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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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Wiedergutmachung sorgen und dabei seinen Stolz hinunterschlucken.
    Alle, die von Docherty gehört hatten, schienen sich auf seine Seite zu schlagen. Die Italiener mochten echte Männer. So einer und mehr als das schien Docherty zu sein. Er war, wie alle Eltern sich ihren Sohn wünschten: zäh, stark und sympathisch.
    Paul beugte sich der Anordnung seines Mentors und konzentrierte sich umgehend auf eine Strategie, der Situation mit einem möglichst geringen Verlust an Ansehen und ohne größere Demütigung Herr zu werden.
     
    Mit der Hand in der Jackentasche ging Eamonn durch Little Italy. Dieses italienische Viertel in Lower Manhattan grenzte direkt an Chinatown, und die verschiedenen Kulturen griffen ineinander über, so dass man fast den Eindruck hatte, in das bunte Treiben eines Volksfests geraten zu sein. Die Geschäftsgebäude und mehrstöckigen Mietshäuser waren aus Sandstein und mit leuchtend bunten Feuerleitern ausgestattet. Hier wurden im Schutz der respektablen Fassaden zahlreiche windige Geschäfte gemacht.
    Das Herz schlug Eamonn bis zum Hals, als er sich dem Restaurant in der Canal Street näherte - Angelo’s, wo sich die tonangebenden Mitglieder der Familie DeMarco besonders gern aufhielten.
    Wenn er verhindern wollte, dass es zu weiteren Zwischenfällen
kam, dann musste er sich den beteiligten Leuten stellen und sich entschuldigen. Das schuldete er Jack und Petey Mahoney. Wenn er sich opfern musste, dann blieb ihm nichts anderes übrig. Er wusste, dass seine Chancen nicht besonders gut standen, ob er nun davonlief oder seinen Widersachern aufrecht entgegentrat.
    Fünf Minuten später stieg Eamonn die Treppen zum privaten Versammlungsraum hinauf, in dem Paul Santorini und seine Männer die gegenwärtige Situation diskutierten. Wie alle wussten, bestand der Don darauf, dass so schnell wie möglich eine Lösung gefunden wurde. Alle wussten auch, dass Paul inzwischen erheblich an Gesicht verloren hatte. Als Eamonn den Raum betrat, verstummten die Anwesenden und sahen ihn argwöhnisch an.
    Er wurde von zwei Männern gefilzt und dann noch von einem dritten gründlich abgetastet, bevor man ihm erlaubte, an den Tisch zu treten, an dem die zehn Gangster saßen, die Paul Santorini am nächsten standen.
    Maria war vergessen, als die beiden Männer Augenkontakt aufnahmen.
    Paul war beeindruckt von dem Fremden, der vor ihn getreten war. Es bedurfte einer Menge Schneid, sich in die Höhle des Löwen zu wagen.
    Eamonn stand respektvoll vor ihnen, die Hände sichtbar für alle vor sich verschränkt und den Kopf gerade weit genug gesenkt, um Reue zu signalisieren, ohne den Eindruck von Furcht zu erwecken. Sein blendendes Aussehen und seine kraftvolle Gestalt machten auf die Männer am Tisch Eindruck. Sie durften sich jedoch nicht äußern, bevor ihr Capo als Erster das Wort ergriffen hatte.
    Paul ließ sich Zeit. Schließlich sagte er mit einem Stoßseufzer: »Welchem Anlass verdanke ich das Vergnügen?«
    Eamonn sah dem Mann ins Gesicht und antwortete wahrheitsgemäß: »Ich hielt es für richtig, hier zu erscheinen, um die
Wogen zu glätten. Mir ist bewusst, dass ich Sie und Ihre Familie sehr gekränkt habe. Dafür entschuldige ich mich und ersuche Sie mit allem Respekt, Vergeltung ausschließlich an mir persönlich zu üben und meine irische Familie zu verschonen. Sie hat dies alles nicht gewollt. Ich fühle mich doppelt verantwortlich, denn durch mich haben meine Leute sowohl Geld wie Ansehen verloren.«
    Er sprach fast so blumig wie ein Italiener, und die Männer erwärmten sich sofort dafür. Seine Stimme klang fest und kräftig. Sie verriet nichts von der Furcht, die er zweifellos spüren müsste.
    »Die Freundschaft zwischen unseren beiden Völkern hat meine irischen Landsleute immer mit Stolz erfüllt. Viele Jahre lang haben wir Seite an Seite gelebt und sind unseren jeweiligen Interessen nachgegangen. Dass ich mich in Ihre Tochter verliebt habe, war egoistisch und falsch. Ich erbiete mich daher, Ihnen und Ihrer Familie Wiedergutmachung zu leisten, und ersuche Sie höflichst, mir zu sagen, was ich tun kann, damit Sie vergessen, was geschehen ist, und wir alle zur gewohnten Basis gegenseitigen Respekts und Vertrauens zurückkehren können.«
    Sein englischer Akzent überraschte sie. Er hatte gar nichts von dem breiten irischen Tonfall, den sie erwartet hatten.
    Paul war hocherfreut. Dass Docherty gekommen war und so zu ihm gesprochen hatte, machte viel Gesichtsverlust wett. Ihr Ansehen war allen Italienern

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