näherkommende Sirenen, aber sie konnte sich nicht rühren. Sie fühlte sich wie in Stücke gerissen. Als wäre sie wie eine Bombe explodiert und in ihren Einzelteilen überall verteilt. Nichts außer einem jämmerlichen Entsetzen war übrig geblieben. Sie kannte den Mann, den sie überfahren hatte, nicht einmal. Sie hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Dieser Mann war nicht Skip McGinnis. Aber in diesem Moment hätte sie jeden X-Beliebigen töten können. Sie musste irgendetwas, irgendjemanden zerstören. Gott, sie war wahnsinnig.
    Verrückte wurden eingesperrt, war es nicht so? Damit sie nie wieder jemandem Schaden zufügen konnten.
    “Ma’am, was ist mit diesem Mann passiert?”
    Sie öffnete die Augen. Keinen Meter vor sich sah sie die glänzenden schwarzen Schuhe eines Polizisten. Er musste diese äußerst dumme Frage gestellt haben.
    “Sehen Sie das denn nicht?”, sagte Priscilla, überrascht, dass sie überhaupt einen Ton herausbrachte. “Jemand hat ihn mit dem Auto überfahren und ihn umgebracht.”
    “Ma’am, haben
Sie
ihn überfahren?”
    Priscilla dachte darüber nach. “Ja.”
    “Aber warum, Ma’am?”
    “Ich weiß es nicht.” Sie wusste es wirklich nicht. Es ergab keinen Sinn. Alles war plötzlich unwichtig geworden. Das

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