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Die Assistentin

Die Assistentin

Titel: Die Assistentin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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Sein Bau war das Kernstück der Agentur, und er hatte keine Lust, Führungen zu veranstalten, nicht mal für die wohlhabenden Klienten. Er war schon oft dafür gescholten worden, dass er so zurückgezogen lebte und so geheimnisvoll mit seinen Projekten war. Vielleicht hatten seine Kritiker sogar recht. Er hatte sogar die Bürofenster zugestellt, da das gespenstische phosphoreszierende Licht der Bildschirme ihm lieber war als natürliches Licht.
    Von hier aus konnte er die Welt beherrschen. An der Wand gegenüber seines Schreibtisches hingen mehrere Monitore, auf denen rote Punkte und leuchtende Pfeile die bevölkerungsreichsten Gegenden des Landes markierten. Auf dieser elektronischen Landkarte konnte Darwin jeden ihrer fünfundvierzig Top-Kunden lokalisieren, vorausgesetzt, sie verfügten über ein Darwin-Phone und hatten es eingeschaltet.
    Außerdem hatte er eine elektronische Schaltung entworfen, mit der Telefonsignale verschlüsselt werden konnten. Wenn ein Kunde anrief und eine sichere Leitung verlangte, konnte Darwin mit wenigen Mausklicks dafür sorgen, dass der Anruf weder mitgeschnitten noch abgehört werden konnte. Außer von ihm selbst natürlich. Jedes System war nur so sicher wie die Person, die es entworfen hatte.
    Aber niemand machte sich wegen Darwin Sorgen. Er war ja nicht einmal ein echter Kerl.
    Mit einem Fußtritt beförderte er einen Karton mit einer alten Leiterplatte beiseite und ließ sich auf den Boden fallen. “Und ob ich es bringe!”, grunzte er.
    Der Ausbildungsoffizier, der sich kurzzeitig in Darwins Kopf eingenistet hatte, bekam genau sieben Liegestütze zu sehen, ehe Darwin zusammenbrach. Während er noch auf dem Boden lag, umgeben von Pappschachteln voller Hightech-Kram, und darüber nachdachte, ob er sein Leben nicht vielleicht grundsätzlich umkrempeln sollte, ertönte erneut das revolutionäre Telefon. Ein scharfes abgehacktes Hämmern, jeder Ton eindringlicher als der vorherige. Die Hotline.
    Er drehte sich auf den Rücken und starrte gegen die Decke. Gott sei Dank, ein Notfall. Er müsste sich nicht mit der furchterregenden Vorstellung auseinandersetzen, eine Frau zum Dinner einzuladen. Und anschließend noch zu sich nach Hause. Und
danach
vielleicht irgendwohin, wo man der Sache noch näher kam, womöglich gar in sein Bett?
    Ein Ein-Mann-Flug zum Planeten Pluto war wahrscheinlicher.
    “Darwin, du hast eine neue Nachricht”, sagte eine einladende Frauenstimme.
    Das Handy erinnerte ihn an die aufgezeichnete Nachricht, genau so, wie er es programmiert hatte. Wenn es Beine hätte, würde das Gerät vom Schreibtisch hüpfen und zu ihm herüberspazieren. Doch an dieser Funktion musste er noch etwas arbeiten.
    Darwin kam wieder auf die Füße und verzog das Gesicht, als er zum Schreibtisch humpelte. Er packte das Telefon und drückte auf den Knopf. “Was gibt’s, Lucy?” Das war ihr alter Name. Aus der Zeit, als sie noch zusammen auf der Straße gelebt hatten.
    “
Bitte,
Dar, nenn mich Lane”, sagte sie. “Ich brauche dich. Kannst du in mein Büro kommen? Sofort?”
    Lane knöpfte ihre Jacke auf und fächelte sich Luft zu. Sie wollte zu gerne glauben, dass sie ihren Ruf als kühle Geschäftsfrau zu Recht erlangt hatte. Im Moment fühlte sie sich allerdings ganz und gar nicht so. Ihr Gesicht war gerötet, und auf ihrem Dekolleté hatte sich ein dünner Schweißfilm gebildet. Warum schwitzten Frauen ausgerechnet an dieser Stelle zuerst? Sie sollte morgens wirklich daran denken, wenn sie ihr Deodorant benutzte.
    Gerade eben hatte sie einen Produzenten in den Wahnsinn getrieben und mit knapper Not irgendein Unglück verhindert. Worum es sich genau handelte, wusste sie nicht, da Priscilla Brandt aufgelegt hatte, bevor Lane fragen konnte. Doch zumindest bekam Miss Pris eine zweite Chance.
    Der Kongressabgeordnete Carr und Shan hatten womöglich nicht so viel Glück.
    Und Ned Talbert ganz bestimmt nicht.
    “Hey, was ist los?”
    Lane blickte auf und sah Darwin in ihr Büro schlendern. Er war groß und schlaksig wie ein Stabhochspringer. Die wuscheligen schwarzen Locken wippten bei jedem Schritt, und die ausgebeulten Jeans rutschten fast von den Hüften. Er war fast dreißig, aber in den fünfzehn Jahren, seit sie ihn kannte, hatte er sich nicht großartig verändert. Außer dass er jetzt Millionär war und nicht mehr auf der Straße lebte – genau wie sie selbst.
    “Mach die Tür zu, Dar, und schließ ab.”
    Er hob die dichten Augenbrauen. “Wir haben eine Empfangsdame da

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