Die Aufsteigerin
habe.«
»Joey kommt heute Abend später noch vorbei, und dann gibt es wieder was zu lachen«, tröstete er sie. »Das Leben ist das, was du draus machst, Mädchen, vergiss das nie. Es ist genau das, was du, ich oder die alte Schachtel da am anderen Tisch mit dem Gesicht wie ein plattgeklopfter Hintern daraus machen - capisci ? Wie der Italiener so schön zu sagen pflegt.«
Cathy lachte wieder, aber leise und verzagt. »Ich hab ihn geliebt, Desrae. Ich hab ihn doch so sehr geliebt.«
»Es werden dir noch einige mehr über den Weg laufen, bevor du den Richtigen gefunden hast und ans Heiraten denkst. Merk dir meine Worte, Liebes«, sagte er sanft. »Bei deinem Aussehen und deiner lieben Art hast du die freie Auswahl.«
Cathy sah ihm in die Augen und sagte voller Ernst: »Für mich ist keiner dabei, Desrae. Niemals wieder.«
Ihre Stimme klang so überzeugt und so ernst, dass er einen Moment lang vergaß, ein junges Mädchen vor sich zu haben. Sie sprach mit der resignierten Abgeklärtheit einer uralten Frau.
Eamonn Senior war ziemlich betrunken und kapierte einfach nicht, was man ihm erzählte. Jimmy Salter wollte ihm weismachen, dass sein Sohn sich noch mehr Probleme eingehandelt hatte.
»Probleme? Gottverdammte Probleme? Der Junge heißt mit Vornamen Probleme«, sagte er leichthin und rülpste. »Jetzt mach dich davon und lass mich zufrieden.«
Jimmy Salter wäre am liebsten vor Wut in den Luft gegangen. Danny Dixon hatte ihm aufgetragen, den älteren Mann zu ihm zu bringen, und den Auftrag musste er ausführen. Er wollte nicht in die Sache verwickelt werden, und jetzt war er es. Jetzt steckte er bis zum Hals drin.
Er reckte seinen Ballonkopf dem großen Iren entgegen und zischte: »Dein Junge hat Caroline Harvey umgebracht. Jetzt will Danny Dixon dich sprechen, und du wirst mitkommen. Er hat mir aufgetragen, dich hinzubringen, und genau das hab ich vor.«
Irgendwie begriff Eamonn, dass diese Probleme ernst waren, so ernst, dass sogar der liebe Gott im Himmel sich den Kopf zerbrochen hätte. Er schnappte sich seine Jacke, folgte dem Mann und kletterte in dessen Lieferwagen. Mit Genugtuung sah Jimmy Salter, dass der Schock den Mann ernüchtert hatte.
»Er hat also die kleine Caroline umgebracht?«
Jimmy nickte. »Zu Brei hat er sie geschlagen! War gar nicht mehr wiederzuerkennen.«
Eamonn schüttelte den Kopf, fassungslos über das, was er hören musste. »War doch so ein süßes Ding, warum sollte er ihr das antun?«
Jimmy fuhr stumm weiter. Auf eine solche Frage gab es keine Antwort.
»Himmelkreuzdonnerwetter! Ist der Bengel denn völlig durchgeknallt? Bist du sicher, dass er’s getan hat, dass er ihr nicht nur ‘ne Lektion erteilen wollte und ein bisschen zu grob geworden ist?«
Jimmy fuhr an den Straßenrand und sah den Mann neben sich an. »Ich musste ihn von dem armen Ding wegzerren. Er hatte sie bereits so zusammengeschlagen, dass nur noch blutiger Brei übrig war. Und würdest du mich jetzt bitte in Ruhe lassen, damit ich dich zu Dixon bringen kann. Ich will möglichst bald zum Tee nach Hause. Nicht dass ich sonderlich Appetit hätte, wo ich doch weiß, dass die kleine Hure ein Stockwerk unter meiner Küche liegt, und zwar als Leiche.«
Für den Rest der Fahrt blieb Eamonn stumm. Inzwischen war er stocknüchtern.
Danny Dixon saß in der Zwickmühle.
Eamonn hatte die Tochter eines Mannes umgebracht, der im ganzen East End als manischer Irrer bekannt war. Sogar von Broadmoor aus besaß Harvey großen Einfluss. Durch Besuche und Briefe hielt er seine Kontakte aufrecht. Es hieß, er sei ein fleißiger Briefschreiber, und er hielt sich zugute, ein Mann zu sein, mit dem zu rechnen war.
Wenn Danny dem Jungen half, würde Harvey davon erfahren, und eine Menge anderer Leute würden sich deswegen ebenfalls gegen ihn wenden. Ein Mann konnte andere Männer ermorden, durfte sie zum Krüppel machen oder in die Luft
sprengen. Doch wenn derselbe Mann einer Frau etwas zuleide tat oder gar einem Kind, dann hatte er die öffentliche Meinung einhellig gegen sich.
Was ihn selbst betraf, nahm Danny an, dass Caroline wahrscheinlich provoziert hatte, was mit ihr geschehen war. Das traf auf die meisten Frauen ihrer Art zu. Sie hatte ihren Namen und den Ruf ihres Vaters benutzt, um zu bekommen, was sie wollte. Sie war nichts als eine Schlampe gewesen, wie viele der Mädels im East End. Er zog die Frauen aus seiner Jugendzeit vor, die gute Mädchen gewesen waren, die ein anständiges Leben geführt hatten
Weitere Kostenlose Bücher