Die Attentäterin
sie sein sollten, in der riesigen Marmorbadewanne, und liegen bis zum Ansatz ihrer wunderbaren, kosmetisch verschönten Möpse in schaumigem Wasser. Sie betrachten ihn und lächeln.
Was er von ihnen will, ist offensichtlich, und sie sind mehr als bereit, seinen Wünschen zu entsprechen.
Dazu, und nur dazu, sind sie schließlich auch da.
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Auf dem leuchtenden Neonschild draußen steht Ristorante, aber das Innere des Ladens sieht mehr wie eine Bar aus, eine finstere, schmuddelige kleine Bar, die in irgendeiner Hintergasse von Südphilly versteckt ist. Vor der plastikverkleideten Bar stehen etwa ein Dutzend Hocker und ein weiteres Dutzend kleiner runder Tische mit fleckigen Tischdecken und jeweils zwei Stühlen. Aus irgendeinem Hinterzimmer dringt Opemmusik.
Eine fette Frau mit einer schmutzigen Schürze bringt eine Tasse einer aromatischen Soykafart, die romantisch als Capuccino bezeichnet wird. Die alten Männer, die an der Bar sitzen, sehen immer wieder über die Schulter zu dem Tisch in der rechten hinteren Ecke. Durch die verspiegelten Gläser ihrer schwarzen Sonnenbrille bemerkt Tikki zwar ihre Blicke, aber ihre Gedanken beschäftigen sich mit anderen Dingen.
Sie ist hier, weil dies wahrscheinlich der letzte Ort in Philadelphia ist, wo jemand nach ihr suchen würde, und sie eine Pause vom ständigen Auf-der-Hut-Sein braucht. Südphilly gehört in erster Linie der italienischen Mafia. Der Kontakt, den sie mit ihr in anderen Städten hatte, war kurz und gewalttätig.
Niemand hier sollte die geringste Ahnung haben, wer sie ist.
Sie muß darüber nachdenken, was in der Bank geschehen ist, da es überhaupt keinen Sinn ergibt. Ein Bursche wie der Fette Andre würde sie nicht linken und dann einfach dasitzen und sie anlügen. Das würde er einfach nicht tun. Es wäre ein viel zu großes Risiko. Leute, die eine Bank in den Schatten betreiben, bleiben nicht lange im Geschäft, wenn sie derartige Risiken eingehen. Und der Fette André hat auch nicht so gerochen, als würde er lügen.
Die einzige Erklärung, die einen Sinn ergibt, ist die, daß irgend jemand, wahrscheinlich jemand mit Magie, zum Fetten André gegangen ist und ihm den Kopf verdreht hat. Ihn dazu gebracht hat, alle Aufzeichnungen von Tikkis Konto zu löschen und dann dieses Videoband zu fälschen, wie sie hereinkommt und ihr Geld verlangt. Ihn irgendwie glauben gemacht hat, daß sie kein Geld auf seiner Bank hat. Ansonsten hätte sie seine Lügen in Sekundenschnelle durchschaut.
Die Frage, die sich daraus ergibt, ist einfach: Warum sollte das jemand mit dem Fetten André tun?
Sie kennt die Antwort auf diese Frage bereits. Jemand versucht, ihren Verstand zu verwirren. Sie soll so sehr mit der Frage beschäftigt sein, was, zum Teufel, eigentlich los ist, daß sie den Todesschuß nicht kommen sieht.
Damit werden sie kein Glück haben.
Tikki war schon in solchen Situationen. Einmal in Hangchow, einmal in Osaka. Leute wurden gierig und versuchten sie reinzulegen, und als die Dinge heikel wurden, machte sie, daß sie wegkam. Nur ein Idiot bleibt stehen und kämpft, wenn man durch eine Flucht absolut nichts - nichts außer Geld - zu verlieren hat. Später, wenn sich die Dinge abgekühlt und die Leute vergessen haben, wen sie benutzt haben, gibt es immer eine Gelegenheit, die Rechnung zu begleichen.
Sie würde es vorziehen, herumzuwirbeln und direkt auf den Feind in ihrem Nacken loszugehen, ihn zu zerfetzen, aber dies ist ein Fall, wo dieser instinktive Drang dumm ist.
Wer will ihren Tod? Die Yakuza? Adama? Jemand anders? Sie hat keine Anhaltspunkte. Das einzige, was ihr immer wieder durch den Kopf geht, ist die Überle gung, daß die Yakuza wohl niemanden wie Hammer anwerben würde. Die Yakuza pflegt ihre Jobs selbst zu erledigen.
Also, was jetzt? Aus der Stadt verschwinden. Das gefällt ihr nicht, ist aber die einzig vernünftige Antwort. Der sicherste Ausweg ist das schnellste Motorrad, das sie finden kann. Es gibt nur zwei größere Flughäfen und eine Handvoll Bahnhöfe, die alle überwacht werden können, aber selbst die Cops können nicht alle Straßen im Auge behalten. Sie sollte nach Norden oder Süden fahren und im Hauptverkehr auf der Nord-Süd-Schiene bleiben. Sich in der Menge verlieren. In südlicher Richtung käme sie zuerst nach Baltimore, dann nach D.C. Im Norden liegt Newark. Ein äußerst gewalttätiger Ort, dieses Newark. Man kann sich im Metroplex von Newark verlieren, ohne es überhaupt zu versuchen. In Newark kann man ein
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