Die Attentaeter von Luna City
»Jetzt, da du es sagst ... Ich nehme tatsächlich etwas wahr.«
»Lunarer? Onryonen?«
Sarmotte runzelte die Stirn. »Es müssen Terraner sein. Sie ... sie träumen.«
Pri Sipiera, die mit Fionn Kemeny weitergegangen war, blieb nun ebenfalls stehen. Ihre roten Haare leuchteten im Scheinwerferlicht von Sarmottes SERUN.
»Die Gedankenmuster haben nichts zu bedeuten«, sagte die Anführerin des Widerstandes. »Im Gegensatz zum letzten Mal führt unser Weg an einer der sublunaren Siedlungen im Ringgebirge vorbei. Zudem haben wir frühen Morgen – da ist es normal, wenn geschlafen und geträumt wird.«
Die Mutantin schüttelte den Kopf. Wieder einmal musste sie sich vor Augen führen, welch ungeheure Masse an Lunarern innerhalb des »Mondgefängnisses« von Luna City wohnte.
Die größte und älteste Stadt auf dem terranischen Mond bestand aus zwei Hauptteilen, der Offenen Stadt unter der innersten Schutzkuppel aus Panzertroplon und der Geborgenen Stadt im Ringwall des Copernicus-Kraters. Beide Stadtteile zeichneten sich dadurch aus, dass sie etliche Kilometer in die Tiefe wie in die Höhe ragten.
Dazu kamen die ausgedehnten sublunaren Tiefanlagen, die mehrere Hundert Kilometer über den eigentlichen Radius von Luna City hinausragten und teilweise bis in die Anlagen der Luna-Werften mündeten.
Nur so war es möglich, dass die weit über eine Milliarde Lunarer, die nach der Schließung der Luna Towns innerhalb dieses riesigen Gefängnisses Platz fanden.
Unter diesem Aspekt war es nur allzu logisch, dass sie auf dem Weg von der Beer & Mädler-Universität an lunaren Wohnanlagen vorbeikamen.
»Können wir weiter?«, fragte Fionn Kemeny ungeduldig.
Toufec ließ sich nicht zur Eile treiben. Mit den Scheinwerfern seines SERUNS leuchtete er den niedrigen Gang aus, der vor Jahrhunderten als Rohstoffzubringer für den Kernbereich NATHANS angelegt worden und mittlerweile teilweise verfallen war.
Pri Sipiera näherte sich ihnen. »Was gibt es, Toufec? Stimmt etwa nicht?«
»Ich habe den unangenehmen Eindruck, beobachtet zu werden«, sagte er mit dumpfer Stimme.
»Ich kann niemanden in unserer unmittelbaren Nähe entdecken«, sagte Shanda Sarmotte. Dann blickte sie auf das hochgefahrene Innendisplay ihres SERUNS. »Meine Sensoren zeigen ebenfalls nichts an. Keine Mikrosonden, keine fremden Funkimpulse, nichts.«
Toufec kratzte sich im Bart. »Ich muss mich irren«, sagte er nachdenklich. »Und doch werde ich das Gefühl nicht los, dass sich gerade etwas anbahnt.«
Pri Sipiera atmete tief ein. »Dann wollen wir mal hoffen, dass du dich irrst, Toufec. Wollen wir?«
Der ehemalige Karawanenräuber nickte zögernd. »Lasst uns gehen.«
Clark G. Flipper Building,
Ostausgang
»Verflucht!«, rief Angh Pegola, während er sich aufrappelte. »Sie haben mich erwischt!«
Moana Tapu, die mit dem Residenten ein paar Schritte Vorsprung hatte, blickte über die Schulter zurück. Entsetzt sah sie, dass Pegolas gestohlene Uniform in Fetzen von seinem Körper hing. Blut quoll aus einer Wunde an der Hüfte.
»Angh!«, rief sie. »Komm weiter!«
Pegola warf sich herum und feuerte auf den Ausgang des Antigravliftes. Es gab einen lauten Knall, als sich ein Deckenelement löste und den Zugang des Liftes blockierte.
Der glatzköpfige Mann schrie triumphierend auf. In diesem Augenblick öffnete sich eine andere Tür, und ein einzelner Sicherheitsbeamter stürzte mit erhobenem Kombistrahler heraus. Er schoss auf Pegola, worauf dieser mit einem ächzenden Geräusch zusammenklappte.
Bevor er den Boden berührte, erwiderte Pegola das Feuer. Ein rötlicher Strahl fuhr dem Beamten in die Brust. In einer blutroten Wolke flog er rückwärts in den Raum, aus dem er zuvor aufgetaucht war.
Moana sah sich in fieberhafter Eile um. Die wenigen Lunarer, die sich zuvor im östlichen Eingangsbereich des Flips aufgehalten hatten, hatten nach der ersten Schussabgabe das Weite gesucht.
Sie stöhnte. Ihr Plan war bis zu dem Punkt aufgegangen, an dem sie den Saal verlassen wollten. Einer der Sicherheitsleute hatte sie aufgehalten.
Rob Fuentes hatte zwar augenblicklich reagiert und über seine Traumsequenz-Manschette Sipiera dazu gebracht, dem Sicherheitsbeamten zu befehlen, aus dem Weg zu gehen.
Das hatte den Beamten aber nur noch misstrauischer gemacht, und er hatte nach Verstärkung gerufen. Angh Pegola hatte daraufhin keine andere Möglichkeit gesehen, als ihm den Strahler zu entreißen und ihn niederzuschießen.
Seither waren sie auf
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