Die Assistentin
geschlafen.”
“Geschlafen?” Simon versuchte, sich ganz aufzurichten, aber seine Hände waren gefesselt. Er befand sich im Fond einer Stretchlimousine, deren Fenster so dunkel waren, dass er nicht hinaussehen konnte. Seine Hände und Füße waren auf komplizierte Weise verschnürt. Das Seil war glatt wie Satin, aber ebenso stark wie Kabel oder Ketten. Er konnte sich nicht rühren. “Sie haben mir eine Spritze gegeben, und ich habe das Bewusstsein verloren.”
“Es war ein Beruhigungspfeil”, erklärte sie. Sie klang fast ein wenig eifrig. “Abgefeuert von einem ferngesteuerten Luftgewehr auf der Kommode hinter Ihnen. Wenn Sie die Waffe gesehen hätten, hätten Sie sie für eine orientalische Skulptur gehalten.”
Sie war sehr stolz auf ihren klugen Trick. Und er musste zugeben, dass sie eine ausgezeichnete Spionin war. Wut verdrängte die bittere Enttäuschung, die er zuvor empfunden hatte. Sie hatte ihn damit getäuscht, dass sie sich in ihrem Zimmer einschließen ließ, bis er ihr endlich vertraute. Anscheinend hatte er unbedingt glauben wollen, dass sie sich ihm in dem Maße hingab, wie sie vorgab.
Offensichtlich
war er ein sehr dummer Mann.
“Ich hatte keine andere Wahl”, sagte sie mit gedämpfter, drängender Stimme. Es schien ihr wichtig zu sein, dass er sie verstand. “Der Pfeil enthielt ein völlig unbedenkliches Schlafmittel. Was hätte ich sonst tun sollen, als klar wurde, dass Sie nicht kooperieren würden? Ich musste Sie außer Gefecht setzen, bis es Zeit wurde, Sie zum Flughafen zu bringen.”
“Flughafen? Wovon reden Sie da?” Er warf einen Blick auf seine Handgelenke, doch natürlich war seine Uhr verschwunden. “Ich habe am Dienstag ein Treffen mit …”
“Das ist heute. Das Treffen ist am Nachmittag, aber Sie werden nicht daran teilnehmen können. Vor einem amerikanischen Gericht werden Sie keinen fairen Prozess bekommen. Ich werde Sie zurück nach China bringen. So lautet mein Auftrag.”
“Ihr Auftrag?” Fassungslos musterte er sie. Er nahm an, dass sie für denjenigen arbeitete, der ihn verleumdet hatte, wer auch immer es gewesen sein mochte. Aber warum hängte man ihm erst ein Verbrechen an und schmuggelte ihn anschließend außer Landes, um eine Verurteilung zu verhindern? “Wer steckt dahinter? Für wen arbeiten Sie?”
“Für Ihre Eltern.”
“Meine Eltern haben es arrangiert, dass ich des Opiumschmuggels angeklagt werde?”
“Nein, natürlich nicht. Ich habe keinen Ahnung, wer Ihnen das angehängt hat, oder warum. Ihr Vater macht sich Sorgen um Sie. Er ist ein stolzer Mann und hat Angst um die Ehre der Familie. Er hat mich hierhergeschickt, um Sie zu beschützen, und jetzt möchte er, dass Sie nach Hause kommen.”
Simon starrte immer noch ungläubig diese trügerisch zarte Frauengestalt an, die sein Leben so unglaublich kompliziert machte. “Sie sind kein Bodyguard von The Private Concierge? Aber die haben Sie doch zu mir geschickt.”
“Ich habe Sie von dem Tag an überwacht, an dem man die Drogen in Ihrem Wagen fand. Ein wenig Recherche brachte zum Vorschein, dass Sie in der Vergangenheit schon öfter Leibwächter engagiert hatten. Also habe ich mich bei der Sicherheitsfirma beworben, die für The Private Concierge arbeitet. Als Sie um Schutz baten, habe ich das Fax abgefangen und manipuliert, sodass es aussah, als würden Sie ausdrücklich mich verlangen. Mein Lebenslauf ist ziemlich eindrucksvoll. Niemand hat ihn oder Ihre Anfrage infrage gestellt.”
“Sind Ihre Referenzen denn nicht echt?”
“Ich habe weit mehr Erfahrung, als der Lebenslauf vermuten lässt. Aber ich wollte niemanden ängstigen.”
Hatte er es hier mit einer Agentin zu tun? Einer Doppelagentin? Einer bezahlten Killerin? Wer war sie? “Sie haben mich die ganze Zeit angelogen, und anscheinend verdienen Sie sich damit Ihren Lebensunterhalt. Sie sind eine Lügnerin und eine Spionin. Warum sollte ich Ihnen jetzt glauben?”
“Ich habe Ihnen etwas von Ihren Eltern mitgebracht. Hier, ich werde es Ihnen zeigen.” Sie zog ein kleines Säckchen mit einer Samtkordel aus der Innentasche ihrer Lederjacke, öffnete es und schüttete den Inhalt auf ihre Hand. Es war ein elfenbeinfarbener Mahjong-Stein mit dem Schriftzeichen
xi.
Simon erkannte den Stein sofort. Es war ein Teil des kostbaren Mahjong-Spiels, das seiner Großmutter gehört hatte. Die Steine waren nach den vier Windrichtungen benannt – Ostwind, Westwind, Nordwind, Südwind.
Xi
stand für den Westwind.
“Wenn mein Vater
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