Die Attentaeter von Luna City
einer wilden Hetzjagd durch die Ebenen des Flips. Mehrmals hatten sie einen anderen Weg einschlagen müssen, nachdem sich vor ihnen Prallfelder aufgebaut hatten.
Nun lag der Ostausgang nur noch wenige Meter entfernt. Der spiegelnd weiße Kunststoffboden führte geradewegs hinaus zur Wasserbrücke, wo Laurence Wu auf sie wartete.
»Angh!«, rief sie erneut. »Steh auf! Wir haben es beinahe geschafft!«
Antonin Sipiera machte ein paar unsichere Schritte zur Seite. Rob Fuentes packte ihn am Arm. Der junge Simusense-Designer blickte sie an. Wilde Panik lag in seinem Blick.
»Wir ... wir werden alle sterben!«, sagte er mit blecherner Stimme.
»Unsinn!«, fuhr sie ihn an. »Achte auf Sipiera! Geh mit ihm voraus, wir kommen nach!«
Sie rannte auf Pegola zu, packte ihn unter den Achseln und riss ihn hoch.
»Er hat mich mit einem Paralysator am Bein erwischt«, stieß Pegola mit schmerzverzerrtem Gesicht aus. »Lass mich zurück. Ich werde euch die Flucht ermöglichen!«
»Den Teufel wirst du!«, rief sie, während sie seinen Arm um ihren Hals legte. »Noch dreißig Meter, dann sind wir draußen. Das schaffen wir!«
Irgendwo verging etwas in einer gewaltigen Detonation. Moana Tapu sah nicht zurück. Die Angst machte in ihr neue Kraftreserven frei. Während sie vom halb zerstörten Antigravlift aufgebrachte Stimmen hörte, stolperte sie zusammen mit Pegola auf den Ausgang zu.
Rob Fuentes hatte ihn zusammen mit dem unsicher vor sich hin stapfenden Residenten bereits erreicht. Über die Wasserbrücke gingen sie auf eine Gestalt zu.
Laurence!
»Lass mich!«, röchelte Angh Pegola. »Nur so hast du eine Chance, Moana!«
»Kommt ... nicht ... infrage!«, stieß sie keuchend aus, während das Blut in ihren Ohren pochte.
Noch fünfzehn Meter.
Erneut krachte etwas in ihrem Rücken. Es gab eine Druckwelle, die sie beinahe von den Beinen riss.
Die letzten Meter. Vor sich, auf dem Laufband über dem glitzernden Wasser des Mercer, sah sie Laurence Wu, der auf sie zurannte.
Wir schaffen es!, dachte sie mit wilder Entschlossenheit. Ich weiß nicht, wie, aber wir werden es schaffen!
Sie erreichten den Ausgang, stolperten ins Freie. Wu war heran, seine kräftigen Arme packten Angh Pegola.
»Er ist verletzt!«, rief Wu.
Seine Hand fuhr über Pegolas Wunde an der Hüfte.
In diesem Moment eröffneten ihre Verfolger das Feuer. Ein rötlicher Strahl fuhr in die Brust von Rob Fuentes. Mit einem erstickten Schrei stolperte der junge Traumsequenz-Designer rückwärts, knallte gegen das Geländer des Laufbandes und sank mit einem verzweifelten Seufzer zu Boden.
»Nein!«, schrie Laurence Wu. Er entriss Pegola die Waffe und feuerte eine Energiesalve auf ihre Verfolger ab. »Zum Gleiter!«, befahl er.
Moana sah sich gehetzt um. Wo war der Resident?
Sie erblickte ihn am Ende des Laufbandes. Er kniete unweit des sterbenden Fuentes. In der Hand hielt er das Haarteil mit dem Induktionsnetz. Langsam schien er zu begreifen, was mit ihm geschehen war.
»Sipiera!«, schrie sie. »Erschieß ihn!«
Laurence Wu feuerte in die andere Richtung. »Ich halte sie auf!«, rief er zurück. »Nimm Pegola mit!«
»Aber der Resi...«
Wu drehte sich blitzschnell um, ergriff ihr Gesicht und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. »Jetzt geh endlich!«
Moana Tapu war zu verblüfft, um zu protestieren. Sie packte Pegola und taumelte mit ihm davon, an Antonin Sipiera vorbei, auf den Gleiter zu, der am Ufer des Flusses unter einem Tarnfeld auf sie wartete.
Weshalb verschont er den Residenten?
Sie blickte erst zurück, als sie den Gleiter erreicht hatten und sie Angh Pegola ins Innere gewuchtet hatte. »Laurence!«
Der Mann, mit dem sie die vergangenen Nächte verbracht hatte, wurde von mehreren Strahlerschüssen getroffen. Er flog rückwärts, stürzte über das Geländer des Laufbandes und klatschte in das Wasser des River Mercer.
»Nein!«, rief sie verzweifelt.
Einer der Sicherheitsbeamten, die Wu gestellt hatten, drehte sich um und feuerte in ihre Richtung. Sie spürte einen mächtigen Schlag gegen ihre Brust, dann kam eine Welle des Schmerzes.
Die Welt zerfloss vor ihren Augen.
»Ich bringe uns hier raus«, hörte sie von Weitem eine undeutliche Stimme.
Dann war da nichts mehr.
9.
Östlicher Kraterwall,
NATHAN-Kern
NATHANS Kernanlage befand sich in einer Tiefe von 2000 Metern und bestand aus einer Kugel von 500 Metern Durchmesser. Sie war das Herz- und Hirnstück, mit dem alle über Luna verteilten peripheren Anlagen samt ihren
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