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Die Attentäterin

Die Attentäterin

Titel: Die Attentäterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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sie umgehend anrufen.«
    Die Hauslehrer, deren Namen Torakido- sama nennt, dienen der Konzernelite. Ein bloßer Gesprächstermin mit ihnen erfordert, daß man die richtigen Empfehlungen hat. Solche Hauslehrer waren bisher außerhalb von Enoshis Reichweite. Er verbeugt sich tief, überwältigt, kaum in der Lage, seine Dankbarkeit zu verbergen. »Vielen Dank, Torakido- sama . Sie sind äußerst großzügig.«
    »Es ist meine Pflicht«, sagt Torakido- sama schlicht. »Aber genug davon. Sie haben unserer Firma heute abend einen großen Dienst erwiesen, und es ist sehr spät. Gehen Sie zu Bett, Ken. Männer in unserem Alter brauchen ihren Schlaf.«
    »Ja, Torakido- sama . Vielen Dank. Und gute Nacht.«

30
     
    Das Lagerhaus besteht aus sechs Stockwerken schmieriger Ziegel mit einem Flachdach. Es ist
    rechteckig und sehr breit, und es steht nördlich der Franklin Bridge und östlich der Autobahn inmitten der zusammengedrängten Konfusion aus Straßen und Gebäuden zwischen Highway und Flußufer. Das grelle Neonschild auf dem Dach des Lagerhauses verkündet:
     
    D ELGATO - U MZÜGE UND E INLAGERUNG P HILADELPHIAS PRIMA U MZUGSUNTERNEHMEN  
     
    Axle hängt beinahe reglos fünfhundert Meter über dem Schild in der Nacht. In Wirklichkeit sitzt er in Bodenhöhe in einem Lieferwagen, aber das ist ein triviales Detail. Er hat sich in sein stark modifiziertes Mitsuhama Kontrolldeck eingestöpselt und fliegt seine Aerodesign Condor LDSD-23 Überwachungsdrone. Es ist, als schwebe er in einem Ballon. Wasserstoffzellen sorgen für den Auftrieb. Rotorblätter halten ihn in Position. Seine Augen sind Versatek-Kameras mit Infrarotverstärker und einem Head-Up-Display in Zielerfassungsmodus, das ihn mit Daten aus seinem Bodenradar füttert. Er kann praktisch die ganze Welt unter sich sehen, alle Richtungen gleichzeitig, als schaue er durch ein Superweitwinkelobjektiv, aber ohne die damit verbundene Verzerrung. Die Zielerfassung lenkt seine Aufmerksamkeit auf alles, was sich in der Umgebung des Lagerhauses bewegt.
    Ratten, ein Schwarm Vögel, eine streunende Katze - noch eine Stunde, und er krepiert an unendlicher Langeweile.
    »Irgendwas zu sehen?« fragt Hammer.
    Die Stimme rüttelt seinen Verstand auf seltsame Weise durch. Für einen Augenblick verliert er den Kontakt zu dem eingestöpselten Analogon seiner Dronensinne, und er sitzt wieder hinter dem Steuer des Lieferwagens. Er muß gelangweilt sein. Ein Bild, mehr eine Erinnerung, schießt ihm durch den Kopf. Er sieht den Lieferwagen von innen, Hammer auf dem Beifahrerseitz, Mickey, Dog Bite und Dana hinten. Angel, die Deckerin, haben sie vor ein paar Stunden in Danas alter Bude abgesetzt.
    »Axle!« grollt Hammer.
    Doch abgesehen von dem leuchtenden Neonschild auf dem Dach und ein paar Scheinwerfern, die Türen und die Verladerampe auf der Rückseite beleuchten, ist das Lagerhaus dunkel. Und verlassen. »Nichts rührt sich.«
     
    Hammer grunzt.
    Axle wäre nicht überrascht, wenn sich die heutige Überwachungsaktion als reine Zeitverschwendung erweisen würde. Die Schnalle, die sie hergeführt hat, behauptete, Striper habe eine Bude im Obergeschoß des Lagerhauses. Schön, es gibt eine Wohnung dort oben, aber keine Striper. Dana hat das ganze Lagerhaus astral untersucht, nicht nur einmal, sondern bereits zweimal, und alles, was sie dabei entdeckt hat, ist eine leere Wohnung und ein Haufen Umzugskisten. Das einzig Ungewöhnliche, von dem sie zu berichten wußte, war eine ›Atmosphäre der Gewalt‹. Was das bedeuten soll, weiß keiner so recht. Axle nimmt an, daß das Lagerhaus in der Vergangenheit einmal Schauplatz einer Gewalttat war, aber er hat keinen Schimmer, wie das mit ihrer jetztigen Situation zusammenhängt, falls es überhaupt einen Zusammenhang gibt. Offensichtlich weiß Dana auch nicht mehr.
    Plötzlich ertönt ein warnendes Summen in seinen Ohren. Ein Fadenkreuz huscht über sein Blickfeld. Automatisch zoomt er näher heran. Weit unten, in den tiefen Schatten zwischen den Häusern, bewegt sich irgend etwas auf das Lagerhaus zu.
    »Kontakt«, sagt er kurz und bündig.
    Hammer verlangt Daten, aber einstweilen ignoriert Axle das. Sein Infrarotverstärker zeigt ihm die rötliche Silhouette einer zweibeinigen Gestalt, schlank genug, um eine Frau zu sein, die auf den Deckel eines Müllcontainers klettert und dann über einen Stacheldrahtzaun springt. Einen Augenblick später ist der Radarkontakt hergestellt, und er setzt den Lichtverstärker ein. Dadurch sieht die Gasse

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