Die Atlanten von Wheed: Die magischen Karten (German Edition)
beim Einkaufen beobachtet und seine Häscher auf das Geschwisterpaar aufmerksam gemacht.
Vorsichtig legte Anken die junge Frau neben ihren Bruder auf den Wagen. Sie war leicht wie eine Feder in seine Arme gefallen und es hatte ihn keine Mühe gemacht sie aufzufangen und zu dem Karren zu tragen. Ihre Augen waren geschlossen. Die langen Wimpern und ihre Lider verbargen das Leuchten, welches er nur kurz gesehen hatte als sie sich umgedreht hatte. Beim Fallen hatte sich der Haarkamm gelöst und ihre langen, blonden Haare fielen über seine Arme als er sie auffing. Auf dem Karren liegend umrahmten die goldenen Locken ihr Gesicht wie ein wertvolles Gemälde. Beinahe brachte er es nicht übers Herz die Plane über den Karren zu ziehen und sie so zu bedecken.
„ Was ist? Stimmt etwas nicht?“, fragte Rulgor, der größere der Brüder, als Anken zögerte.
„ Nein. Es ist alles in Ordnung. Ich habe mich nur vergewissert ob sie auch schläft.“, gab er zur Antwort.
Randag wartete ungeduldig auf dem Schwimmbaum. Schon lange war er mit dem Verstauen der Vorräte fertig und wurde nun von Minute zu Minute ungeduldiger. Eine böse Vorahnung beschlich ihn, die sich mit dem Auftauchen von Soy, der Auras Tasche in der einen Hand trug, seinen blutenden Hinterkopf mit der anderen hielt, bestätigte. Leicht torkelnd steuerte er auf Randag zu und ließ den Beutel von Aura auf die Planken fallen wodurch ihr altes Kleid aus der Tasche fiel.
„ Was ist passiert? Wo sind Marc und Aura?“, fragte der Schiffer gehetzt. Soy versuchte sich zu erinnern. Mehr, als dass er einen kräftigen Schlag in den Nacken und einen zweiten ebenso starken auf den Hinterkopf bekommen hatte, konnte er aber nicht sagen.
„ Die Riege hat zugeschlagen. Und zwar kräftig.“, sagte er. „Ich bin in einer Seitengasse wieder zu mir gekommen. Sie müssen Marc und Aura mitgenommen haben.“
„ Verdammt!“, fluchte Randag. Er machte sich Vorwürfe die beiden doch noch mit Soy losziehen gelassen zu haben. Das wäre nicht passiert, wäre er hart geblieben und hätte Auras Wunsch nicht nachgegeben. „Und das alles wegen eines verfluchten Kleides.“, murmelte er vor sich hin.
Soy legte seine nicht blutverschmierte Hand auf Randags Schulter. „Das wäre auch passiert wenn sie hier geblieben wären. Sie müssen uns schon während des Einkaufs beobachtet haben.“, wollte er ihn trösten.
„ Ich glaube nicht, dass sie uns in der Öffentlichkeit des Hafens angegriffen hätten.“, widersprach ihm der Schiffer. „Was sollen wir jetzt machen?“
„ Ich weiß nicht. Aber es macht wahrscheinlich wenig Sinn sie zu suchen. Sogar wenn wir sie finden würden, bin ich mir ziemlich sicher dass sie in der Überzahl sind und wir zu zweit nicht viel ausrichten können.“
„ Das Beste ist wohl wir schiffen zurück nach Ruck. Wir müssen so schnell wie möglich die anderen in Kenntnis setzen.“, folgerte Randag bedrückt.
Bilder in der Nacht
Aura wurde mit rasenden Kopfschmerzen wach als ihr die Erinnerung ins Gedächtnis schlug. Anken Fleeds Gesicht war das erste, was sie verschwommen wahr nahm.
„ Na endlich!“, hörte sie eine Stimme sagen, die sie nicht zuordnen konnte, die ihr aber bekannt vorkam und eine tiefe Abscheu in ihr hochsteigen ließ.
Ihr Blick wurde klarer und Ankens fester Griff setzte sie auf. Sie sah einige Gesichter um sich herum, die sie nicht erkannte. Anken bekam einen bösen Blick von ihr ab und Gordul lächelte sie abschätzig an.
„ Hat das Vögelchen wohl geruht?“, sagte er spöttisch. „Die Fesseln mussten sein. Wenn man Vögel nicht festbindet, dann fliegen sie einem vielleicht davon wenn sie erwachen.“ Die Habichtsaugen musterten sie scharf. „Willst du nicht ein bisschen singen?“ Der Sternendeuter schritt bedrohlich auf sie zu. „Dein Bruder ist nämlich nicht gewillt uns ein paar Fragen zu beantworten. Aber du, du siehst aus als wärst du ein vernünftiges Mädchen.“
Anken widerstrebte es, das Riegenoberhaupt so dicht an ihr zu sehen. Er wusste nicht warum, aber sie hatte in ihm eine Art Beschützerinstinkt geweckt, den er sich nicht erklären konnte. Zerbrechlich wie klarer Kristall und Zart wie ein Blütenblatt kam sie ihm vor, als er sie in den Karren gelegt hatte. Trotzdem hielt er still. Solange sich Gordul dem Mädchen nicht noch weiter nähern würde, konnte er sich zurückhalten.
„ Wo ist die siebente Platte?!“, fuhr Gordul das Mädchen an.
„ Dort wo sie immer war.“, antwortete sie.
„
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