Die Astronauten
Höhle. In der Tiefe des Raumes stand ein walzenförmiges Gebilde. Ich liefüber den lockeren, feinen Schotter, der den Boden bedeckte, darauf zu. Es erwies sich als ein teilweise in den Boden eingelassener Metallzylinder, der mit einer gewölbten Platte verschlossen war. Ich stemmte mich mit der Schulter dagegen. Zwischen der Platte und dem Zylinder öffnete sich ein enger, dunkler Spalt, der sich rasch erweiterte. Klirrend flog der Deckel in die Höhe. Das Innere war leer.
»Ein Behälter!« rief ich. Die Gefährten kamen nun ebenfalls herunter. Ich trat ein wenig beiseite. Die Grotte war eigentümlich regelmäßig und hatte eine längliche Form mit leicht geneigten Wänden. Die Decke war nach unten gewölbt, als ob sie eingesunken wäre. Im Hintergrund hingen schwarze Fetzen eines gigantischen Spinngewebes herab. Als ich näher trat und danach griff, sah ich, daß es zerknittertes Metall war. Es zerbröckelte wie Zunder zwischen den Fingern und berieselte mich mit großen, schwarzen Rußflocken. Die Strahlen meines Scheinwerfers beschrieben einen weiten Kreis über die ineinander verwickelten Metallknäuel und warfen hin und her hüpfende Schatten. Plötzlich trafen sie auf etwas Rötliches. Ich lenkte den Lichtschein genau darauf und erkannte an der Wand eine Zeichnung, die konzentrische Kreise darstellte; sie mußte sehr alt sein, denn die rote Farbe war an vielen Stellen gesprungen und abgeblättert. Ich drehte mich um und wollte die Gefährten herbeirufen. Da bemerkte ich, daß das, worauf ich stand, gar kein Schotter war.
Diese vibrierende, im Licht glänzende Masse war eine Schicht jener silbernen Geschöpfe. Sie waren aber nicht mehr silbern, sondern matt wie oxydierte Zinnbröckchen und erinnerten nur noch durch ihre Gestalt an meinen kleinen Gefangenen aus dem Toten Wald. Unwillkürlich sprang ich zurück. Doch sie bedeckten den Boden der ganzen Grotte. Bei jeder Bewegung raschelte es unter mir. Die zusammengeschrumpften Metallfetzen, die von der Decke hingen, wiegten sich leise im Luftzug. Erst jetzt fiel mir auf, daß sich dahinter etwas wie eine große Honigwabe befand. Es waren regelmäßig verteilte Öffnungen, die der Wand dieses Aussehen gaben. Sie bildeten ein vieleckiges Mosaik, in dem noch eine Menge dieser grauen, einstmals silbernen, kleinen Geschöpfe steckten. Unten an der Wand lag ein ganzer Haufen von ihnen.
»Schaut euch das an!« sagte ich mit gedämpfter Stimme.
Die Gefährten umringten mich. Sie schoben die Überreste des mürben Metallnetzes beiseite und betrachteten die leichten, fast gewichtslosen kleinen Gebilde. Schüttete man sie aus der einen Hand in die andere, so raschelten und klirrten sie leise wie metallene Schuppen. Bei jedem Schritt spritzten Hunderte kleiner Stückchen zermalmt nach allen Seiten. Niemand von uns sprach ein Wort. Plötzlich erinnerte ich mich wieder an die Zeichnung und hob den Reflektor in die Höhe. Die Linien traten aus dem Dunkel hervor.
»Das sieht ja wie ein heliozentrisches System aus«, murmelte Rainer, »in der Mitte die Sonne, der Merkur ... dann die Bahn der Venus ... die der Erde ... Natürlich, das ist doch unser Sonnensystem!« »Dort ist aber noch etwas.«
Von der Venus führte eine mit kleinen Löchern punktierte Linie geradewegs zur Erde und verband die beiden Planeten miteinander. Mich packte eine Angst, wie ich sie noch nie gekannt hatte. Ich blickte mich instinktiv um. Aber außer meinen Gefährten war niemand in der Höhle. Leise bewegten sich die Metallfetzen, federleichte Rußflocken stäubten herab.
»Hier waren Menschen ...«, flüsterte ich. Laut zu sprechen wagte ich nicht.
»Nein, das ist nicht von Menschenhand geschaffen«, antwortete Arsenjew.
»Einen ganz merkwürdigen Glanz hat die Wand ...«, sagte ich nach einer Weile. Die Oberfläche der Wand war mit einem Netz feinster, bläulicher Äderchen überzogen.
»Was kann das sein, Doktor Rainer?«
»Ich weiß nicht, ich habe so etwas noch nie gesehen ... Es könnte beinahe Avanturit sein, Avanturit, das einer ungewöhnlich hohen Temperatur ausgesetzt war. Also ich weiß es wirklich nicht«, wiederholte er.
Arsenjew steckte eine Handvoll Metallkörner in die Tasche des Skaphanders.
»Freunde, wir können in diesem Augenblick die Bedeutung unserer Entdeckung nicht beurteilen. Wir müssen weitergehen, und zwar rasch. In vier Stunden ist es Nacht.«
Schweigend verließen wir die Grotte. Der Nebel war etwas dunkler geworden und hatte eine bläuliche Tönung
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