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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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und nicht mit jedem Hans und Franz in die Kiste gesprungen waren, nur weil die einen harten Schwanz hatten und ein bisschen Kohle in der Tasche.
    Aber die Zeiten hatten sich geändert. Mit der Moral hatten sich auch die sonstigen Sitten gelockert. Wenn sie Eamonns Ehefrau gewesen wäre, hätte er Respekt vor ihr gehabt. Aber so war sie eben nur dessen Tussi gewesen, und für so eine hatte Danny keinen Funken Mitleid.
    So klar war die Sache für ihn. Er würde den Jungen jetzt in die Hände seines Vaters geben und ihm ein paar Pfund zustecken. Dann würde er ihm raten abzuhauen, und zwar so schnell und so weit wie möglich, bevor Harvey seine Netze auswarf. Unvorstellbar, dass dieser Wahnsinnige den Mord an seiner Tochter nicht rächen würde.
    Absolut unvorstellbar.
     
    Father Seamus Jensen hatte Eamonn die Beichte abgenommen und trank jetzt einen doppelten Irish Whiskey, während er dem Vater des Jungen mit seiner Leier von ihrer gemeinsamen Heimat zuhörte und den Kontakten, die sie dort hatten. Der Priester wollte gar nicht gerne daran erinnert werden, dass er aus einer weit verzweigten Familie von Ganoven und Aufrührern stammte. Wollte eigentlich nicht daran erinnert werden, dass sie Cousins mütterlicherseits waren, und mochte ganz sicher
nicht hören, wie oft sie als junge Männer zusammen gezecht hatten.
    Seamus Jensen war in den Priesterstand getreten, weil man ihn dazu gezwungen hatte. Sein Vater war ein bekannter IRA-Mann gewesen und hatte, bevor er im Mountjoy Jail von den Engländern hingerichtet worden war, noch dafür gesorgt, dass sein jüngster Sohn einen anderen Weg einschlug als er. Er war der Kirche beigetreten und hatte nach ein paar Monaten Gott jeden Tag aufs Neue für die Chance gedankt, ihm dienen zu dürfen. Er bediente sich durchaus auch selbst, aber verlor darüber so gut wie kein Wort.
    Jetzt war er Ende siebzig und hatte viel Freude an seinem Leben. Er hatte seinen Whiskey, seine Haushälterin - eine vortreffliche Frau, die Presskopf so vorzüglich bereiten konnte, als stammte sie aus Cork - und in seinem Pfarrhaus ein Dach über dem Kopf. Zudem wurde er respektiert und geachtet, was das Wichtigste war.
    Er wollte keinen irischen Abschaum in seinem Haus. Er zog es vor, seine Landsleute als Dichter und Sänger zu sehen und als schwer arbeitende Männer, denen Unrecht getan wurde. Die Dochertys hingegen und ihresgleichen waren wie ein Krebsgeschwür im Staatswesen. Und doch war ihm klar, dass er ihnen helfen musste.
    Der Junge hatte zwar ein armes junges Mädchen umgebracht, aber Father Seamus bedachte sehr wohl, dass es Männer wie Docherty waren, die wieder und wieder seinen Klingelbeutel füllten und dabei ihre Lieder über die schönen Töchter Irlands sangen und die alten Kriege gegen die Briten, aber gleichzeitig Sorge trugen, dass die Soldaten Irlands Stiefel an den Füßen hatten und Waffen in der Hand. Es würde da draußen bald zu lautstarken Krawallen kommen, und es waren Blödmänner wie Docherty, die dafür sorgten, dass Geld dafür da war.
    »Ich muss ein paar Anrufe machen. Schenkt euch was zu trinken
ein, und ich will mal sehen, was sich tun lässt, okay?«, sagte Father Seamus.
    Eamonn Junior nickte und sagte feierlich: »Möge der Himmel mit Euch sein, Father Jensen.«
    Seamus verdrehte die Augen und sagte leicht gereizt: »Das kann warten, noch wandle ich auf der vermaledeiten Erde!«
    Eamonn stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als der Mann den Raum verließ. So wie er selbst würde auch der Priester seinem Sohn helfen. Und doch hätte er am liebsten laut gerufen: Warum?
    Warum musste er seinem Sohn nach alledem, was der getan hatte, jetzt helfen?
    Ihm fiel dazu nur ein, dass es so schön hieß: Blut ist dicker als Wasser.

Kapitel neunzehn
    Seamus Jensen hatte die Absprachen schnell getroffen. Als er zu den beiden Männern zurückkehrte, sahen sie ihm den Widerwillen an.
    »Heute Abend könnt ihr weg. Ich hab mich mit ein paar Freunden in Verbindung gesetzt, und um Mitternacht verlasst ihr auf einem Schiff das Land.«
    »Wohin fahren wir?« »Nach New York, ihr beide. Es kostet euch die tausend von Mr. Dixon, aber die ist es auch wert. Man besorgt euch Papiere, alles, was ihr braucht, um dort drüben zu leben und zu arbeiten. Aber man erwartet auch, dass ihr euch irgendwann einmal erkenntlich zeigt.«
    Eamonn Senior nickte. Er kannte sich gut genug aus, um mit einer solchen Bedingung gerechnet zu haben.
    »Denen liegt anscheinend was an meinem Jungen. Und man

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