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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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Er hatte mit Eifersucht auf die Gefühle reagiert, die Cathy
für Eamonn Docherty offenbarte, der nach seiner Überzeugung für das Mädchen nicht gut war. Er hatte eine Nase für Leute wie Eamonn und roch sie schon meilenweit. Klar, sie kleideten sich adrett und sahen nett aus. Zu nett. Sie griffen sich die Menschen auf dem Weg durchs Leben, quetschten sie aus wie Zitronen und warfen sie einfach fort.
    Ja, er kannte die Eamonn Dochertys dieser Welt.
    Desrae hatte Cathy vor ihm schützen wollen, weil er sah, dass dieser Mann wie ein Raubtier war. Aber in seinem Verdruss hatte er jetzt verraten, was mit Madge war. Das bereute er im selben Moment.
    Die ganze Zeit hatte Cathy gedacht, dass es ihrer Mutter den Umständen entsprechend gut ging und dass sie es in Holloway leicht hatte.
    Desrae griff nach ihrer Hand, aber Cathy wich zurück.
    »Wie kannst du es wagen, Desrae? Wieso kannst du entscheiden, was ich wissen darf und was nicht? Ich bin inzwischen eine Frau und hab das Recht zu wissen, was mit meinen Leuten geschieht. Tut mir leid, dass du Eamonn nicht magst, aber da hast du Pech, denn ich liebe ihn und hab ihn immer schon geliebt. Er ist der Bruder, der Geliebte und der Ehemann, den ich niemals haben werde, weil ich nicht wie normale Frauen leben kann. Das weißt du, Desrae, und deswegen wohne ich ja auch in dieser lächerlichen rosa Puppenstube zusammen mit einer schrillen Tunte, die meint, bestimmen zu können, mit wem ich spreche, mit wem ich Umgang habe und um wen ich mich kümmere. Diesmal bist du zu weit gegangenen, Desrae. Für meine Mutter bin ich verantwortlich. Ich geh jetzt zu Susan P. und finde heraus, was wirklich los ist.«
    Desrae hatte Cathy noch nie so in Rage erlebt. Wie sehr er sich wünschte, dass Joey da wäre. Er hätte Docherty die Flügel gestutzt. Aber Joey war nicht da und würde auch nie wieder da sein - und je eher sich Desrae damit abfand, desto besser würde es für alle sein.

    Susan P. kam vom Friseur, als sie Cathy Duke in Richtung ihrer Wohnung in Knightsbridge gehen sah. Sie ließ ihr schwarzes Taxi halten und winkte.
    »Was ist los? Ist was passiert?« Sie erkannte deutlich, wie angespannt Cathys bleiches Gesicht aussah.
    »Bitte, können wir nach drinnen gehen, Susan? Ich müsste mit Ihnen sprechen.«
    Fünf Minuten später hatten sie es sich in Susans Wohnung mit großen Irish Coffees und Zigaretten bequem gemacht. Cathy wartete noch einen Moment, bevor sie mit verhaltenem Zorn fragte: »Warum haben Sie und Desrae mich über meine Mutter im Dunklen gelassen? Welches Recht hatten Sie dazu?«
    Susan hörte der jungen Frau schweigend zu und fragte sich, wie sie reagieren sollte. Sie könnte die Unschuldige spielen, aber sie hatte es schon seit langer Zeit nicht mehr nötig, jemandem etwas vorzuspielen. Sie könnte es sich leichtmachen, das Mädchen angreifen und behaupten, die Beschuldigung sei unfair. Oder sie könnte Cathy einfach zum Teufel jagen.
    Cathy sah der Frau in die Augen, der sie vertraute und die sie als Freundin liebte. Die leidvolle Miene der jungen Frau veranlasste Susan P., zum ersten Mal seit vielen Jahren frei von der Leber weg zu reden.
    »Ich war zwanzig, als ich nach Soho kam«, begann sie. »Das ist nach heutigen Maßstäben alt, ich weiß, aber Anfang der fünfziger Jahre war es für viele Frauen, mich eingeschlossen, noch das Alter der Unschuld. Ich hatte aber ein paar Wochen zuvor ein Baby bekommen, einen Jungen. Ich musste ihn zur Adoption weggeben und hatte große Probleme damit. Im Heim für ledige Mütter haben sie mich nur drei Wochen behalten und dann mit einem Tritt in den Hintern rausgeschmissen. Ich hätte eine schreckliche Sünde begangen, sagten sie, und ich solle es ja nicht wieder tun. Du musst verstehen, mein Kind war die Frucht einer Vergewaltigung.«

    Sie sah Cathy eindringlich an und zog noch einmal an ihrer Zigarette, bevor sie weitersprach.
    »Der Vater meines Kindes war gleichzeitig auch sein Großvater. Mein Vater hatte mich vergewaltigt, seit ich fünfzehn war. Meine Mutter war gestorben, und ich denke, er fühlte sich einsam. Nach ihrem Tod wandte er sich mir immer mehr zu, und ich dachte, das sei eben so. Ich war völlig arglos, und als mein Vater zu mir ins Bett kletterte, dachte ich, dass er Trost suchte, was er natürlich auch tat. Nur versprach er sich leider Trost durch Sex. Irgendwie wusste ich, dass es nicht richtig war, und sagte es ihm auch. Ich hatte nicht die geringste Ahnung von Sex, hatte noch nicht einmal mit einem

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