Die Aufsteigerin
und dann in beide Knie und beide Ellbogen geschossen. Danach bin ich bei ihm geblieben, bis er starb - ich bringe einen Job gern ganz zu Ende. Sie finden ihn in seinem Haus, im Spielezimmer.«
Don Pietro schloss die Augen und nickte. »Ich werde tun, was Sie verlangen, denn diese Probleme habe ich selbst auch nicht gewollt. Eigentlich war es eine Familienangelegenheit. Männer und ihre Töchter, hm?«
Connell blieb ungerührt. »In der IRA lassen wir Familiäres außen vor. Das müssen wir auch, denn wir sind Soldaten, und darin unterscheiden wir uns von Ihnen, wie ich ja bereits sagte. Für unsere Sache kämpfen Frauen, neben denen Ihre Killer wie Schmusekätzchen aussehen würden.«
Der Don beugte stumm den Kopf und fragte sich, wann der andere Mann endlich gehen würde.
Connell kippte seinen Brandy und stand auf. Er streckte eine behaarte Pranke aus und lächelte begütigend. »Nichts für ungut, Sir, es war eine rein geschäftliche Angelegenheit.«
Der Don schüttelte ihm die Hand.
Als Connell fort war, setzte er sich, leerte ebenfalls sein Brandyglas und fragte sich nur, welche Zukunft einer Welt blühte, in der Männer wie dieser frei herumlaufen durften.
Kapitel fünfundzwanzig
Eamonn öffnete die Augen und ließ den Blick durchs Zimmer schweifen. Überall Blumen und Karten. Noch verschwamm alles vor seinen Augen.
Als er sich bewegte, spürte er einen Schlauch an der Seite, und ihm dämmerte, dass er in einem Krankenhaus sein musste. Als er sich erinnerte, was geschehen war, vergoss er Tränen der Erleichterung. Eine muntere Krankenschwester betrat das Zimmer und fragte lächelnd: »Sie sind also wach?«
Eamonn versuchte nochmals, klar zu sehen, aber es war vergeblich. Die junge Frau lachte. »Sie sind während der ganzen letzten Woche immer mal wieder aufgewacht. Entspannen Sie sich, bevor Sie sich’s versehen, wird alles wieder sein wie immer.«
Eamonn fühlte sich hoffnungslos schwach, aber sein Verstand funktionierte. Er bemühte sich, die Augen offen zu halten, denn bestimmt gab es etwas, das er tun musste, bestimmt galt es, eine Schlacht zu schlagen.
Er sank in Schlaf. Petey und Jack wurden telefonisch darüber informiert, dass sich sein Zustand gebessert hatte, und atmeten auf.
Die Mahoneys versuchten zu verstehen, was geschehen war. Santorini war unter so bizarren Umständen gestorben, dass es überall Schlagzeilen machte. Die Männer der Mafia kannten kein anderes Gesprächsthema. Sie waren mit allen möglichen schockierenden und abstoßenden Mordszenarien vertraut, aber
die blasphemische Weise, auf die Santorini von der IRA gekreuzigt und hingerichtet worden war, hatte sogar sie erschüttert.
Den Mahoneys wurden neuerlich Respekt und eine gewisse widerwillige Bewunderung zuteil, und das kam allen Iren zugute.
Die Geschichte vom Hausbesuch bei Don Pietro wurde unter Verschluss gehalten, damit nicht ein paar Chaoten, die solche Respektlosigkeit nicht schlucken mochten, einen Zwischenfall provozierten.
Indessen suchte Petey Mahoney die Mädchen aus, die in seinem neuen Etablissement arbeiten sollten. Er war entschlossen, sich seinem Bruder zu beweisen und eine weitere Bar zu eröffnen, die jener in Harlem glich, aber weniger anrüchig sein sollte.
Darunter verstand Petey, dass die Mädchen sauber waren, große Titten vorzuweisen hatten und hübsche Gesichter besaßen. Er hatte das Geld, die Power und das Knowhow. Jack würde es für eine großartige Idee halten, und er selbst freute sich schon auf das Schulterklopfen.
Petey und Jack war inzwischen aufgegangen, dass die Italiener jetzt tatsächlich mit ihnen an einem Strang zogen und die Zukunft rosig aussah. Die neue Bar mit dem Namen Petey’s Place sollte schon vor Ablauf der Woche eröffnen. Für die Ausschanklizenz war gesorgt, und die Lokalität, ein alter Spielclub, war mit Goldanstrich und neuen Brokatvorhängen verschönert worden. Sogar den Tresen hatte man lasiert, und die alten Tische und Stühle waren zum ersten Mal seit Jahren abgescheuert und poliert worden. Rosa Beleuchtung sorgte für eine behagliche und intime Atmosphäre.
Petey war stolz.
Er ließ die Mädchen im Lautrec’s antreten, der kleinen Obenohne-Bar eines Freundes. Auf der Straße hieß es, der neue Club sei für Männer mit viel Geld gedacht. Folglich waren die meisten Mädchen aus den weniger anspruchsvollen Bars in ihrer
ganzen aufgetakelten Pracht aufgekreuzt, Lipgloss und Plateauschuhe in Hülle und Fülle, und der Geruch von billigem Parfüm
Weitere Kostenlose Bücher