Die Attentäterin
tatsächlich verkauft, wie Kirkland sagte, aber nicht an John Brandon Conway, dem berühmten Konzernmittelsmann. Vielmehr hat er die Daten dazu benutzt, sich bei KFK einzukaufen. Wie die meisten Multis ist KFK hochgradig diversifiziert und besitzt zumindest eine Tochter, für die die Seretech-Daten maßgeschneidert sind.
Allein der Gedanke daran, wie er diese Schwachköpfe bei Seretech hinters Licht geführt hat, läßt ihn wieder laut auflachen. Wie wird er erst lachen, wenn er den gesamten Vorstand von KFK entlassen hat, darunter selbstverständlich auch dieses aufgeblasene Arschloch von einem stellvertretenden Vorsitzenden, Torakido Buntaro, mit seiner Japse-Anmaßung, der immer päpstlicher als der Papst tut.
Die nächsten Tage werden in der Tat erfreulich sein.
Er hebt überrascht den Kopf, als sich die Tür öffnet und eine dunkel gekleidete Gestalt sein Schlafzimmer betritt.
Tikki steht ein paar Sekunden lang einfach nur da und starrt. Sie fühlt sich... verwirrt. Sie ist hier in dieser Eigentumswohnung in den Platinum Manor Estates, um einen Mann namens Bennari Ohashi zu beseitigen. Sie hat ein Bild von Ohashi gesehen, weiß, daß er wie ein Japaner aussieht. Sie weiß außerdem, daß Adama Ohashi für den Tod seiner wunderschönen Leandra verantwortlich macht. Jetzt jedoch, da sie in der Tür des luxuriösen, in Rottönen gehaltenen Hauptschlafzimmers steht, sieht sie sich nicht mehr in der Lage, zwischen dem Bild in ihrem Gedächtnis, ihrer Vorstellung von Ohashis Gesicht und dem Gesicht des Mannes, der auf dem Bett liegt, zu unterscheiden. Und der Mann auf dem Bett ist eindeutig kein Japaner. Seine Züge kennzeichnen ihn als Anglo, und Tikki kennt ihn, kennt ihn persönlich. Er sieht etwas anders aus als bei ihrer letzten Begegnung, aber sie erkennt seinen Geruch sofort wieder, und sein Geruch läßt sie die vertrauten Merkmale in seinen Zügen aufspüren.
Sein Name ist Bernard Ohara, und sie wartet seit Seattle auf eine Gelegenheit, um ihn zu töten.
Sie fragt sich nur, wie es kommt, daß sie Ohara hier antrifft.
Ist dies der Mann, dessen Tod Adama will? Könnte es überhaupt ein anderer sein? Sie ist an der richtigen Adresse. Das Schlafzimmer stinkt nach Ohara, als lebte er hier schon seit Monaten. Das kann kein Zufall sein. Oder doch?
Sie schüttelt den Kopf.
Adama hat immer gesagt, er suche sich seine Waffen sehr sorgfältig aus. Jetzt glaubt sie zu wissen, was er damit gemeint hat. Kann es eine bessere Waffe geben als eine, die das Ziel bereitwilligst sucht? Die persönliche Gründe dafür hat, Oharas Tod zu wollen? Ohara hat in Seattle den Tod für sie ausersehen. Mehr Gründe braucht sie nicht.
Ohara, der nicht mehr als ein verwirrtes Stirnrunzeln im Gesicht und goldene Satinshorts am Körper trägt, richtet sich langsam auf. »Wer sind Sie?« sagt er. »Und was tun Sie in meinem Schlafzimmer?«
»Tanzt du immer noch so gerne?«
»Pardon?«
Tikki dreht den Schultergurt der JAMA-5, so daß ihr die Waffe über den Rücken hängt, und zieht die Kang aus dem Halfter an ihrer linken Hüfte.
»Ich denke, Sie sollten jetzt gehen«, sagt Ohara. »Sofort.«
Falsch.
Tikki zielt und schießt. Die Kang dröhnt fünfmal in rascher Folge. Der Widerhall der Schüsse ist ohrenbetäubend. Die Laken und Kissen auf dem Bett zucken und flattern. Ohara drohen die Augen aus dem Kopf zu quellen. Plötzlich wird die Luft vom ätzenden Gestank seiner Furcht überflutet. Er zuckt konvulsivisch, kriecht vom Bett herunter, fällt, rafft sich auf, stolpert und springt auf die Tür rechts neben dem Bett zu.
»Scher dich raus hier!« brüllt er. »VERSCHWINDE!«
Tikki jagt fünf weitere Kugeln in den Boden um Oharas Füße, dann weitere fünf in die Wand neben der Tür, während Ohara hindurchstolpert und sich sein Gebrabbel zu einem hysterischen Gebrüll steigert. Tikki folgt ihm durch einen kurzen Flur und in den nächsten Raum, ein Arbeitszimmer, wobei sie das leere Magazin der Kang auswirft und durch ein volles ersetzt. Ohara rennt auf den Schreibtisch im hinteren Teil des Zimmers zu. Tikki zielt und schießt. Kugeln schlagen in Wand, Boden, Schreibtisch und Monitor darauf. Aus Oharas schrillem Gebrüll werden Entsetzens schreie. Er taumelt seitwärts durch das Zimmer, durch eine weitere Tür und in einen weiteren Raum.
Tikki folgt ihm.
Ohara führt sie durch ein großes Zimmer, ein Wohnzimmer. Sie rammt ein neues Magazin in die Kang und eröffnet wieder das Feuer, zerschmettert alle Dinge um ihn
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