Die Attentäterin
holen will. Jede Nacht, die ohne Nachricht von Stripers Tod verstreicht, ist eine Nacht mehr, die diese bösartige Primitive hat, eine Nacht, in der sie ihm näher kommt. Wenn sie nicht bald getötet wird...
Wenn die Attentäter, die Enoshi angeheuert hat, noch mehr Zeit verstreichen lassen ...
Die unausweichliche Schlußfolgerung ist mehr, als er ertragen kann. Er stolpert von seinem Bett in sein privates Badezimmer. Aus den Flaschen, die auf der teuren Marmorkommode stehen, greift er sich eine Handvoll Pillen, die er rasch schluckt. Er hatte schon immer eine schwache Konstitution - ein weiteres Indiz für seinen überragenden Intellekt. Die Pillen helfen ihm, seine Körperchemie zu stabilisieren und damit die schädliche Wirkung seiner grausigen Träume zu bekämpfen. Ein halbes Dutzend Schüsse DeeVine aus seiner verchromten Injektionspistole ersticken seinen emotionalen Aufruhr mit einem vagen, unbeständigen Gefühl der Euphorie. Er durchwühlt die persönlichkeitsfixierten BTL-Chips, die auf der Kommode verstreut sind, und schiebt Der Allmächtige! in die Datenbuchse hinter seinem rechten Ohr. Der Chip hilft ihm dabei, die Einheit seiner Gedanken wiederherzustellen, die Klarheit seiner Vision, seine objektive Perspektive der Wahrheit. In einer Welt, die am Rande des gesellschaftlichen und ökonomischen Zusammenbruchs steht, ist solche Hilfe nötig.
Er kehrt ins Schlafzimmer zurück und legt sich aufs Bett.
Glücklicherweise läuft fast alles genau nach Plan. Einen multinationalen Konzern hat er bereits fest in seinem unnachgiebigen Griff: KFK International. Weitere werden folgen. In gar nicht allzu langer Zeit wird er die Weltwirtschaft beherrschen - Konzerne, Banken, die Orbitale, alles. Alles wird ihm gehören. Er wird Hindernisse überwinden müssen, gewiß, aber mit seiner beispiellosen intellektuellen Kraft wird er alle Schwierigkeiten, die sich vor ihm auftürmen mögen, vorhersehen und ausräumen. Die Welt wird nach seiner Pfeife tanzen.
Im Augenblick ist sein einziges Problem - eigentlich mehr ein Ärgernis - diese primitive Schlampe Striper. Er hätte sie nicht am Leben lassen dürfen. Er hätte sie in Seattle erledigen müssen. Er hätte es auch getan, wenn ihn das Miststück nicht überrascht hätte. Mit seinem erhabenen Intellekt und kultivierten Feingefühl hat er natürlich nicht damit gerechnet, herausgefordert, geschweige denn angegriffen zu werden, noch dazu von einer Wilden, einem Wesen, das sich aus den finstersten Alpträumen der Menschheit erhoben hat. Wenn er überhaupt einen Fehler gemacht hat, dann den, sich überraschen zu lassen. Aber diesmal ist er klüger. Und darum hat er Enoshi auch die Killer anheuern lassen. Primitive müssen die Primitiven bekämpfen. Das ist das richtige Rezept.
Tatsache ist, daß er die unwissende Wilde bei seinem kometenhaften Aufstieg zur ultimativen Macht als Bauer benutzt hat. Ob seine Pläne damals in Seattle bis auf das winzigste Detail in die Tat umgesetzt werden konnten, ist dabei ziemlich irrelevant. Er hat sie trotzdem benutzt, diese Schlampe. Er hat sie zu seiner Dienerin gemacht, zu einer Sklavin seines Willens, wie er alle benutzt. Wenn er wollte, könnte er sie auf jede beliebige Weise benutzen. Wenn er Lust dazu hätte, könnte er es sogar einrichten, sie direkt hier auf seinem Bett zu haben, nackt und gefesselt, eine stöhnende hilflose Sklavin seiner niedrigsten körperlichen Bedürfnisse...
Der Gedanke läßt ihn zuerst lächeln, dann laut lachen.
Andere Leute haben versagt. Das ist der Grund, warum das Miststück überlebt hat, warum sie noch lebt und ihn aus Seattle verjagt hat. Sie hätte eigentlich getötet werden müssen. Sie wurde angeworben, um den Mann zu töten, den er als Dieb vorgeschoben hatte, als Dieb einer äußerst wertvollen Datei. Natürlich befand sich die Datei von Anfang an in Oharas Besitz. Der Diebstahl wurde nur inszeniert, um den Verdacht von ihm abzulenken. Der Tod des Mannes war notwendig, um ihn davon abzuhalten, die Wahrheit auszuplaudern. Stripers Tod, wäre sie wie geplant gestorben, hätte einfach nur dabei geholfen, das Verschwinden der Datei zu erklären.
Wie sich herausstellte, blieb die Datei verschwunden, und Ohara kam ungeschoren davon. Doch von Stripers Einmischung, von ihrer Weigerung zu sterben abgesehen, lief alles genau nach Plan. Dieses Arschloch von einem Polizeilieutenant, Kirkland, hat keine Ahnung, wie nah er der Wahrheit gekommen ist. Ohara hat die von Seretech gestohlenen Daten
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