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Die Attentäterin

Die Attentäterin

Titel: Die Attentäterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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staubig und grau aus wie am frühen Abend, und aus der Silhouette wird eine Frau: groß, schlank, schwarzrote Gesichtsbemalung und dazu passende Kunstledermontur. Sie öffnet eine Tür auf der Rückseite des Lagerhauses und verschwindet darin.
    »Das ist sie«, sagt Axle. »Striper. Sie ist da.«
     
    Dana hat schon ein mulmiges Gefühl im Magen, bevor Axle verkündet, daß ihr Ziel eingetroffen ist. Gerade zur Hintertür hineingegangen. Jetzt sollen sie also in das Lagerhaus gehen, Striper finden und sie töten.
    Sie einfach umlegen.
    »Okay«, sagt Hammer. »Los geht's.«
    »Nein. Auf keinen Fall.« Dana schließt die Augen, schüttelt den Kopf. Sie kann kaum glauben, daß sie es tatsächlich gesagt hat, aber sie kann sich nicht mehr beherrschen. So hat sie sich das Leben eines Shadowrunners nicht vorgestellt, und früher war es auch nicht so. Irgendwo, irgendwann, ist etwas schiefgelaufen. In Hammers Bestreben, sich und der Gruppe einen Namen zu machen, ist er über das Ziel hinausgeschossen. Eine ganze Weile hat sie geglaubt, daß er nur die Grenzen strapaziert hat, aber jetzt kann sie nicht mehr darüber hinwegsehen, daß Hammer auf dem besten Weg ist, so schlechte Menschen aus ihnen zu machen wie diejenigen, die sie eigentlich bekämpfen sollten.
    Die Jobs, die sie durchgezogen haben... Menschen wurden verletzt und manchmal sogar getötet, aber immer für eine gute Sache: Informationen wiederbeschaffen, die ein Konzern gestohlen hatte, irgendeinen Lohnsklaven aus einem Konzernvertrag herausholen, der gleichbedeutend mit Zuchthaus war - solche Dinge eben. Die Art von Shadowruns, bei der jeder vernünftig denkende Mensch das sichere Gefühl haben mußte, daß sie ungeachtet aller Gesetze, die sie dabei brachen, in Wirklichkeit die Dinge nur wieder ins Lot brachten.
    Sie öffnet die Augen und stellt fest, daß der Rest des Teams sie anstarrt. »Ich bin draußen. Raus aus dieser Sache.«
     
    Sie fallen sofort über sie her, Mickey und Dog Bite. »Verdammt noch mal!« flucht Dog Bite. »Das ist der Run, mit dem wir uns unsere Reputation verdienen!« Mickey hat angefangen zu lachen. »Du hast ja wohl Drek im Hirn! Machst du Witze, verdammt noch mal?«
    Hammer faucht: »Willst du deinen Anteil?«
    »Behalt ihn.« Dana ist das Geld egal. Nun, da sie sich endlich entschieden hat, ist ihr alles egal, wenn sie nur aus der Sache herauskommt. Sie fummelt am Türgriff des Lieferwagens herum, reißt sich von der Hand los, die sie am Arm festhält, springt durch die Tür und in die Gasse und marschiert dann entschlossen in das Dunkel, das sie zur nächsten Hauptstraße bringt.
    Sie wäre nicht überrascht, wenn Mickey oder Dog Bite ihr nachliefen und sie wieder am Arm festhielten und mit ihr zu streiten anfingen, aber das würde auch nichts mehr ändern. Sie hat genug vom Töten. Der letzte Run, als sie das BTL-Labor ausgehoben haben, war einfach zuviel. Dana hat den Run seitdem jeden Tag und jede Nacht bereut. Ihr Schuldgefühl ist überwältigend, der Gedanke, daß sie eine Mörderin geworden ist, kaum zu ertragen. Sie wird sich nie wieder an einem Mord beteiligen.
    Vielleicht stellt sie sich den Cops. Sie hat diese Möglichkeit noch nicht ernsthaft durchdacht. Im Augenblick reicht es, einfach nur aus der Sache heraus zu sein. Sie wird sich morgen damit beschäftigen, wenn es ein Morgen gibt.
     
    Mickey unterdrückt sein Grinsen lange genug, um sich eine Zigarette anzuzünden. Wenn er sieht, wie Hammer und Dana aufeinander losgehen, hat er immer das Bedürfnis, laut loszulachen, so kurz das Vergnügen diesmal auch war. Hammers Exkonzernsöldner-Art funktioniert auf der Straße einfach nicht. Auf der Straße muß man sich zurückhalten und das Ego der Leute streicheln. Wenn man versucht, Gefolgschaft in die Leute hineinzuhämmem, fordert man nur ihren Widerspruch heraus und verprellt sie. Und wenn die Person, in die man etwas hineinzuhämmern versucht, nicht nur die eigene Bettgenossin, sondern noch dazu eine Magierin ist, schadet man damit nur sich selbst. Die Magier, die Mickey bis jetzt kennengelernt hat, waren alle verdrehte Wichser, und Dana ist keine Ausnahme. Sie macht sich wegen nichts und wieder nichts dermaßen ins Hemd, daß sie nicht mehr weiß, wo vorne und hinten ist.
    Mickey ist nicht im geringsten überrascht, als sie aus dem Lieferwagen steigt und abzischt. Er hat seit Wochen damit gerechnet, daß so etwas passiert.
    »Was jetzt, Kommandant?« sagt er grinsend.
    Hammer funkelt ihn deswegen an, aber nur

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